Berlin. Mehr als jeder dritte Beschäftigte bei Bund, Ländern und Kommunen hat die eigene Arbeitszeit reduziert. Darauf gibt es noch zu wenig Antworten.
Geld ist nicht alles. So lassen sich die Ergebnisse des Personalreports zum öffentlichen Dienst zusammenfassen. Denn immer mehr Beschäftigte bei Bund, Ländern und Kommunen entscheiden sich dazu, in Teilzeit zu arbeiten. Zuletzt ging die Teilzeitquote laut dem Report des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) erneut nach oben, liegt bei 35,1 Prozent.
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Wichtig ist, die DGB-Zahlen richtig zu lesen: Nicht überall ist der Teilzeit-Notstand groß, die Arbeitsbelastung nicht überall gleich. Grundsätzlich ist die Teilzeitquote dort höher, wo mehr Frauen beschäftigt sind. Bei der Polizei zum Beispiel arbeiten nur elf Prozent der Belegschaften in Teilzeit. Bei den kommunalen Kitas hingegen haben fast zwei Drittel der Erzieherinnen und Erzieher weniger Zeit für den Job eingeplant als möglich wäre. Und auch in Schulen und im Gesundheitsweisen ist fast jeder zweite Beschäftigte nur in Teilzeit tätig.
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Öffentlicher Dienst: Teilzeit zu verteufeln, kann nicht die Lösung sein
Viele Beschäftigte im öffentlichen Dienst wählen Teilzeit nicht nur aus familiären Gründen, sondern auch als Selbstschutz. Fast 40 Prozent der befragten Teilzeit-Mitarbeiter sagt, dass Vollzeit zu sehr belasten würde. Daraus muss man die richtigen Schlüsse ziehen. Falsch wäre es jedenfalls, Teilzeit grundsätzlich zu verteufeln. Wer kleine Kinder hat oder Angehörige pflegt, muss die Option haben, die eigene Arbeitszeit zu reduzieren.
Grundsätzlich braucht der öffentliche Dienst aber weitere Reformen. In deutschen Amtsstuben muss die Arbeit digitaler und effizienter werden, auch, um vielleicht Kapazitäten freizusetzen. Auf Kitas und Schulen hingegen darf man diesen Reformprozess nicht übertragen. Wer an Kindern spart, spart an der Zukunft. Langfristig ist es deshalb nötig, noch mehr Menschen für diese Arbeit zu begeistern.