Stockholm. Das verdächtige Schiff „Yi Peng 3“ liegt weiter in internationalen Gewässern vor Anker. Jetzt verlieren Nato-Staaten die Geduld.
Nach dem mutmaßlichen Sabotageakt an zwei Datenkabeln in der Ostsee geht das diplomatische Ringen um einen verdächtigen Frachter aus China weiter. Die „Yi Peng 3“ hatte sich zum jeweiligen Zeitpunkt in der Nähe der Bruchstellen befunden.
Derzeit ankert das Schiff im Kattegat zwischen Dänemark und Schweden – also in internationalen Gewässern. Nun scheint den Skandinaviern die Geduld auszugehen.
„Von schwedischer Seite aus haben wir Kontakt mit dem Schiff und mit China gehabt und dargelegt, dass wir möchten, dass sich das Schiff in schwedische Gewässer bewegt“, sagte Schwedens Ministerpräsident Ulf Kristersson am Dienstag auf einer Pressekonferenz in Stockholm.
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Ostsee-Kabel beschädigt: Schweden fordert Antworten
Darin liege kein Vorwurf, sondern der Wunsch Schwedens zu einer Zusammenarbeit bei der Aufklärung der Vorfälle. „Damit wir verstehen, was passiert ist“, betonte Kristersson.
Eine Antwort habe man von der Besatzung noch nicht erhalten. Auch eine Reaktion aus Peking auf die Forderung blieb aus. Bislang weißt China jede Verantwortung für die beschädigten Kabel zurück.
Die Defekte waren vor einer Woche binnen 24 Stunden aufgefallen. Zunächst hatte der Betreiber Cinia einen Schaden an dem Unterseekabel C-Lion1 festgestellt, das in den Tiefen der Ostsee zwischen der finnischen Hauptstadt Helsinki und Rostock verläuft. Seitdem ist die Kommunikation über die Leitung unterbrochen.
Kurz darauf wurde bekannt, dass keine 24 Stunden zuvor auch das Kabel Arelion zwischen der schwedischen Insel Gotland und Litauen beschädigt wurde. Die Ursache ist bislang nicht geklärt.
Ostsee-Staaten sprechen von Sabotage
Jedoch hielt sich die „Yi Peng 3“ in beiden Fällen ausgerechnet zum passenden Zeitpunkt an den Bruchstellen auf, nachdem sie zuvor einen russischen Hafen passiert hatte. Der 2001 gebaute Frachter befindet sich im Besitz der chinesischen Firma Ningbo Yipeng Shipping.
Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) sagte im Zusammenhang mit den Vorfällen, dass von „Sabotage“ ausgegangen werden müsse. Die Regierungen mehrerer Ostsee-Staaten schlossen sich dieser Sichtweise an. Konkret nahmen Schweden und Finnland Ermittlungen wegen möglicher Sabotage auf. Die deutsche Bundespolizei leitete nach eigenen Angaben „Vorermittlungen“ ein.
Auch Behörden weiterer Länder an der Ostsee gehen der Frage nach, ob die Kabel vorsätzlich beschädigt wurden. Mutmaßungen, es könne sich um Sabotage im Zusammenhang mit dem russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine handeln, wies der Kreml als „lächerlich“ und „absurd“ zurück. Nun muss über den Kurs der „Yi Peng 3“ also international verhandelt werden.
„Yi Peng 3“ auf der Ostsee eingekreist
Derzeit ist der chinesische Frachter auf der Ostsee einkreist: Schiffe mehrerer Nato-Staaten befinden sich Trackingdiensten zufolge in der Nähe seines Ankerplatzes. Sowohl die dänische Marine als auch die schwedische Küstenwache überwachen das Schiff seit Tagen.
Zuletzt stieß ein auf Untersuchungen unter Wasser spezialisiertes Schiff der finnischen Küstenwache dazu. Von der deutschen Bundespolizei kreuzte die „Bamberg“ am Sonntag südlich der schwedischen Insel Öland.
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Solange das chinesische Schiff an seinem derzeitigen Standort verbleibt, können die Behörden es nicht zur Fahrt in einen Hafen zwingen. Auch an einer Weiterfahrt in internationalen Gewässern kann die Besatzung nicht gehindert werden. Doch die schwedische Regierung versichert: Sobald der Frachter ablege, „werden wir ihm folgen“.