Berlin. Die Flexirente soll einen bequemen Übergang in den Ruhestand ermöglichen. Wo Fallstricke drohen und wie man den eigenen Arbeitgeber informiert.

Ist die Rente noch sicher? Was können Versicherte privat tun, um im Alter auch finanziell sorgenfrei leben zu können? Sandra Klug ist Altersvorsorge- und Rentenexpertin bei der Verbraucherzentrale Hamburg. An dieser Stelle beantwortet sie regelmäßig Fragen zu den Themen private Vorsorge und Rente. Heute: Was Arbeitnehmer über die Flexirente wissen sollten.

Frau Klug, Flexirente – was ist das eigentlich? Wie funktioniert das?

Sandra Klug: Die Flexirente soll älteren Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern einen bequemeren und flexibleren Übergang aus dem Arbeitsleben in die Rente ermöglichen. Sie können eine Teilrente in Anspruch nehmen, auch wenn sie weiterarbeiten. Eine Hinzuverdienstgrenze gibt es für Rentnerinnen und Rentner nicht mehr. So können sie weiterhin Rentenansprüche erwerben.

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Wie viele Versicherungsjahre brauche ich dafür?

Klug: Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer können mit 63 Jahren in Rente gehen, wenn sie mindestens 35 Beitragsjahre angesammelt haben und abschlagsfrei, wenn es mindestens 45 Beitragsjahre sind. Ansonsten müssen sie jeden Monat, den sie eher in Rente gehen, einen Abschlag von 0,3 Prozent hinnehmen. Rentenabschläge lassen sich durch Sonderzahlungen ausgleichen. Auch wenn neben einer (Teil-) Rente weitergearbeitet wird, können Rentenabschläge ausgeglichen werden. 

Was sind die Vorteile an der Flexirente für Arbeitnehmer? Für wen lohnt sich das?

Klug: Es lohnt sich für all diejenigen, die zum Beispiel gerne noch arbeiten, aber gleichzeitig Arbeitszeit reduzieren möchten. Ein Teil der Rente können sie schon in Anspruch nehmen, aber eben auch noch in Teilzeit weiterarbeiten. Auf diesem Weg lassen sich noch weitere Rentenansprüche erwerben, die Rente also noch ein bisschen erhöhen oder Minderungen durch frühere Inanspruchnahme der Rente ausgleichen.

Wie sehen Arbeitgeber das Modell Flexirente?

Klug: Wenn sich das Know-how von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern dadurch länger erhalten lässt, hat sicherlich auch jeder Arbeitgeber etwas gewonnen. Gerade in Zeiten des Fachkräftemangels ermöglicht die Flexirente es so auch, wichtige Expertinnen und Experten länger in den Betrieben zu halten.

Was ist der Unterschied zwischen Flexirente und Teilrente?

Klug: Im Grunde gehört beides zusammen. Flexirente bezeichnet das Gesamtpaket und die Teilrente ist dann das, für das man sich entscheidet, wenn man eben einen Teil der Rente schon in Anspruch nimmt und gleichzeitig weiterarbeitet.

Wie finden Arbeitnehmer heraus, ob sie für die Flexirente infrage kommen?

Klug: Da hilft einem die Deutsche Rentenversicherung. Ich empfehle, dort einen Termin zu vereinbaren und zu besprechen, welche Möglichkeiten es gibt und wie sich diese auf die Rente auswirken. Darüber hinaus kann man sich auch an Rentenberater wenden.

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Gibt es auch Fallstricke bei der Flexirente?

Klug: Da sind natürlich die möglichen Abzüge zu nennen, die man in Kauf nehmen muss, wenn man eben schon mit 35 angesammelten Beitragsjahren in Rente gehen will. Allgemeinen gilt: Wer früher in Rente geht, muss mit Abschlägen rechnen, während längeres Arbeiten über das Rentenalter hinaus zu Zuschlägen führt.

Haben Sie Tipps für Beschäftige, die zu dem Thema das Gespräch mit ihrem Arbeitgeber suchen wollen?

Klug: Ab einer gewissen Größe des Unternehmens haben Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer Anspruch auf Arbeiten in Teilzeit. Grundsätzlich halte ich es für wichtig, für sich die Rahmenbedingungen zu klären und das Gespräch mit dem Arbeitgeber so früh wie möglich zu suchen. Ein Tipp ist, den Dialog in diese Frage zu suchen, also mit dem Arbeitgeber ein Modell zu entwickeln und nicht vollendete Tatsachen zu schaffen.

Aber der Arbeitgeber kann die Flexirente nicht ablehnen, oder?

Klug: Eine ausdrückliche Zustimmung des Arbeitgebers ist nicht zwingend erforderlich. Verdienstgrenzen gibt es keine. Eine Tätigkeit in Teilzeit ist allerdings in manchen Arbeitsumfeldern nicht möglich.

Alle cleveren Tipps von Frau Klug