Bochum. Der Bochumer Teppich-Designer Jan Kath gilt branchenweit als stilbildend. Jetzt steigt die nächste Generation im Familienbetrieb ein.

Als Designer von Luxus-Teppichen hat sich der Bochumer Jan Kath einen Namen gemacht. Zu seinen Kunden gehörten schon der frühere US-Präsident Bill Clinton oder der Rockstar Anthony Kiedis von den Red Hot Chili Peppers. Für die Hochzeit von Fürst Albert und Charlene in Monaco hat Jan Kath einst den roten Teppich geliefert. Jetzt übernimmt die junge Generation im Familienunternehmen Kath zunehmend Verantwortung.

„Wir steigen als nächste Generation in die Firma mit ein“, erzählt der 30-jährige Sanchir Kath, der älteste Sohn des nun 50 Jahre alten Firmengründers. Sanchirs 25-jähriger Bruder Adja Kath betont: „Wir treten bewusst als Team an. Dabei versuchen wir, Jan einige Aufgaben abzunehmen, so dass er mehr Zeit hat, sich um seine Entwürfe zu kümmern. Dabei teilen wir uns die Arbeit untereinander auf. Jeder bringt sich da ein, wo er seine Talente hat.“ Auch Marlene Büsing, die 23-jährige Nichte von Jan Kath, ist mit von der Partie. Sie fungiert als Ansprechpartnerin für Großhändler oder Kunden, organisiert Messeauftritte und Firmenevents.

„Wir sind sehr unterschiedlich“, sagt Adja Kath über seinen Bruder Sanchir und sich. „Sanchir hat seine Stärken im kreativen Bereich, ich im kaufmännischen.“ Entsprechend wollen sie sich auch im Familienbetrieb agieren.

Sanchir Kath (30), der älteste Sohn von Firmengründer Jan Kath: „Wir steigen als nächste Generation in die Firma mit ein“, sagt er.
Sanchir Kath (30), der älteste Sohn von Firmengründer Jan Kath: „Wir steigen als nächste Generation in die Firma mit ein“, sagt er. © FUNKE Foto Services | Lars Heidrich

Ein Gang durch die lichtdurchfluteten, hohen Hallen einer früheren Maschinenfabrik in Bochum gleicht einem Galeriebesuch: Zwischen alten Stahlträgern und Lastkränen präsentiert der Teppich-Designer seine kostspieligen Kollektionen. Die Quadratmeter-Preise für die handgeknüpften Teppiche liegen Unternehmensangaben zufolge zwischen 1200 und 3300 Euro. Bei einer Größe von 7,5 Quadratmetern, die üblich ist, entspricht das Preisen von 9000 Euro bis knapp 25.000 Euro pro Teppich.

Zusammenarbeit mit Innenarchitekten und Designern

„Wir haben ganz unterschiedliche Kunden. Oft arbeiten wir mit Innenarchitekten oder Designern zusammen, aber es kommen auch viele Privatleute zu uns“, berichtet Marlene Büsing. Jan Kath ist der Bruder ihrer Mutter Anna.

Schon der Großvater und der Urgroßvater von Sanchir und Adja Kath sowie Marlene Büsing haben Teppichgeschäfte in Bochum geführt. Es folgte die Gründung der heutigen Firma „Jan Kath Design“, bei der auch die Eltern von Jan Kath, Martin und Ruth, mit eingestiegen sind. „Wir sind mit Teppichen aufgewachsen“, erzählt Sanchir Kath. „Ich kann mich erinnern, dass ich schon als Kind auf den Teppichen in Opas Laden gespielt und dort Chaos hinterlassen habe.“

Auch wenn die nächste Generation im Unternehmen nun stärker in Erscheinung tritt, bleibt Jan Kath „das kreative Herz der Firma“, wie die Familie betont. „Natürlich wollen wir uns mit unseren Ideen einbringen und haben dazu auch die Möglichkeit“, beschreibt Sanchir Kath die Rolle des neuen Teams im Geschäft. „Aber in erster Linie geht es jetzt erst einmal darum zu lernen.“

Marlene Büsing (23) fungiert als Ansprechpartnerin für Großhändler oder Kunden, organisiert Messeauftritte und Firmenevents.
Marlene Büsing (23) fungiert als Ansprechpartnerin für Großhändler oder Kunden, organisiert Messeauftritte und Firmenevents. © FUNKE Foto Services | Lars Heidrich

Zu Jan Kaths Markenkern gehört, den alten Orientteppich modernisiert zu haben. „Als mein Vater seine Arbeit begann, war der Teppich quasi tot“, sagt sein ältester Sohn Sanchir Kath. „Niemand wollte den ,guten alten Perser‘ mehr haben. Jan hat den Teppich entstaubt und quasi neu erfunden.“ Der Bochumer Designer habe den Teppich damit wieder „international salonfähig“ gemacht. „Das ist sein Lebenswerk. Da sind viele Emotionen im Spiel.“

Jan Kath und sein Sohn Sanchir: Kreativarbeit via WhatsApp

Seinen zweiten Wohnsitz hat Jan Kath in Thailand, dort verbringt er viel Zeit. „Mit Jan kommuniziere ich viel über WhatsApp, gerade auch dann, wenn es um die Kreativarbeit geht“, erzählt Sanchir Kath. „Jan ist dauernd auf Reisen. Manchmal meldet er sich zwischen zwei Flügen vom Airport und sagt: ,Du, ich habe eine super Idee.‘ Wir schicken dann oft Bilder hin und her – und am Ende kann eine neue Kollektion entstehen.“

Sanchir Kath hat ein halbes Jahr in Nepal gelebt. Während dieser Zeit und auch danach habe er den tibetischen Knoten für Teppiche „in- und auswendig gelernt“, sagt er. Im Alter von 15 Jahren habe er zum ersten Mal an einem Knüpfstuhl gesessen.

„Mein Vater Jan ist eine starke Persönlichkeit. Ich kann und werde ihn nicht kopieren, aber es ist schön, dass wir uns gegenseitig ergänzen“, sagt Sanchir Kath. „Es ist für mich unglaublich inspirierend, mit ihm zu arbeiten. Dabei hat jeder von uns seinen eigenen Charakter und seinen eigenen Stil.“ Kath habe seine Bildsprache von Beginn an weiterentwickelt. „Wir wollen weiterhin mutig bleiben und uns immer wieder neu erfinden“, betont Sanchir Kath.

Adja Kath (25): „Wir treten bewusst als Team an. Dabei versuchen wir, Jan einige Aufgaben abzunehmen, so dass er mehr Zeit hat, sich um seine Entwürfe zu kümmern.“
Adja Kath (25): „Wir treten bewusst als Team an. Dabei versuchen wir, Jan einige Aufgaben abzunehmen, so dass er mehr Zeit hat, sich um seine Entwürfe zu kümmern.“ © FUNKE Foto Services | Lars Heidrich

Filialen – sogenannte Showrooms – betreibt das Bochumer Unternehmen derzeit in Berlin, Köln, New York, Vancouver und neuerdings auch in Palma de Mallorca. Hinzu kommen zahlreiche weitere Handelspartner an unterschiedlichen Standorten weltweit. Neben Luxusteppichen gibt es einen zweiten Geschäftszweig von Jan Kath: Die Bochumer Firma stattet Läden von großen französischen Modeketten mit Teppichen aus.

Rund drei Monate Handarbeit für 7,5 Quadratmeter

Die Produktionsstandorte für Teppiche von Jan Kath befinden sich in Nepal, Indien, Marokko und Thailand. Mehrere hundert Knüpfer arbeiten für das Familienunternehmen aus dem Ruhrgebiet. Rund drei Monate Handarbeit seien für einen 7,5 Quadratmeter großen Teppich erforderlich, berichten die Designer.

Unternehmensgründer Jan Kath im Bochumer Showroom: Zu seinem Markenkern gehört, den alten Orientteppich modernisiert zu haben.
Unternehmensgründer Jan Kath im Bochumer Showroom: Zu seinem Markenkern gehört, den alten Orientteppich modernisiert zu haben. © FUNKE Foto Services | Jakob Studnar

„Aufgrund der manuellen Fertigung ist jeder Teppich ein Unikat“, erklärt Marlene Büsing (23). „Es kommt auch vor, dass wir Sonderanfertigungen machen. Ein Kunde hat sich Selbstporträts knüpfen lassen. Wir haben auch schon Kunstwerke auf Teppichen abgebildet.“

Für ihn sei mit dem Beginn des Studiums klargewesen, dass er im Familienbetrieb arbeiten wolle, sagt der 25-jährige Adja Kath. Im vergangenen Jahr hat er die Kölner Kath-Filiale geführt. „Jan schenkt uns viel Vertrauen, das wir natürlich nicht enttäuschen möchten. Klar ist, dass wir drei alles geben.“

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