Essen. Geldinstitute gehen unterschiedlich mit Sparbüchern um. Postbank und Deutsche Bank stellen auf Sparcards um. Was die Kunden erwartet.

Man bekommt es zur Taufe geschenkt, zahlt den „Notgroschen“ darauf ein und lässt einmal im Jahr die zuletzt spärlichen Zinsen nachtragen. Doch allmählich wird das Sparbuch zum Auslaufmodell. Postbank und Deutsche Bank teilten am Freitag mit, dass sie das Sparbuch ganz abschaffen. Manche Geldinstitute wollen aber daran festhalten.

Papier war gestern, die Zukunft gehört dem Kunststoff und dem Internet - so lässt sich die Strategie der Deutschen Bank und ihrem Tochterunternehmen Postbank übersetzen. Hunderttausende Kundinnen und Kunden beider Institute müssen sich darauf einstellen, dass sie nur noch für eine Übergangsfrist bis zum 30. Juni 2025 Geld auf ihr Sparbuch einzahlen oder davon abheben können. Danach, teilten beide Häuser am Freitag mit, würden die Filialen nur noch die „Sparcards“ akzeptieren, die an die Stelle der Sparbücher treten sollen.

Postbank und Deutsche Bank: Sparcard statt Sparbuch

„Die Sparcard ist ein weiterer Baustein unserer Strategie, einfache Bankdienstleistungen und Produkte zu digitalisieren“, begründet Dominik Hennen, Manager bei der Deutschen Bank, die Umstellung. Die Sparcard biete für die Kunden „viele Vorteile“, weil sie online, in der App, an Automaten und am Telefon zur Verfügung stehe. Beide Häuser werben aber auch mit höheren Zinsen und dem Service, sogar an Shell-Tankstellen Geld abheben zu können.

Nach eigenen Angaben haben Postbank und Deutsche Bank „bereits seit einigen Jahren keine neuen Sparbücher“ mehr ausgegeben, für die Vielzahl von Altkunden aber alle Dienstleistungen rund um das Sparbuch angeboten. Mit Aushängen in den Filialen und Broschüren will man nun darüber informieren, dass damit bald Schluss ist. „Selbstverständlich bleiben alle Guthaben erhalten“, versichern Postbank und Deutsche Bank vorsorglich.

Sparkasse Essen hält am Sparbuch fest

Die Geldhäuser gehen höchst unterschiedlich mit der ältesten Form der Geldanlage, dem Sparbuch, um. Die Sparda-Bank West teilt auf Anfrage unserer Redaktion mit, dass es bei ihr „seit über 40 Jahren“ kein Sparbuch mehr gebe. Allerdings erhalten Inhaber eines Sparkontos einmal jährlich eine sogenannte Sparurkunde mit Angaben zu Zinsgutschriften und der Höhe des Guthabens.

Ganz anders verfährt die Sparkasse Essen. Nach Angaben einer Sprecherin haben Kunden die Wahl, ob sie bei der Kontoeröffnung die auch digital einsetzbare Sparcard wünschen oder das traditionelle Sparbuch. Daran soll sich der Sprecherin zufolge auch nichts ändern. Die Commerzbank hat sich schon vor längerem vom haptischen Sparbuch verabschiedet, bietet aber immer noch Sparkonten zu ähnlichen Konditionen an.

Verbraucherschützer loben die einfache Handhabung und die Sicherheit der Einlagen auf Sparbüchern. Sie weisen aber auf der anderen Seite auf die oft niedrigeren Zinsen im Vergleich zu alternativen Sparformen. Zudem müssen Nutzer längere Kündigungsfristen einhalten, wenn sie höhere Geldbeträge abheben wollen.

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