Rom. In Italien breitet sich die Schweinepest aus. Soldaten schießen auf Wildschweine. Die Kosten für Schinkensorten drohen zu explodieren.

Die Afrikanische Schweinepest breitet sich wie ein Lauffeuer in Italien aus und droht die Fleischproduktion, ein Eckpfeiler der Lebensmittelindustrie, schwer zu belasten. Nachdem die Seuche schon Anfang 2022 die Wildschweine erreicht hatte, verstärken sich nun auch die Erkrankungen unter den Hausschweinen in den landwirtschaftlichen Betrieben.

117.000 Schweine sind bereits gekeult worden, Tausende Jobs sind in der Viehzucht gefährdet. Dem Sektor droht der Kollaps: 24 Ausbrüche sind auf italienischen Höfen bisher identifiziert worden, 18 davon in der Lombardei, woher die Hälfte der italienischen Schweineproduktion stammt.

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Region um Parma ist schwer getroffen – mit Folgen für Verbraucher

Auch die Gegend um Parma in der norditalienischen Region Emilia Romagna, die den bekannten Parma-Schinken produziert, ist schwer betroffen. Insgesamt generiert Italiens Wurst- und Schinkenproduktion einen Umsatz von 20 Milliarden Euro, davon 2,1 Milliarden Euro durch Ausfuhren. 10 Millionen Schweine werden gezüchtet. China, Japan, Taiwan, Kuba, Mexiko, Thailand, Uruguay, Brasilien, Argentinien, Peru, Serbien und Kanada haben bereits die Einfuhr von italienischem Schweinefleisch und Schinken blockiert. Weitere Länder könnten sich anschließen, wenn sich die Schweinepest weiter ausbreitet.

Das Konsortium der Produzenten des renommierten Parma-Schinken, ein Spitzenprodukt der italienischen Gastronomie, hat Alarm wegen der geringeren Verfügbarkeit von Schweinefleisch aufgrund der hohen Zahl von Schlachtungen geschlagen. Zugleich steigen die Preise an. Die Situation ist katastrophal und verschlimmert sich buchstäblich von Tag zu Tag, warnt der Landwirtschaftsverband Coldiretti, dem viele Viehzüchter angehören.

Chef cutting a Parma Cured Prosciutto
Der Parmaschinken ist weltweit beliebt – doch die Schweinepest setzt den Produzenten zu. © iStock | Juanmonino

Seuche führt fast immer zum Tod der Tiere

Die Afrikanische Schweinepest (ASP) ist eine hochansteckende und unheilbare Krankheit, bei der Viren gehaltene Schweine und Wildschweine angreifen. Die Seuche führt fast immer zum Tod der Tiere, ist für Menschen aber ungefährlich. Die ersten Fälle wurden im Januar 2022 in einem begrenzten Gebiet in der Provinz Genua festgestellt, die Behörden haben jedoch die Gefahr unterschätzt, wie auch ein aktueller Bericht des EU-Veterinär-Notfallteams der Europäischen Kommission bestätigt, demzufolge die bisher ergriffenen Maßnahmen zur Eindämmung der Epidemie größtenteils unzureichend und unkoordiniert waren und die Ausbreitung des Virus begünstigt haben.

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Im Frühjahr beschlossene Maßnahmen wie der Einsatz von Soldaten zum Abschuss von Wildschweinen erwiesen sich bisher nicht als ausreichend. Die italienische Regierung ernannte daraufhin einen Sonderbeauftragten, der die Maßnahmen zur Ausrottung der Seuche koordinieren soll. Eine Million Wildschweine will Italien auch mit Hilfe des Heeres in den nächsten drei bis fünf Jahren töten und damit die Population um 60 bis 80 Prozent reduzieren.

Ein Warnschild in Italien informiert über die Gefahren der Afrikanischen Schweinepest und betont die Wichtigkeit von Hygiene und Abfallentsorgung zum Schutz der Tiergesundheit
Ein Warnschild in Italien informiert über die Gefahren der Afrikanischen Schweinepest. © picture alliance / CHROMORANGE | Michael Bihlmayer

Die Dezimierung von Schweinen in der Tierhaltung hat nicht nur auf die Fleischproduktion negative Auswirkungen. Da sich die produzierten Güllemengen stark reduzieren, leiden jene Viehzüchter, die diese „Abfälle“ als Brennstoff für die Erzeugung von Biogas verwenden. Vor allem Betrieben, die beschlossen haben, Biogas zu Biomethan zu veredeln, drohen Riesenverluste. Die Schweinepest ist derzeit nicht nur in Italien, sondern vor allem in Bosnien und Herzegowina, in Serbien sowie im Kosovo sehr aktiv. Zur Verhinderung einer Ausbreitung der Afrikanischen Schweinepest in Österreich sind an den Grenzen zu Italien die Zollkontrollen verstärkt worden.