NRW. Die Entwicklung von Computerspielen ist aufwändig und kostet Geld. Die Fördermittel für die Branche wurden nun drastisch gekürzt. Aber warum?

Die Siedler, Gothic, Far Cry: Erfolgreiche Computerspielreihen aus Deutschland gibt es, aber sie sind selten. In Zukunft könnten sie sogar noch seltener werden. Während bereits ein Großteil der Games im Ausland produziert wird, könnte Deutschland im internationalen Vergleich weiter zurückfallen. Denn kurz vor dem Start der weltgrößten Computerspiel-Messe Gamescom setzt es für die Branche einen herben Dämpfer.

Hoffnung auf versprochenes Fördergeld: Games-Branche bekommt Dämpfer

Im vergangenen Herbst hatte der Haushaltsausschuss des Bundestags dafür gestimmt, für deutsche Games-Entwickler im Zeitraum 2024 bis 2026 insgesamt 100 Millionen Euro bereitzustellen - und zwar über den Etat der Bundesbeauftragten für Kultur und Medien (BKM), Claudia Roth (Grüne). Bis heute wurde eine entsprechende Förderung nicht umgesetzt. Aus Äußerungen einer Sprecherin der Beauftragten geht nun hervor, dass viel weniger Geld bereitgestellt werden soll als angenommen.

Die Gamescom in Köln ist die größte Messe ihrer Art und zieht neben Videospielfans auch Cosplayer an, die sich als ihre Lieblingscharaktere aus Games, Animes und mehr verkleiden.
Die Gamescom in Köln ist die größte Messe ihrer Art und zieht neben Videospielfans auch Cosplayer an, die sich als ihre Lieblingscharaktere aus Games, Animes und mehr verkleiden. © FUNKE Foto Services | Lars Heidrich

Für 33,3 Millionen Euro, die für 2024 vorgesehen waren, laufen der Sprecherin zufolge noch Abstimmungen mit dem Bundeswirtschaftsministerium, das eine separate Förderlinie über 50 Millionen Euro pro Jahr hat. Doch die Nachfrage nach den Fördermitteln war derart hoch, dass seit Mai 2023 ein Förderantragstopp gilt. Das Geld wird demnach nur noch für bereits bewilligte Projekte genommen, die mehrere Jahre laufen. 

Zwei Drittel könnten gestrichen werden

Ein Großteil der angekündigten Fördersumme - die übrigen 66,7 Millionen Euro - werden wohl wegfallen und nicht, wie geplant, an Spieleentwickler fließen. „Aufgrund der schwierigen Haushaltslage war es in der gegenwärtigen Situation nicht möglich, die Förderung von Games im Kulturhaushalt im Regierungsentwurf für 2025 fortzuschreiben“, teilte die BKM-Sprecherin mit. 

Eine letzte Hoffnung bleibt, denn beim Bundesetat hat der Haushaltsausschuss des Bundestags zwar noch ein Wörtchen mitzureden. Das parlamentarische Gremium könnte in diesem Herbst also besagte 66,7 Millionen Euro doch wieder in den Etat aufnehmen. Ob es das tun wird, ist angesichts der Meinungsverschiedenheiten in der Ampel-Koalition zu Haushaltsfragen fraglich.

Verband fordert schon lange mehr staatliche Hilfen

Seit langem pocht der Verband Game auf eine andere staatliche Förderung, die Steuererleichterungen und Extra-Fördermittel enthalten solle. Dem Verband zufolge ist die Spieleentwicklung in Deutschland etwa ein Drittel teurer als in anderen Staaten wie Frankreich, Großbritannien und Kanada. Games sind im Digitalzeitalter eine Wachstumsbranche, in Deutschland gibt es in diesem Wirtschaftszweig rund 950 zumeist kleine Firmen mit insgesamt circa 12.400 Mitarbeitern.

Dann startet die „Opening Night“ der Gamescom

Zum Auftakt der Gamescom am Dienstagabend mit der Show „Opening Night Live“, bei der neue Spiele vorgestellt werden, werden mehr als 4000 Fans in einer Kölner Messehalle erwartet. Von Mittwoch bis Sonntag läuft dann die eigentliche Messe, zu der im vergangenen Jahr 320.000 Menschen gekommen waren. Darunter sind üblicherweise auch viele bunt kostümierte Cosplayer, die wie bekannte Figuren aus Comics und Spielen aussehen. 

Als Gastredner werden Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) und NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) erwartet. Die Bundeskulturbeauftragte Roth kommt nach Angaben ihrer Sprecherin nicht, da sie andere Termine hat.

(dpa)

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