Berlin. Teils zweistellig im Minus sind Anleger, die in offene Immobilienfonds investiert haben. Eine Expertin sagt, wie man sein Geld rettet.
Ist die Rente noch sicher? Was können Versicherte privat tun, um im Alter auch finanziell sorgenfrei leben zu können? Sandra Klug ist Altersvorsorge- und Rentenexpertin bei der Verbraucherzentrale Hamburg. An dieser Stelle beantwortet sie regelmäßig Fragen zu den Themen private Vorsorge und Rente. Heute: Offene Immobilienfonds in der Krise – was man als Anleger nun beachten sollte.
Frau Klug, was sind offene Immobilienfonds?
Sandra Klug: Das sind Fonds, die versuchen, Immobilien – häufig Gewerbeimmobilien – für alle Anlegerinnen und Anleger zugänglich zu machen. Für Mieterinnen und Mieter, die gemeinhin eben nicht in Wohneigentum anlegen, können diese Produkte ein Weg sein, doch von Immobilien zu profitieren und so das eigene Portfolio zu diversifizieren.
Warum sind diese Fonds in der Krise?
Klug: In der aktuellen öffentlichen Diskussion geht es vor allen Dingen um einen Fonds. Dieser ist besonders, da er in Wohnimmobilien investiert. Das Problem ist, dass sein Bestand massiv abgewertet worden ist. Für den Fonds hat das derzeit deutliche Kursverluste zur Folge.
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Woran liegt das?
Klug: Dieser Fonds ist nicht so alt, er wurde erst 2017 aufgelegt. Es sind damals Wohnimmobilien gekauft worden zu einem Zeitpunkt, an dem die Preise sehr hoch waren. Es waren wohl auch ältere Häuser in nicht so tollen Lagen, die zum Teil Sanierungsstau aufwiesen.
Was heißt das für Anleger?
Klug: Das ist keine einfache Frage. Immobilienfonds können nur mit einer Frist von einem Jahr gekündigt werden. Wenn man kündigen möchte und das nun tut, bekommt man das Geld erst in einem Jahr – und zwar zu dem dann gültigen Anteilspreis. Es stellt sich also die Frage, wie sich dieser Immobilienfonds entwickelt. Vielleicht erholt sich das Ganze auch wieder – oder es geht weiter in die andere Richtung.
Gibt es keine andere Möglichkeit?
Klug: Doch, die gibt es. Sie bedeutet für Verbraucherinnen und Verbraucher, die in solche Fonds investieren, aber möglicherweise noch größere Verluste. Denn die Option, die jenseits der Kündigung besteht, ist, die Fondsanteile an der Börse zu verkaufen. Da muss man jedoch einen Käufer finden, der darauf spekuliert, mit diesen Anteilen Gewinn zu machen. Das bedeutet, dass im Zweifel noch weniger geboten wird, als der Anteilspreis aktuell beziffert wird. In dem Fall macht man dann wirklich Verlust.
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Es ist also sinnvoller, das auszusitzen?
Klug: Das ist die entscheidende Frage. Entweder sehe ich die Anlage als langfristiges Investment an. Dann gehören solche Schwankungen dazu. Oder ich breche ab und sage, ich will generell nicht mehr in diese Anlageklasse investieren.
Trauen Sie sich da eine Empfehlung, wie man sich verhalten sollte?
Klug: Ganz ehrlich: Ich weiß es nicht. Wenn wir allen empfehlen, jetzt zu verkaufen, sinkt der Kurs noch weiter. Gleichzeitig gab es auch schon Fonds, die abgewickelt worden sind. Das betraf zwar Gewerbeimmobilien. Aber wenn die Schieflage so dramatisch ist, dass wieder Fonds geschlossen und abgewickelt werden müssten, hätten die Anlegerinnen und Anleger vielleicht einen noch größeren Verlust zu verkraften.
Sollte man die Krise nun nutzen, um jetzt neu einzusteigen?
Klug: Wenn man daran glaubt, dass das der Fonds die Zukunft ist, könnte man das tun. Wenn man durch die Innenstädte geht, sieht man aber, dass viele Gewerbeeinheiten leer stehen. Da stellt sich dann schon die Frage: Wenn nicht vermietet ist, woher soll da eigentlich die Wertentwicklung kommen? Natürlich gibt es auch Fonds, die gut gelaufen sind. Aber bei einem Neueinstieg wäre ich vorsichtig. Der Trend zu Onlineshopping und Homeoffice scheint noch nicht gebrochen.
Und für risikofreudige Anleger: Sind die Immobilienfonds da als Beimischung im Depot okay?
Klug: Ich halte momentan andere Anlageformen für sinnvoller. Man sollte mit ETFs für die Altersvorsorge sparen. Oder auch in ehrlichem Festgeld anlegen. Da weiß ich, was ich habe, und gehe kein Risiko ein.
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