Essen. Die Handelskette Depot geht in die Insolvenz in Eigenverwaltung. Die 300 Filialen soll ein Jurist sanieren, der in NRW bekannt ist.
Die Deko-Kette Depot steckt in wirtschaftlichen Schwierigkeiten und hat am Montag, 15. Juli, einen Antrag auf Schutzschirmverfahren gestellt, um sich vor dem Zugriff der Gläubiger zu schützen. Der eingesetzte Sanierer ist in NRW bekannt: Sven Tischendorf, Interims-Eigentümer der SB-Warenhauskette Real, die inzwischen ganz vom Markt verschwunden ist.
Um eine drohende Zahlungsunfähigkeit abzuwenden, hat sich Depot-Eigentümer Christian Gries dazu entschlossen, ein Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung anzustreben. Das teilte das traditionsreiche Einzelhandelsunternehmen Gries Deco Company GmbH am Dienstag mit. Bekannt ist die Firma vor allem durch ihre Marke Depot mit bundesweit mehr als 300 Filialen und 4400 Beschäftigten. Die Kette ist auch an Rhein und Ruhr stark vertreten.
Depot will mit Vermietern und Lieferanten verhandeln
Man wolle das Unternehmen „im Schulterschluss insbesondere mit der Vermieter- und Lieferantenbasis nachhaltig auf die neuen Marktgegebenheiten ausrichten“, teilt die Gries Company mit. Im vergangenen Jahr erwirtschaftete die bayrische Firma nach eigenen Angaben rund 390 Millionen Euro.
Der Unternehmer Christian Gries hatte Anfang 2024 wieder selbst die operative Führung des Unternehmens übernommen, um es „trotz der hohen Dynamik der Veränderungen der Einzelhandelsmärkte auch dauerhaft weiter in einer führenden Marktposition zu halten“, heißt es in der Mitteilung. Mit dem jetzt gewählten Schutzschirmverfahren verkürze sich der bis dato über mehrere Jahre geplante Transformationsprozess auf wenige Monate.
Sanierer Sven Tischendorf gehörte zwischenzeitlich Real
In die Geschäftsführung berufen wurde neben Alexander Höpfner auch der Frankfurter Jurist und Unternehmer Sven Tischendorf. Er hatte im Jahr 2022 bundesweit Schlagzeilen gemacht, als er die zur Abwicklung vorgesehenen Rest-Filialen der SB-Warenhauskette Real übernahm und sie unter der Marke „Mein Real“ fortführte. Das Engagement hielt aber nicht lange. Tischendorf gab die Kette im Frühjahr 2023 wieder ab. Sie musste danach sofort Insolvenz anmelden und ist seit Ende März 2024 komplett vom Markt verschwunden.
Der langjährige Rechtsbeistand der Gries Deco Company GmbH, William Panagiotides, komplettiert für die Dauer des Schutzschirmverfahrens das Führungsteam. Als vorläufiger Sachwalter wurde Martin Kaltwasser eingesetzt.
Eigentümer Christian Gries zeigt sich optimistisch
Eigentümer Christian Gries zeigt sich optimistisch: „Der Weg des Schutzschirmverfahrens wurde sehr gut vorbereitet und bewusst gewählt. Wir werden sehr zügig auf alle Beteiligten – insbesondere natürlich Mitarbeiter, Vermieter, Lieferanten und Geschäftspartner – zugehen und gemeinsam die nächsten Schritte besprechen.“ Klares Ziel sei es, ein nachhaltig erfolgreiches Geschäftsmodell zu finden. Depot verkauft neben Dekoration und Kerzen, auch Bad- und Küchenzubehör.
Der Geschäftsbetrieb in den Filialen laufe uneingeschränkt weiter. Die Löhne und Gehälter der Beschäftigten in Deutschland seien für die Monate Juli bis September gesichert. Alle Aushilfslöhne seien bezahlt, teilt das Unternehmen mit. Der finale Plan zur Neuausrichtung solle bis spätestens zum Jahreswechsel 2024/2025 den Gläubigern zur Abstimmung vorgelegt werden.
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