Berlin. Beschäftigte haben immer häufiger den Wunsch, aus dem Ausland für ihr Unternehmen zu arbeiten. Wo das möglich ist – und wo nicht.
Zeitweise dort arbeiten, wo man eigentlich gerne Erholung finden würde – dafür hat sich der Begriff „Workation“ etabliert. Einer neuen Analyse zufolge ist die Option, Arbeit und Urlaub miteinander zu verbinden, in vielen deutschen Unternehmen aber noch nicht zur Realität geworden. Das hat das Institut der deutschen Wirtschaft (IW Köln) herausgefunden. Der Bericht lag dieser Redaktion vorab vor.
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Demnach bieten lediglich 15 Prozent der deutschen Unternehmen die Möglichkeit einer sogenannten Workation an. Als Gründe für die geringe Verbreitung nennt das IW Köln neben den allgemeinen Herausforderungen des mobilen Arbeitens arbeits-, sozial- und steuerrechtliche Hürden. Für die Analyse hatten die Forscher Personalverantwortliche aus 1.029 Unternehmen in Deutschland befragt und den Workation-Begriff weit gefasst: Auch Entsendungen und Dienstreisen zählten dazu.
In welchen Unternehmen Beschäftigte bessere Chancen auf Workation haben
Möglicherweise sei die Verbreitung von Workation-Angeboten deshalb sogar noch geringer, sagte die IW-Wissenschaftlerin Jennifer Potthoff dieser Redaktion. „Vor allem kleine Unternehmen sind zurückhaltend. Angesichts des verstärkt auftretenden Wunsches von Beschäftigten, mobil auch aus dem Ausland arbeiten zu können, sollten Unternehmen diese Arbeitsform durchaus als personalpolitische Option in den Blick nehmen“, erklärte sie.
Ob Firmen ihren Angestellten generell das Arbeiten im Ausland gestatten, ist dabei auch eine Frage der Größe. So würden gut 23 Prozent der Firmen mit mehr als 250 Beschäftigten Workation ermöglichen, bei Betrieben mit 49 oder weniger Mitarbeitern seien es hingegen nur 15 Prozent. Die insgesamt geringe Workation-Verbreitung ist laut IW Köln auch mit dem großen Anteil kleiner Unternehmen in Deutschland zu erklären. Kleinunternehmen bis zu 49 Beschäftigten machten 2021 einen Anteil von 96,9 Prozent aller Unternehmen in Deutschland aus.
IW-Köln-Forscherin: Viele Firmen wegen Workation überfordert
Wissenschaftlerin Potthoff sieht auch andere Gründe. „Aufgrund der zu erledigenden Aufgaben, der Art der Zusammenarbeit im Team und herrschenden Arbeitskultur ist es nicht für jedes Unternehmen sinnvoll, seinen Mitarbeitenden eine Workation anzubieten“, erklärte sie. Darüber hinaus seien sozialversicherungs-, arbeits- und steuerrechtliche Aspekte komplex, insbesondere bei einer Workation außerhalb Europas. Auch der Umgang mit Feiertagen im Zielland sei zum Teil zu klären. „Dies überfordert viele Unternehmen“, so die Forscherin.
Die Analyse sieht aber auch Chancen für Beschäftigte und Firmen durch eine Workation. Aus Mitarbeiterperspektive könne eine zeitlich beschränkte Verlagerung des Arbeitsumfelds die Kreativität, Zufriedenheit und Motivation steigern und dazu führen, neue Inspirationen zu sammeln, das eigene berufliche Netzwerk auszubauen und den interkulturellen Austausch zu fördern, hieß es in dem Bericht. Zudem könne das Zusammenspiel von Arbeit und Urlaub zu einer besseren Work-Life-Balance führen.
Workation: Wie auch Unternehmen von einem solchen Angebot profitieren könnten
Unternehmen wiederum könnten von Workations profitieren, da eine gesteigerte Zufriedenheit nicht nur zu einer höheren Arbeitsmotivation und Leistungsfähigkeit, sondern auch zu einer verstärkten Bindung der Beschäftigten an das Unternehmen führen könne. Gerade in Zeiten des Fachkräftemangels sei das im Wettbewerb um kluge Köpfe ein Vorteil. Forscherin Potthoff empfiehlt deshalb generell, sich damit zu beschäftigen. Firmen sollten klare Regelungen zum mobilen Arbeiten aus dem Ausland definieren und den Beschäftigten kommunizieren, in welchem Umfang und mit welchen Regeln Workations gestattet sind.