Berlin. Die Energiekrise ist vorbei, doch Strom- und Gaspreise bleiben hoch – und belasten viele Haushalte so stark, dass sie reagieren müssen.
Mehr als zwei Jahre nach dem Beginn des russischen Angriffskriegs in der Ukraine müssen die Deutschen zwar nun wieder deutlich weniger zahlen für Strom und Gas – die Energiepreise sind jedoch nach wie vor ein bedeutsames Thema in vielen Haushalten. Das ist das Ergebnis einer repräsentativen Umfrage im Auftrag des Vergleichsportals Verivox, die unserer Redaktion vorab vorlag.
Demnach betrachten 70 Prozent der Befragten die Energiepreisentwicklung mit Sorge. 37 Prozent der Deutschen sagen, dass sie wegen der nach wie vor hohen Kostenbelastung beim Heizen an anderer Stelle sparen müssen. 78 Prozent geben an, dass die derzeitigen Heizkosten generell das eigene Haushaltsbudget belasten. Damit habe sich die Lage in vielen Familien Verivox zufolge sogar verschlimmert.
Energiekrise vorbei? Studie liefert erschreckendes Ergebnis
Bei einer ähnlichen Umfrage im März 2022, also nur kurz nach Beginn des russischen Einmarschs in der Ukraine, hatten lediglich 75 Prozent der Befragten von einer angespannteren Finanzlage aufgrund gestiegener Heizkosten berichtet. Das weiterhin hohe Preisniveau hat der Befragung zufolge auch dazu geführt, dass die Deutschen achtsamer mit Energie umgehen. Mehr als die Hälfte der Haushalte (53 Prozent) hat demnach in der vergangenen Heizperiode weniger geheizt als üblich.
Umfrage zeigt: Die Hälfte der Deutschen hat weniger geheizt
Dem Vergleichsportal zufolge hätten die Gaspreise zwar ihre Rekordstände aus dem Jahr 2022 hinter sich gelassen. „Die Gaspreisbremse ist jedoch zu Beginn des Jahres ausgelaufen, und seit April 2024 gilt wieder der volle Mehrwertsteuersatz“, sagte der Energieexperte bei Verivox, Thorsten Storck. Durchschnittlich müssten Verbraucher für eine Kilowattstunde Gas aktuell rund elf Cent zahlen, im April 2021 seien es noch sechs Cent gewesen. Laut Verivox ist das ein Anstieg von rund 83 Prozent in drei Jahren.
Die Sorge der Deutschen mit Blick auf die weitere Entwicklung der Energiepreise führe der Umfrage zufolge auch zu einem umsichtigeren Umgang mit Strom. Fast zwei Drittel (gut 60 Prozent) der Deutschen versuchen, angesichts der hohen Strompreise mit eigenem energiesparenden Verhalten die Stromrechnung zu senken.
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Verivox zufolge ist die Bereitschaft, Strom zu sparen, größer, je älter die Befragten sind. Während etwa die Hälfte (52 Prozent) der 18- bis 29-Jährigen bereits Energie spart, liegt die Quote bei den Befragten ab 60 Jahren bei rund 70 Prozent. Bei einigen ist die Schmerzgrenze jedoch noch nicht erreicht: 15 Prozent aller Befragten würden erst Energie sparen, wenn die Strompreise noch weiter ansteigen.
Strom- und Gaspreise: Ein Anbieterwechsel kann viel bringen
Laut dem Vergleichsportal sind die durchschnittlichen Strompreise für Haushalte in den vergangenen zwölf Monaten zwar um rund 17 Prozent gesunken, liegen jedoch aktuell noch immer deutlich höher als vor der Energiekrise. Im April 2021 mussten Verbraucherinnen und Verbraucher durchschnittlich rund 29 Cent pro Kilowattstunde zahlen, aktuell sind es rund 35 Cent. Das entspräche einer Preissteigerung von 21 Prozent in drei Jahren.
Verivox, das als Vermittler bei Vertragsabschlüssen in der Regel Provisionen von den Anbietern erhält, empfiehlt Strom- und Gaskunden, regelmäßig die eigenen Verträge zu überprüfen – und auch Anbieter zu wechseln. „Energieversorger geben gesunkene Großhandelspreise oft schneller an Neukunden weiter als an Bestandskunden“, so Verivox. Das Portal beziffert das Einsparpotenzial bei einem Jahresverbrauch von 20.000 Kilowattstunden Gas auf über 1400 Euro im Jahr. Bei einem jährlichen Stromverbrauch von 4000 Kilowattstunden liege das durchschnittliche Einsparpotenzial aktuell bei fast 800 Euro.