Essen. Karstadt und Kaufhof schließen „nur“ 16 Filialen. Warenhaus lebt weiter. Warum die Sanierung für Essen besonders bitter ist. Ein Kommentar.
Galeria Karstadt Kaufhof ist gerettet – zum dritten Mal in vier Jahren. Als Optimist mag man die Einschätzung des Insolvenzverwalters und des Betriebsrats teilen, dass immerhin 11.400 Beschäftigte ihre Arbeitsplätze behalten und eine Zerschlagung der Warenhauskette verhindert wurde. Dass in der dritten Insolvenzrunde „nur“ 16 Filialen geschlossen werden, ist ein Beleg darauf, dass sich das Unternehmen mit der überwiegenden Mehrheit seiner Standorte wieder in Richtung Erfolgsspur bewegt. Allerdings nicht nur aus eigener Kraft - und das ist der pessimistische Blick. Der Bund hat mehrere Hundert Millionen Euro in Galeria gepumpt, Gläubiger haben auf Milliarden und nicht zuletzt die Mitarbeitenden auf Gehalt in Millionenhöhe verzichtet.
Damit Galeria kein Subventionsgrab wird muss Geschäftsführer Oliver Van den Bossche jetzt ein überzeugendes Konzept liefern, wie Warenhäuser wieder aus eigener Kraft Geld verdienen können. Das Zeug dazu hat er. Der Belgier ist ein erfahrener Mann des Einzelhandels, der seine Arbeitszeit nach eigenem Bekunden lieber in Filialen als an seinem Schreibtisch verbringt.
Essen verliert Galeria-Zentrale und Warenhaus
Größte Verliererin des dritten Insolvenzverfahrens ist allerdings die Stadt Essen. Sie muss nicht nur ihr letztes Warenhaus hergeben, sondern die Zentrale von Galeria Karstadt Kaufhof mit zuletzt 900 Beschäftigten gleich mit. Auch das Warenlager im Essener Norden ist Geschichte. Das schlägt ins Kontor und zeigt, dass das Unternehmen zur traditionsreichen Karstadt-Stadt Essen längst keine emotionale Bindung hat.
Ähnlich ist es Mülheim ergangen, als der neue Tengelmann-Chef Christian Haub nach dem Verschwinden seines Bruders Karl-Erivan den Sitz der Handelsdynastie nach München verlagerte, obwohl seine Handelsketten allesamt in NRW sitzen. Der Stahlhändler Klöckner & Co. zieht von Duisburg nach Düsseldorf, so wie längst der Anlagenbauer GEA Bochum in Richtung Landeshauptstadt verlassen hat. Mit einem Mangel an Bürogebäuden im Ruhrgebiet ist diese Absetzbewegung wahrlich nicht zu erklären.
Die altuelle Manager-Generation kann offenbar mit Begriffen Tradition und Unternehmenswurzeln einfach nichts mehr anfangen. Für sie geht es auch um Image und Lebensqualität. Nicht nu in dieser Hinsicht hat das Revier gegenüber Metropolen wie Düsseldorf oder München noch einiges aufzuholen.
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