Berlin. Inlandsflüge sind ein Auslaufmodell: Viele Firmen setzen heute auf digitale Meetings statt Geschäftsreisen – mit gewaltigem Effekt.
Eine kleine Dienstreise von Köln nach Berlin, damit „Sie mal die Kolleginnen und Kollegen am anderen Standort kennenlernen“ oder „ein besseres Gefühl für den Kunden XY kriegen“ – das war vor der Corona-Pandemie in vielen deutschen Firmen so alltäglich wie ein Memo vom Chef. 477 Kilometer Luftlinie hin und zurück für ein anderthalbstündiges Meeting: eigentlich schon damals eine Zumutung. Gemacht wurde es dennoch zigtausendfach – der katastrophalen Zeit-, Kosten- und Klimabilanz zum Trotz.
Im Jahr 2018 waren 65 Prozent der innerdeutschen Flugpassagiere Geschäftsreisende. Dann kam das Virus und mit ihm die Kurzstreckenfliegerei zum Erliegen. Bis heute haben sich die Zahlen nicht erholt. Das Geschäft mit Inlandsflügen ist eingebrochen. Und Experten rechnen nicht mit einer Erholung. Gut so. Was ökonomisch und ökologisch unsinnig ist, darf gern sterben.
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Allein der innerdeutsche Flugverkehr pustet jedes Jahr rund zwei Millionen Tonnen klimaschädliches CO2 in die Atmosphäre. Laut BUND könnte ein Großteil davon – stolze 1,6 Millionen Tonnen – durch Bahnfarten von maximal vier Stunden eingespart werden. Warum das nicht schon vor der Pandemie passiert ist, liegt auf der Hand: Flugtickets waren häufig günstiger als Bahnfahrkarten. Und dem Fliegen haftete eine seltsame Hipness an. Vielflieger waren die George Clooneys unter den Geschäftsreisenden. Nun ist der Videocall ihr Offenbarungseid.
Niemand muss die Inlandsflüge vermissen – nicht einmal die Airlines
Seitdem viele Firmenchefs erkannt haben, dass die Kunden- und Mitarbeiterbindung auch per Teams oder Zoom funktioniert, muss eine Dienstreise vor ihrer Genehmigung oftmals höhere Hürden nehmen. Zumal die Billigfliegerei dank gestiegener Steuern und Abgaben ein Ende hat. Wer an diesem Montag mit der Lufthansa von Köln nach Berlin und zurück fliegen will, muss 621 Euro hinblättern. Per Bahn kommt man mit 169,80 Euro für Hin- und Rückfahrt im ICE deutlich günstiger.
Kritiker mögen einwenden, dass der Sinkflug im Geschäft mit der Kurzstrecke den Fluggesellschaften zu schaffen macht. Doch auch dem ist bislang nicht so. Die großen Airlines verdienen an anderer Stelle – machen teilweise Rekordgewinne. Wer trotz günstigerer Alternativen weiter Kurzstrecke fliegen will, den darf ruhig das grüne Gewissen plagen. Oder der klamme Geldbeutel.