Dortmund/Hamburg. Dortmunder Versicherer größter Geldgeber der insolventen Luxus-Immobilien-Firma von René Benko. Auch Sparkasse Siegen gab Millionen.
Die Insolvenz der Signa Prime und Signa Development zieht immer weitere Kreise. Laut einer Liste der Verbindlichkeiten des Unternehmensgeflechts von René Benko, die der „Bild“ vorliegt, steht ganz oben auf der Liste der Gläubiger der Versicherer Signal-Iduna mit Sitz in Dortmund und Hamburg.
Nach dem Baustopp auf verschiedenen Großbaustellen, darunter der Elbtower, und der Insolvenz von Galeria Karstadt Kaufhofwachsen die Sorgen bei den Geldgebern. Denn immer fraglicher ist, wie viel sie von ihrem Kapital und Krediten wiedersehen. Am Montag trafen sich die Gläubiger in Wien.
Geld steckt auch im Carsch Haus in Düsseldorf
Nach Informationen dieser Zeitung summieren sich die Forderungen der Signal-Iduna auf rund eine Milliarde Euro. „Wir haben überwiegend grundpfandrechtlich gesicherte Darlehen für den Erwerb und die Weiterentwicklung von Immobilien in Bestlage zur Verfügung gestellt“, sagt Unternehmenssprecher Edzard Bennmann. Es sind vor allem Leuchtturmprojekte wie der Elbtower in Hamburg, das Carsch Haus in Düsseldorf, das Alsterhaus und die Gänsemarkt-Passage in Hamburg oder das Oberpollinger in München. „Bei diesen Immobiliendarlehen erwarten wir keine wesentlichen Kreditausfälle, weil die Darlehen im ersten Rang besichert sind“, erklärt Bennmann. Anders sei dies bei Genussscheinen in Höhe von rund 50 Millionen Euro.
Die Kunden des Versicherungsunternehmens, traditionell viele Handwerksbetriebe, müssten sich laut Signal-Iduna keine Sorgen um ihre Renditen machen. „Der Einfluss möglicher Abschreibungen im Zusammenhang mit Signa werde sich allenfalls marginal auf unseren Überschuss auswirken“, versichert Bennmann.
Versicherer will weiter in Immobilien investieren
Signal-Iduna investiere bereits seit vielen Jahren in Projekte von René Benko und seit Jahrzehnten in Immobilienprojekte. Aktuell halte man als Versicherer Vermögenswerte in Höhe von rund einhundert Milliarden Euro, davon knapp 60 Milliarden in Hypotheken. Bennmann: „Das Engagement garantiert gute und zuverlässige Renditen.“ Durch den veränderten Immobilienmarkt prüfe das Unternehmen aktuell zwar ganz genau mögliche Engagements, „wir werden aber weiterhin in Immobilien und Hypotheken investieren“.
Neben Signal-Iduna gibt es eine Reihe weiterer Gläubiger, die hohe Summen investiert haben. Die britische San Simeoin Investments Limited mit 884,5 Millionen Euro und die österreichische Raiffeisen Bank International AG mit 755,5 Millionen Euro. Auf den weiteren Plätzen finden sich die Munich Re mit 700 Millionen Euro und das Schweizer Bankhaus Julius Bär mit 628 Millionen Euro.
Auch die Sparkasse Siegen ist unter den Gläubigern
Mit kleineren Summen stehen die Sparkasse Siegen mit 2,5 Millionen Euro, die Volksbank Münsterland mit Forderungen von mehr als fünf Millionen Euro sowie die Sparkasse Düsseldorf mit rund drei Millionen Euro auf der Gläubigerliste.
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Ganz so dramatisch wie im Vorfeld befürchtet wurde die Gläubigerversammlung dann nicht: Am Montagnachmittag nach der Prime-Gläubigerversammlung ließ der Sanierungsverwalter wissen, dass die laufende Finanzierung des operativen Betriebs laut vorgelegtem Finanzplan gesichert sei. „Der weiteren Unternehmensfortführung der Signa Prime Selection AG sowie dem Abschluss eines Sanierungsplanes stehen nach derzeitigem Kenntnisstand keine unüberwindlichen Hindernisse entgegen“, so Verwalter Norbert Abel. „Im Interesse der Gläubiger gilt der Grundsatz: Unternehmenssanierung vor Zerschlagung.“ Es gibt also Aufschub.
Hoffnung auf Sanierung nach Versammlung in Wien
Zuvor hatte der Sanierer und Signa-Vorstand Erhard Grossnigg betont, die Prime Selection AG und Development AG benötigten rund 350 Millionen Euro von ihren Investoren. Nach Angaben des größten österreichischen Gläubigerschutzverbandes KSV1870 ist kurz- bis mittelfristig eine Geldspritze zwischen 300 Millionen und 500 Millionen Euro nötig. Mit Immobilienverkäufen könnte die Summe deutlich reduziert werden.
Grossnigg stößt bislang auf verhaltenes Interesse bei den Bestandsinvestoren. Zudem laufen die Interessen der Anteilseigner und der Gläubiger auseinander. So fürchten manche Gläubiger, einen Großteil ihrer Forderungen abschreiben zu müssen, während die Investoren am Ende damit einen guten Schnitt machen. Bei einer Insolvenz in Eigenverwaltung liegt die Mindestquote für die Gläubiger bei 30 Prozent, ohne Eigenverwaltung sind es nur noch 20 Prozent der Forderungen.