Iserlohn. Kirchhoff aus Iserlohn kauft für 130 Millionen Euro klimaneutralen Stahl aus einem Werk, das es noch gar nicht gibt. Die Details.
H2 Green Steel ist ein ehrgeiziges Projekt. Es soll das erste klimaneutrale Stahlwerk der Welt werden, gebaut auf der grünen Wiese in Boden in Nordschweden. Für die Produktion von Stahl soll grüner Wasserstoff statt Kohle eingesetzt werden. 2022 wurde mit dem Bau begonnen, der Produktionsstart ist für 2025 geplant. Der Milliardenauftrag für diese Technik ging an den im Siegerland gegründeten Anlagenbauer SMS.
Sieben-Jahres-Vertrag mit H2 Green Steel
Mit H2GreenSteel sind viele Hoffnungen auf eine klimaneutrale Produktion verbunden, beispielsweise im Autobau. Entsprechend haben bereits bekannte Hersteller wie Porsche langfristige Verträge für die Belieferung mit grünem Stahl aus dem Werk in Schweden geschlossen, um die CO₂-Bilanz ihrer Fahrzeuge deutlich zu verbessern. Zu den Kunden von H2GreenSteel wird ab 2027 nun auch der Sauerländer Autozulieferer Kirchhoff Automotive gehören. Dies teilte das Unternehmen am Dienstag mit.
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Abgeschlossen wurde ein Sieben-Jahres-Vertrag. Kirchhoff investiert dafür 130 Millionen Euro in die Zukunft und ist offenbar froh, sich so weit im voraus Material für die Produktion der Karosserieelemente zu sichern. Längst ist ein Wettlauf um zukunftsträchtigen, also CO₂-armen Stahl entbrannt.
Kooperation mit ArcelorMittal angelaufen
Unternehmen wie Kirchhoff setzen dabei auf verschiedene Anbieter wie den Branchenriesen ArcelorMittal. Gemeinsam mit dem weltgrößten Stahlhersteller wird kohlenstoffarmer Stahl zum Bau von Autos und Lastwagen entwickelt. Eine Vereinbarung zwischen dem Sauerländer Familienunternehmen und dem luxemburgisch/niederländischen Konzern wurde vor genau einem Jahr unterzeichnet und ist inzwischen mit Leben gefüllt. Das Projekt laufe gut an, heißt es von Kirchhoff. In Serienprodukten wird der Stahl allerdings noch nicht verbaut.
Auch von Thyssenkrupp soll in Zukunft kohlenstoffarmer Stahl an das Sauerländer Unternehmen geliefert werden. Der als „Bluemint“ bezeichnete Stahl soll dem Autozulieferer ab der zweiten Hälfte 2026 zur Verfügung stehen. Ein weiterer Lieferant ist der finnisch-schwedische Hersteller SSAB, der Stahl liefert, für dessen Produktion bereits ein DRI-Verfahren eingesetzt wird. Gebaut wird daraus ein Stoßfänger, der unter dem Strich 40 Prozent weniger CO₂-Fußabdruck hat.
„Bei Kirchhoff Automotive nehmen wir die Reduzierung der Kohlenstoffemissionen sehr ernst. Die Partnerschaft mit SSAB ermöglicht es uns, unsere Bemühungen, CO₂-reduzierte Lösungen zu unseren Kunden und auf die Straße zu bringen, weiter zu beschleunigen. Darüber hinaus wird sie dazu beitragen, unsere Nachhaltigkeitsziele zu erreichen“, sagte Michael Rank, bei Kirchhoff für den weltweiten Materialeinkauf zuständig, im vergangenen Sommer.
Kunden wünschen CO₂-arme Produkte
Klimaschutz und Nachhaltigkeit spielen für Hersteller und Zulieferer in der Branche gleichermaßen eine große Rolle. Absehbar werden die Unternehmen, die sich rechtzeitig Zugang zu grünem Stahl gesichert haben, erhebliche Wettbewerbsvorteile haben. „Die Botschaft unserer Kunden ist klar: Sie wünschen sich Produkte mit einem geringeren CO₂-Fußabdruck. Dies entspricht unserem Bestreben, bei der nachhaltigen Entwicklung in der Branche eine Vorreiterrolle einzunehmen“, sagt Rank. Diese Rolle soll durch die Zusammenarbeit mit H2GreenSteel weiter ausgebaut werden.