Hagen. Im Herbst musste der Technikversandhandel Westfalia Insolvenz beantragen. Mit mehreren Investoren wurde verhandelt. Das ist der Stand.
Der Verkauf der in Insolvenz geratenen Kultmarke Westfalia aus Hagen stockt. Im Oktober wurden für vier Gesellschaften des Hagener Versandhandelsunternehmens durch die Kanzlei Görg Anträge auf Insolvenz gestellt. Einer der vorläufigen Insolvenzverwalter, Dr. Mike Westkamp, war kurz vor Weihnachten noch durchaus optimistisch, dass es gelingen würde, zügig einen Käufer zu finden: „Die aktuellen Verhandlungen mit den Kaufinteressenten sind weit fortgeschritten“, erklärte Westkamp gegenüber dieser Zeitung.
Zum Jahreswechsel sollte der Verkauf der Westfalia Werkzeugcompany eigentlich bereits geregelt sein. Zumal Löhne und Gehälter für die rund 250-köpfige Belegschaft nur für die Monate Oktober, November und Dezember über die Bundesagentur für Arbeit abgesichert waren. Spätestens zu Beginn des neuen Jahres werde es Klarheit geben, hatte der Insolvenzverwalter im Dezember erklärt. Eine Auffanggesellschaft für Beschäftigte sollte zu Jahresbeginn gegründet werden.
Über Verhandlungen herrscht Stillschweigen
Offensichtlich hakt es noch, denn nach Informationen dieser Zeitung ist nach wie vor kein Verkauf zustande gekommen. Die Investorenverhandlungen würden derzeit fortgeführt, heißt es auf Nachfrage von der Kanzlei. Über die, offenbar im Detail doch schwierigen, Verhandlungen sei weiter Stillschweigen vereinbart worden. Nach Informationen dieser Zeitung ist ein Unternehmen mit Sitz in Berlin mit der Suche nach einem Käufer beauftragt worden.
- Noch geöffnet, aber dem Fachmarkt in Hagen droht das Aus
- Kurz vor Weihnachten sah eine Lösung ganz nah aus
- Auch Galeria Karstadt Kaufhof wieder auf der Suche nach einem Investor
Es gab von mehreren Seiten Interesse an einem Kauf, allerdings nicht aller zur Disposition stehenden Unternehmensbereiche. Für den einzigen stationären Handel, der am Firmensitz Hagen beheimatet ist, scheinen die Perspektiven weniger gut zu sein als für die Fortführung der Marke an sich. Bislang ist der Westfalia-Markt allerdings weiter geöffnet. Ebenso läuft das Onlinegeschäft bisher weiter. Markus Weber, Geschäftsführer der Westfalia GmbH und der Westfalia Werkzeugcompany, über die der Versandhandel mit Einkauf und Logistik von Hagen aus läuft, bleibt optimistisch: „Ich gehe davon aus, dass es für Westfalia auf jeden Fall weitergeht“, sagt Weber am Montag auf Anfrage dieser Zeitung. Auch Weber hätte sich nach eigenem Bekunden eine schnellere Lösung gewünscht.
Verkauf im Fachmarkt und online läuft weiter
Schon allein deshalb, damit die Beschäftigten eine Perspektive bekommen und die Sicherheit, dass Löhne und Gehälter weitergezahlt werden. Dies passiert nach Auslaufen des Insolvenzgeldes über die Bundesagentur für Arbeit seit Januar aus der Westfalia-Substanz. Nach Einschätzung des Westfalia-Geschäftsführers seien die Zahlungen mindestens für den Januar gesichert. Wie lange dies durchgehalten werden kann, hänge auch vom weiteren Verkauf ab. Der läuft nicht nur im Ladenlokal, sondern auch online weiter. Über die Internetseite „westfalia.de“ werden aktuell viele Produkte zu reduzierten Preisen angeboten, einige sogar zu Schnäppchenpreisen.
Die potenziellen Käufer bieten laut Insolvenzverwalter auch auf den aktuellen Warenbestand. Vor allem dürfte es den Interessenten aber um die Rechte an der Traditionsmarke gehen, die unter Hobbybastlern und passionierten Heimwerkern quer durch die Republik einen guten Ruf genießt, und den damit verbundenen Kundenstamm.
Gericht hat Insolvenzverfahren am 1. Januar für eröffnet erklärt
Inzwischen wurde vom zuständigen Hagener Gericht wegen Zahlungsunfähigkeit und Überschuldung am 1. Januar 2024 das Insolvenzverfahren für alle vier Gesellschaften eröffnet, für die am 19. Oktober ein Antrag gestellt worden war. Das ist das Logistikzentrum in Hagen, die Verwaltungsgesellschaft, die Westfalia GmbH und die Westfalia Werkzeugcompany.
Nach Insolvenzrecht hat eine Gläubigerversammlung sechs Wochen bis spätestens drei Monate nach Eröffnung des Verfahrens stattzufinden. Zu den Hauptgläubigern zählt auch die Bundesagentur für Arbeit, weil diese der Belegschaft für die Monate Oktober bis Dezember Insolvenzgeld gezahlt hat. Weitere Gläubiger dürften die bisherigen Gesellschafter sein, denen die Westfalia-Immobilien gehören. Die Gläubiger müssten einem Verkauf zustimmen. Westfalia-Geschäftsführer Weber ist überzeugt, dass die Verhandlungen letztlich zum Verkauf und damit zumindest zum Erhalt wesentlicher Unternehmensteile führen werden. „Dass die Marke Westfalia verschwindet, kann ich mir nicht vorstellen.“