Berlin. Die Verbraucherzentrale deckt eine total verrückte Praxis im Online-Handel auf: Wie man im Internet am günstigen an Medikamente kommt.

Ob Grippemittel, Hustensaft oder Nasenspray: Wer Medikamente günstig kaufen möchte, sollte im Internet vorher intensiv die Preise vergleichen. Denn es gibt gerade bei Online-Apotheken erhebliche Preisunterschiede bei rezeptfreien Arzneimitteln. Dies hat ein Preisvergleich der Verbraucherzentrale Hamburg von 20 Erkältungsprodukten in 15 Online-Apotheken ergeben.

Das Überraschende: Wer bei einer Online-Apotheke direkt auf der Internetseite bestellt, muss oft deutlich mehr bezahlen, als jene, die die Produkte über ein Vergleichsportal bei derselben Apotheke bestellen. Im Durchschnitt beträgt der Preisunterschied 33 Prozent. „Transparent ist das für Verbraucherinnen und Verbraucher nicht. Wer vermutet schon, dass es im Shop einer Online-Apotheke verschiedene Preise für ein und dasselbe Produkt gibt“, kritisiert die Verbraucherschützerin Julia Rehberg. „Die Suche nach günstigen Angeboten wird so noch aufwendiger.“

Medikamente: So groß ist der Preisunterschied

  • Am größten fällt der Preisaufschlag bei dem Fiebersaft Ibuflam von Zentiva aus. Für das Produkt waren nach direkter Suche auf dem Online-Portal zurrose.de 7,19 Euro zu zahlen, beim Zugang über das Vergleichsportal Idealo dagegen nur 4,32 Euro, berichtet die Verbraucherschützerin. Ein Unterschied von 66 Prozent.
  • Für Schmerztabletten von Ratiopharm verlangt der apodiscounter.de 4,79 Euro, während sie über Google Shopping nur 2,99 Euro kosten – und damit 60 Prozent weniger.
  • Für die Erkältungstabletten Boxagrippal verlangte die bodfeld-apotheke.com 11,58 Euro, während sie über den Link von Bing Shopping für 7,75 Euro angeboten wird – 49 Prozent günstiger.
  • Klosterfrau Melissengeist kostet direkt bei docmorris.de 4,49 Euro, bei einer Bestellung über Geizhals nur 3,16 Euro – ein Unterschied von 42 Prozent.
  • Das Kinder Nasenspray Nasic kostet bei docmorris.de 5,29 Euro. Wer es über Bing Shopping bei docmorris bestellt, zahlt nur 4,03 Euro – 31 Prozent weniger.
  • Die Halstabletten Neo-Angin kosten bei medpex.de 13,29 Euro und damit 30 Prozent mehr als über den Link von Google Shopping mit nur 10,25 Euro.
  • Der Hustensaft Prospan kostet auf apocompany.com 11,45 Euro, wer über den Link von Geizhals dort einkauft, zahlt nur 8,82 Euro – ein Unterschied von 30 Prozent.

Medikamente:

„Zwar waren 15 der 20 Artikel unserer Stichprobe auch nach einer direkten Suche in der jeweiligen Online-Apotheke mit einem Preisnachlass gekennzeichnet, allerdings fiel dieser geringer aus als auf den Preisvergleichsportalen“, berichtet Rehberg.

Grundsätzlich dürfen Apotheken die Preise von rezeptfreien Medikamenten selbst festlegen. Die Apotheken-Onlineshops können laut Rehberg mit einer speziellen Software die Preise für ein und dasselbe Produkt variieren. Dies ist bei verschreibungspflichtigen Arzneimitteln anders, dort gilt ein fester Verkaufspreis.

Umso wichtiger ist es für preissensible Kundinnen und Kunden, möglichst mehrere Vergleichsportale beim Kauf von Medikamenten zu nutzen, um nach dem günstigsten Preis zu schauen, rät Rehberg. Denn ein einzelnes Vergleichsportal bietet nicht automatisch eine vollständige Marktübersicht.

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    „Möglicherweise ist das Erkältungsmittel in einer anderen, nicht gelisteten Online-Apotheke oder beim Apotheker um die Ecke noch preiswerter“, sagt Rehberg. Grundsätzlich könnten Vergleichsportale aber helfen, Geld zu sparen, so Rehberg.

    Zudem rät die Verbraucherschützerin, Medikamente nur auf seriösen Versandapotheken mit dem EU-Sicherheitslogo einzukaufen und zudem die Versandkosten beim Preisvergleich berücksichtigen