Berlin. Die geplante Postreform ist dringend überfällig und dem Alltag angemessen. Erstaunlich ist, wer davon am meisten profitieren könnte.
Die Digitalisierung hat in vielen Bereichen unser Leben auf den Kopf gestellt – in der Arbeitswelt und im Privatleben. Fast alle telefonieren heute mobil, Telefonzellen sind abgeschafft. Auch im Postverkehr hat sich der Alltag stark verändert. Die Zahl der Briefe sinkt drastisch. Eilige Post wird per Mail erledigt, Urlaubsgrüße kommen per SMS oder WhatsApp. Wenn Briefe noch im eigenen Kasten landen, sind es meistens Geschäftsbriefe oder Werbepost.
Gleichzeitig steigt das Paketaufkommen durch den Online-Handel massiv. Die Zeit ist also reif, das 25 Jahre alte Postgesetz zu novellieren. Der Entwurf aus dem Wirtschaftsministerium leistet dafür eine gute Grundlage. Vor allem sollen die teils kritikwürdigen Arbeitsbedingungen für Paketboten bei Subunternehmen besser kontrolliert werden, der Transport schwerer Pakete über 20 Kilo nicht mehr nur einer Kraft überlassen werden.
Post: Hier gibt es die größten Veränderungen
Die größte Veränderung werden Verbraucher bei Briefen spüren. Erreichen heute Briefe mit der Deutschen Post in 80 Prozent der Fälle am nächsten und in 95 Prozent am übernächsten Werktag den Empfänger, muss dies in Zukunft bei 95 Prozent erst nach drei Tagen der Fall sein, bei 99 Prozent nach vier Tagen. Zugleich sollen Nachtflüge eingestellt werden, was ein positiver Beitrag zum Klimaschutz ist.
Das Wichtigste bleibt: Die Post muss auch künftig Briefe und Pakete an alle Haushalte – auch auf dem Land – zustellen, sechs Tage die Woche. Dies ist für die Grundversorgung aller entscheidend. Private Briefe etwas früher abzuschicken, dürfte wohl verkraftbar sein, sofern das Porto moderat bleibt. Und die gute Nachricht: Da das Gesetz frühestens im Frühjahr in Kraft tritt, bleibt zu Weihnachten noch alles beim Alten.