Berlin. Tausende Ausbildungsplätze sind noch frei. Die Chancen für Menschen aus Nicht-EU-Staaten verbessern sich. Dank eines neuen Gesetzes.

Immer mehr junge Menschen mit ausländischer Staatsangehörigkeit absolvieren Ausbildungen in Deutschland. Die Zahl hat sich in den vergangenen zehn Jahren um 64 Prozent von 33.500 auf knapp 55.000 Azubis erhöht. Jeder Dritte stammt dabei aus einem der acht größten Asylherkunftsländer – aus Afghanistan, Eritrea, Irak, Iran, Nigeria, Pakistan, Somalia und Syrien. Ihre Zahl hat sich damit auf rund 16.000 in dem Zeitraum mehr als verzehnfacht. Dies hat eine repräsentative Studie vom Kompetenzzentrum Fachkräftesicherung (KOFA) am Institut der deutschen Wirtschaft (IW) ergeben, die dieser Redaktion vorliegt.

Insbesondere in Engpassberufen hat sich die Zahl der internationalen Azubis verdoppelt. So ist ihre Zahl in vielen Berufen der Gastronomie, aber auch im Handwerk deutlich gestiegen. Gefragt sind insbesondere Ausbildungen in Berufen, die für den Energie- und Klimawandel besondere Bedeutung haben, wie beispielsweise Bauelektrik.

Um den Fachkräftemangel zu reduzieren, sollten Unternehmen Jugendliche aller Zielgruppen noch gezielter ansprechen und mit praxisnahen Angeboten wie Praktika und Einstiegsqualifizierungen für eine duale Ausbildung gewinnen, empfiehlt Studienautor Jurek Tiedemann: „Die Erleichterungen durch das novellierte Fachkräfteeinwanderungsgesetz zur Ausbildungsplatzsuche für internationale Jugendliche können ebenfalls einen wichtigen Beitrag leisten, um noch mehr junge Menschen aus dem Ausland für eine Ausbildung zu begeistern und den Nachwuchs an Fachkräften zu sichern.“

Ausbildung: Neues Gesetz eröffnet mehr Chancen für Ausländer

Nach dem neuen Fachkräfteeinwanderungsgesetz soll es künftig mehr Menschen aus Drittstaaten – also außerhalb der EU-Staaten – ermöglicht werden, einen Ausbildungsplatz in Deutschland zu suchen. Hierfür wird die Aufenthaltsdauer für potenzielle Bewerber und Bewerberinnen auf neun Monate erhöht und die Altersgrenze von 25 auf 35 Jahre angehoben. Voraussetzung sind bestimmte deutsche Sprachkenntnisse (Niveau B1). Jeder darf bis zu zwei Wochen lang zur Probe arbeiten und einer Nebenbeschäftigung von 20 Stunden pro Woche nachgehen.

Unternehmen, die seit Jahren unter Fachkräftemangel leiden, reagieren bereits auf die Engpässe. So haben betroffenen Firmen ihr Ausbildungsplatzangebot um 19 Prozent erhöht. Gleichzeitig erhöhte sich die Nachfrage um fast 11 Prozent. Dennoch können nicht alle Plätze besetzt werden, so die Studie: Der Anteil unbesetzter Ausbildungsstellen in Engpassberufen hat sich seit 2013 bis heute mehr als verdoppelt – auf 10,7 Prozent. Laut Bundesagentur für Arbeit (BA) waren von bundesweit 509.000 gemeldeten Ausbildungsplätzen zuletzt 228.000 Stellen noch unbesetzt. Für Jugendliche bedeute dies, so die Studienautoren: „Die Chancen auf einen Ausbildungsplatz, insbesondere in Engpassberufen, sind hervorragend und besser denn je.“

Azubi gesucht - viele Lehrstellen noch unbesetzt

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    Ausländer sind für die Wirtschaft schon heute eine tragende Säule. Etwa jeder siebte Arbeitnehmer in Deutschland ist Ausländer. Sie machen rund 15 Prozent der sozialversicherten Beschäftigten aus, wie aus Statistiken der Bundesagentur für Arbeit (BA) hervorgeht. Und die Nachfrage nach Arbeitskräften ist groß. Aktuell können Deutschlands Unternehmen rund 1,73 Millionen offene Stellen nicht besetzen, wie das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) berichtet. Allein bei der Arbeitsagentur waren im Oktober 748.665 unbesetzte Stellen gemeldet.