Berlin. Post-Vorständin Hagleitner sagt, wie sich ihr Unternehmen auf das Weihnachtsgeschäft vorbereitet und ob Briefe noch eine Zukunft haben.
Sieben Wochen bis Heiligabend – höchste Zeit, die Weihnachtspost zu verschicken. Die Deutsche Post bereitet sich schon seit Sommer auf das jährlich wiederkehrende Großereignis vor. Nikola Hagleitner, Konzernvorständin Post & Paket Deutschland, erklärt im Interview, welche Fristen für Weihnachten unbedingt eingehalten werden müssen, damit unterm Christbaum Pakete liegen. Und warum handschriftlich adressierte Briefe möglicherweise später ankommen.
Weihnachten naht. Erwarten Sie einen neuen Paketrekord im Advent?
Nikola Hagleitner: Für uns ist es die aufkommensstärkste Zeit im Jahr. Wir bereiten uns auf rund elf Millionen Pakete an den stärksten Tagen vor – etwa so viele wie im Vorjahr. Den ersten großen Peak erwarten wir zum Black Friday und Cyber Monday Ende November. Wir freuen uns auf diese Herausforderung und wissen, dass unsere Kunden auf uns vor Weihnachten ganz besonders zählen.
Können Sie dies mit dem bestehenden Personal bewältigen?
Wir sind sehr stabil aufgestellt, unser Team ist hoch motiviert und wir stellen neben unseren rund 160.000 Stammkräften noch 10.000 zusätzliche Aushilfskräfte ein, die wir schon seit einigen Wochen sukzessive an Bord geholt haben. Außerdem haben wir rund 9000 zusätzliche Fahrzeuge im Einsatz und schöpfen unsere Ressourcen in allen Bereichen voll aus.
Finden Sie denn genügend Personal?
Wir sind ein attraktiver Arbeitgeber und dank unseres großzügigen Tarifabschlusses finden wir deutlich leichter Personal als im Vorjahr. Aushilfen bekommen bei der Deutschen Post rund 16 Euro pro Stunde plus Zulagen – wie einen anteiligen Inflationsausgleich. Das sind die gleichen Tarifkonditionen, die auch für unsere Zusteller im ersten Jahr gelten.
Weihnachten fällt auf einen Sonntag. Bis wann werden die Pakete noch ausgeliefert?
Samstag – der 23. Dezember – ist für unsere Zusteller ein ganz normaler Arbeitstag. Wir haben den Ehrgeiz, dass alle Pakete an diesem Tag noch ausgeliefert werden.
Bis wann müssen Pakete spätestens innerhalb Deutschlands aufgegeben werden, damit sie rechtzeitig unter dem Weihnachtsbaum liegen können?
Privatkunden sollten ihre Pakete und Päckchen bis spätestens 20. Dezember in den Filialen, Paketshops oder Packstationen abgegeben haben. Dann werden sie bis zum 23. Dezember zugestellt.
Wann ist der späteste Auslieferungstag für Pakete ins europäische Ausland?
Pakete in unsere direkten Nachbarländer müssen bis zum 14. Dezember aufgegeben werden, wenn sie pünktlich bis Weihnachten ankommen sollen. In andere europäische Länder geht dies bis zum 11. Dezember. Außerhalb Europas gilt der 5. Dezember bei Premiumpaketen als letzter Abgabetag, für Standardpakete der 28. November. Wer ein Express-Easy-Paket innerhalb Deutschlands oder in EU-Länder schicken mag, hat bis zum 21. Dezember Zeit.
Wie sieht es für Weihnachtskarten und Briefe aus?
Die inländische Weihnachtspost muss bis zum 21. Dezember im Briefkasten sein. Post in europäische Länder sollte bis spätestens zum 13. Dezember verschickt werden. Außerhalb Europas gilt der 6. Dezember. Bei Sendungen ins Ausland sind wir allerdings auch von den Postgesellschaften im Ausland abhängig.
Sollte man lieber ein paar Tage früher die Post einstecken, um sicher zu sein, dass sie auch ankommt?
Wir arbeiten zuverlässig und halten unsere Laufzeiten auch vor Weihnachten ein. Bei den von mir genannten Daten können Sie davon ausgehen, dass Post und Pakete rechtzeitig vor dem Heiligen Abend ankommen. Aber sicher: Je früher man seine Post abschickt, desto besser ist es. Im vergangenen Jahr kamen 99,6 Prozent aller Pakete, die rechtzeitig eingeliefert wurden, pünktlich an.
Inwieweit können Empfänger dazu beitragen, dass Pakete beim ersten Zustellversuch bei ihnen landen?
Die Direktadressierung an die Packstationen, das Festlegen eines Ablageorts oder die Nennung eines Nachbarn helfen für eine problemlose Zustellung. Vor allem, wenn Sie wissen, dass Sie nicht zu Hause sind. Dies kann in der Post- und DHL-App angegeben werden. Gleichzeitig hilft es uns, wenn Pakete schnell in Filialen und Packstationen abgeholt werden, damit Platz für neue Pakete frei wird.
Worauf muss man beim Verschicken achten?
Wichtig ist, dass die Pakete gut verpackt werden. Die Adressen sollten auf weißem Hintergrund – idealerweise gedruckt – stehen. Das gilt für Pakete und Briefe. Mit Handschrift geschriebene Adressen auf farbigen Briefumschlägen oder farbigem Untergrund können nicht immer einwandfrei von den Maschinen gelesen werden – sie müssen dann händisch sortiert werden, was die Laufzeit verlängert.
Wie viele Pack- und Poststationen gibt es? Soll ihre Zahl erhöht werden?
Aktuell gibt es über 12.500 Pack- und Poststationen, an denen zu jeder Tag- und Nachtzeit Pakete aufgegeben und abgeholt werden können. Wir möchten die Zahl der Automaten weiter erhöhen. Die genauen Ausbauziele hängen, wie auch andere Investitionen im Post- und Paketbereich, stark von den Rahmenbedingungen ab, die uns das neue Postgesetz geben wird.
Die Postbank will in den nächsten zwei Jahren 250 von 550 Filialen schließen. Was bedeutet dies für Ihr Filialnetz?
Wir werden dafür sorgen, dass unsere Kunden an diesen Standorten weiterhin Postdienstleistungen in ihrer Nähe finden und sehen die Chance, unsere bei unseren Kunden sehr beliebte Filialkooperation mit Partnern im Einzelhandel stärker auszubauen.
Die Laufzeit von Briefen soll verlängert werden, von einem auf drei Tage ist die Rede. Was planen Sie konkret?
Eine Briefdifferenzierung nach Laufzeit ist in vielen europäischen Ländern bereits Alltag. Die Kunden wünschen sich vor allem eine verlässliche Zustellung. Vorstellbar ist, dass künftig ein Regelbrief zwei bis drei Tage dauert und ein Prio-Brief unseren heutigen Standardbrief ersetzt – also Zustellung nach Einwurf plus einen Tag.
Wie teuer wird dann ein Prio-Brief – 85 Cent wie für den heutigen Standardbrief?
85 Cent für einen Prio-Brief wäre zu günstig. Eine Portoerhöhung wurde vor kurzem von der Bundesnetzagentur aus unserer Sicht fälschlicherweise abgelehnt. Wir würden den Preis für den neuen Brief mit ein bis zwei Tagen mehr Laufzeit als heute ungefähr auf dem Niveau des Standardbriefs plus Portoerhöhung ansetzen. Ein Prio-Brief würde entsprechend mehr kosten, aber zum Beispiel mit einer Sendungsverfolgung auch einen zusätzlichen Leistungsumfang haben.
Wie viel würde der Prio-Brief dann kosten?
Das können wir heute nicht konkret benennen.
Haben Briefe grundsätzlich noch eine Zukunft?
Briefe wird es wohl immer geben, aber es werden seit Jahren immer weniger. In diesem Jahr hat sich der Strukturwandel noch mal beschleunigt, das Briefaufkommen ist um fünf bis sechs Prozent geschrumpft. Privatbriefe sind sogar noch stärker zurückgegangen. Nicht nur private Kunden, sondern auch Unternehmen sind sehr viel häufiger digital unterwegs. Zum Vergleich: Skandinavische Länder, die sehr viel früher auf Digitalisierung setzten, haben noch etwa 20 Prozent der Briefmenge ihres früheren Spitzenaufkommens. In Deutschland sind es noch fast 60 Prozent.
Und wie sieht es bei Postkarten aus?
In der Corona-Zeit ist der Postkartenversand drastisch zurückgegangen. Mit Beginn der Reisen hat er wieder zugelegt, aber nicht in dem Maße wie früher. Das Postkartenaufkommen ist im Vergleich zum gesamten Briefmarkt allerdings auch ein sehr kleines Segment.
Ist deshalb ein Mitarbeiterabbau geplant?
Nein, wir haben über die natürliche Fluktuation hinaus keinen Abbau der rund 190.000 Beschäftigten geplant. Es wird eher eine Verschiebung vom Brief- zum Paketgeschäft geben. Die Post befindet sich in einem Strukturwandel.
Bei DHL gibt es für Päckchen keine Lieferverfolgung – und damit auch keinen Nachweis, wenn eine Sendung mal verschwindet. Das ist bei der Konkurrenz undenkbar. Soll dies so bleiben?
Unser Päckchen ist unser Einstiegsprodukt, das deutlich günstiger als ein Paket und mit weniger Service ausgestattet ist. Daran soll sich nichts ändern, sonst müssten wir es verteuern.
Bei der Bundesnetzagentur sind für 2022 viele Beschwerden wegen verlorener Pakete und Briefe eingegangen. Was läuft falsch, was möchten Sie verbessern?
Wir haben in diesem Jahr unsere Qualität stark verbessert, die Reklamationen sind spürbar zurückgegangen. Wir versuchen, jeden Tag besser zu werden. Haben mehr Personal eingestellt, schulen die Kräfte länger. Rund 80 Prozent der Pakete kommen bereits am nächsten Tag an. Der Anteil der nicht zugestellten Pakete an den rund 6,2 Millionen transportierten Paketen an jedem Werktag bewegt sich im kaum messbaren Bereich. Aber wir dürfen auch nicht vergessen: Bei uns arbeiten Menschen und diese machen ab und zu auch Fehler.
Spielt künftig Künstliche Intelligenz (KI) eine größere Rolle?
Für unsere Kernprozesse – Sortieren, Transportieren und Zustellen – werden immer auch Menschen im Einsatz sein. KI nützt uns aber schon heute, um Fehler früher zu erkennen, und im Kundenservice.
Die Post hat die erste Krypto-Briefmarke auf den Markt gebracht. Glauben Sie an eine Renaissance der Briefmarkensammler? Wie viele Krypto-Briefmarken haben Sie verkauft?
Die neue Kryptomarke ist stark begehrt und wir sind mit der Nachfrage sehr zufrieden. Deutschland hat eine der größten Philatelie-Gemeinschaften auf der Welt. Wir haben 170.000 Abonnenten, die regelmäßig mit neuen Marken versorgt werden. Die Krypto-Marke hilft uns, unseren Philatelisten ein besonderes Angebot zu machen, aber auch eine neue Gruppe von digitalen Kunstsammlern zu gewinnen. Die Gold-Edition der Krypto-Briefmarke, die auf 100 Stück limitiert ist, war direkt am ersten Tag ausverkauft. Das Motiv des Brandenburger Tors ist der Auftakt einer Serie, die wir mit anderen historischen Bauwerken fortsetzen wollen.
Welche Klimaziele hat sich die Post gesetzt?
Das Klimaziel für den ganzen Konzern ist die „grüne Null bis 2050“. Das klingt vielleicht zunächst nicht ambitioniert, ist aber mit immensen Anstrengungen verbunden. Wir investieren zum Beispiel in unserem Unternehmensbereich DHL Express massiv in klimafreundliche Treibstoffe für Flugzeuge. In der Paket- und Briefzustellung haben wir schon 25.000 Elektrofahrzeuge – und damit die größte E-Flotte eines Unternehmens in Europa.
Zur Person:
Die gebürtige Österreicherin Nikola Hagleitner (49) sagt von sich selbst, dass sie ein „Konzerngewächs“ ist. Seit 2005 schon arbeitet sie für die Deutsche Post DHL Group in verschiedenen Positionen in Europa und den USA. Seit Sommer 2022 ist sie Mitglied des Vorstands und verantwortlich für Post und Pakete in Deutschland. Besonders die Kollegen sind ihr nach eigenen Angaben ans Herz gewachsen, die „Helden des Alltags“, wie Hagleitner sagt, durch deren „gelbes Herz“ das „gelbe Blut“ fließe. „Ich habe einfach nur Hochachtung für das, was bei uns jeden Tag geleistet wird.“
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