Berlin. Millionen Menschen schauen sich Online-Videos von Steuerfabi an. Er hat auf jede Steuerfrage eine Antwort – auch für Christian Lindner.
Fabian Walter hat geschafft, wovon viele träumen: Er erreicht als erfolgreicher InfluencerMillionen Menschen an den Bildschirmen. Aber nicht etwa mit Sport-, Ernährungs- oder Schminktipps. Sondern mit komplexen Steuerfragen – leicht und verständlich erklärt. Seine Videos wurden auf TikTok mehr als 150 Millionen Mal angeklickt, er hat mehr als eine Million feste Follower. Und einen besonders prominenten Fan: den Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP), der Steuerfabi bereits mehrmals ins Finanzamt eingeladen hat, um sich mit ihm zu beraten.
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Steuern wurden Fabian Walter sozusagen in die Wiege gelegt. Sein Vater ist Steuerberater mit eigener Kanzlei in einem kleinen Ort im Schwarzwald. “Ich habe an der Universität in Freiburg den Tax-Master gemacht, das ist ein betriebswirtschaftliches Studium, das sich allerdings nahezu ausschließlich mit Steuern befasst“, erzählt er mit seinem leicht badischen Dialekt. Die Kanzlei seines Vaters wollte er jedoch nicht übernehmen. "Das wäre eine Lebensentscheidung gewesen", sagt er im Gespräch mit dieser Redaktion. Und der Schwarzwald "nicht so der Place to be". Er wechselte stattdessen zum Haufe-Verlag, wo er sich um die Fort- und Weiterbildung für Steuerberater kümmerte.
So wurde aus Fabian "Steuerfabi"
Im April 2020, mitten in der ersten Corona-Hochphase, wurde aus Fabian dann Steuerfabi. Ein Freund habe ihn gefragt, ob er nicht mal ein Steuervideo auf TikTok hochladen wolle, erzählt der 34-Jährige. "Und ich habe gefragt: Was ist TikTok, sind das Klopfgeräusche?"
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Doch Fabian Walter ließ sich schließlich überzeugen und lud sein erstes Video hoch. Inhalt: Kann man Kaffee von der Steuer absetzen? Er hielt dabei einen Espresso in der Hand, was später zu seinem Markenzeichen wurde. Im Nu schauten sich mehr als 50.000 Menschen sein Video an. Es folgten unzählige weitere rund 60-sekündige Videos. Und ein Jahr später machte sich Steuerfabi selbstständig.
Mittlerweile entsteht rund um die täglich geposteten Videos ein kleines Imperium. Steuerfabi hat ein eigenes Buch geschrieben, das es auf die "Spiegel"-Bestsellerliste geschafft hat – ein zweites erscheint noch in diesem Jahr. Er wird für Vorträge gebucht. Und vor Kurzem hat er eine eigene Espresso-Marke auf den Markt gebracht – "Espresso Fiscale". Trotzdem lebt er wie eh und je in seiner knapp 50 Quadratmeter großen Wohnung, nur ein Büro hat er sich mittlerweile zusätzlich angemietet. Zur Anfangszeit, erzählt er, habe er sein Bett ins Wohnzimmer verfrachtet, um im ehemaligen Schlafzimmer seine Videos zu drehen.
Kann ich den Laptop von der Steuer absetzen, wenn ich ihn auch Privat verwende?
In den Clips beschäftigt er sich mit Fragen wie: "Laptop von der Steuer absetzen – was bedeutet das?" Knapp 65.000 Menschen haben das Video allein auf TikTok gesehen. "Einen Laptop, den ich mir für beispielsweise 1000 Euro gekauft habe, und den ich auch zum Arbeiten benutze, den kann ich von der Steuer absetzen. Das Finanzamt akzeptiert einen Privatanteil von bis zu 50 Prozent", erklärt Steuerfabi im Gespräch.
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Ein Trugschluss, dem viele unterliegen würden: Sie rechnen damit, dass sie nun 50 Prozent von den Finanzbehörden nach der Steuererklärung erstattet bekommen würden, erzählt der 34-Jährige. Und weiß es besser: "Das wird nach dem jeweiligen Steuersatz berechnet. Auszubildenden beispielsweise zahlen in der Regel noch keine Steuern, weil sie in der Regel nicht mehr als 1300 Euro Lohn bekommen. Die würden also wahrscheinlich gar nichts erstattet bekommen. Wer allerdings den Spitzensteuersatz zahlt, der bekommt 42 Prozent erstattet. Von 500 Euro wären das 210 Euro."
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Darüber redet Steuerfabi mit Christian Lindner
Regelmäßig interviewt Steuerfabi auch den Bundesfinanzminister zu Steuerfragen, das erste Mal im Sommer 2021 vor der Bundestagswahl, als Lindner noch gar nicht im Amt war. Zuletzt trafen sich die beiden vor wenigen Tagen. Dabei sprachen sie über die Aktienrente, Altersvorsorge und die männlich dominierte Gründerszene. In seinem neuen Video wird Steuerfabi dann aber noch mal ganz konkret: Wird der Restaurantbesuch ab Januar teurer? Schließlich soll die Mehrwertsteuer von derzeit sieben auf 19 Prozent erhöht werden.
"Ich habe Sympathie dafür, jetzt den Gästen nicht zu erschweren, auch mal in eine Gaststätte oder ein Restaurant zu gehen", antwortet Lindner. Ob sich die Mehrwertsteuererhebung allerdings mit Blick auf die Inflation tatsächlich vermeiden lässt, ließ der Finanzminister offen und schob hinterher: "Wie es ‘24 und danach weitergeht, das entscheidet der Bundestag."
Steuerfabi kann von seinen Finanz-Tipps mittlerweile sehr gut leben. Eine genaue Zahl will er nicht nennen, verneint die in Medienartikeln aufgeworfenen 40.000 Euro im Monat aber auch nicht im Gespräch. Und was macht er mit dem Geld? "Ich lege mein Geld relativ klassisch an, relativ risikoarm. Aber dafür breit gestreut in einem Aktien-Portfolio, ETF und ich habe eine Immobilie", erzählt er. Und fügt hinzu: "Ich will mit meinem Geld nicht zocken oder grundlos ein großes Risiko eingehen. Und wie sagt man so schön: breit gestreut – nie bereut."