Essen. Wirtschaft und die Bürger leiden unter hohen Strompreisen – der Staatskonzern Uniper saniert sich mit gewaltigem Gewinn. Der Bund verdient mit.
Während die Menschen und die Wirtschaft in Deutschland unter den hohen Strompreisen ächzen, fahren die Energiekonzerne immer größere Gewinne ein. Nun erwartet sogar der Staatskonzern Uniper ein „außergewöhnlich starkes Ergebnis“ im ersten Halbjahr und hat – wie RWE bereits mehrfach – seine Gewinnprognose angehoben. Allein in den ersten sechs Monaten verdiente der Düsseldorfer Uniper-Konzern knapp zweieinhalb Milliarden Euro – netto.
In einer Pflichtmitteilung für die Börse nannte der verstaatlichte Energieversorger extrem gute vorläufige Zahlen: Der bereinigte Gewinn aus dem laufenden Geschäft (Ebit) betrug demnach 3,7 Milliarden Euro, nachdem im ersten Halbjahr 2022 noch 757 Millionen Euro Verlust angefallen waren. Nach Steuern und Abgaben blieben unterm Strich 2,49 Milliarden übrig. Für das Gesamtjahr rechnet Uniper-Finanzchefin Jutta Dönges nun mit einem Reingewinn im „mittleren einstelligen“ Milliardenbereich, also um die fünf Milliarden Euro – nach 19 Milliarden Verlust im Kriegsjahr.
- Erst musste der Staat Uniper mit Milliarden retten
- Nun erzielen die Düsseldorfer Rekordgewinne mit ihren Kohlekraftwerken
- Für den Bund wird der Einstieg bei Uniper damit zum Erfolg
- Die vom Staat gehaltenen Aktien sind nun 47 Milliarden Euro wert
- Auch RWE rechnet mit noch höheren Gewinnen
Vor einem Jahr war Uniper als größter Gasversorger Deutschlands an den Rand einer Insolvenz geschlittert, als Russland nach seinem Überfall auf die Ukraine im Sommer den Gashahn Richtung Westeuropa zudrehte. Das ließ die Gaspreise explodieren und zu denen musste das Unternehmen das ausbleibende russische Gas ersetzen, was in der Spitze 200 Millionen Euro am Tag verbrannte. Letztlich musste der Staat das für die Gasversorgung entscheidende Unternehmen retten und übernahm zum Jahresende fast alle Anteile.
Grund für die jetzt sprudelnden Gewinne sind die hohen Strompreise, von denen Uniper mit seinen Kohle- und Gaskraftwerken profitiert. Sie haben schon den Essener Marktführer RWE mehrfach seine Gewinnprognose erhöhen lassen. Erst am Dienstagabend teilte RWE mit, 2023 nun mit einem Betriebsgewinn (Ebitda) zwischen 7,1 und 7,7 Milliarden Euro zu rechnen, das sind knapp anderthalb Milliarden mehr als bisher erwartet. Im ersten Halbjahr verdiente RWE vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen bereits 4,5 Milliarden Euro.
Das Comeback der Kohlekraftwerke bescherte auch der Essener Steag nach Informationen unserer Zeitung bereits 2022 einen Rekordgewinn von 1,9 Milliarden Euro netto. Der Unterschied bei Uniper war bisher, dass die hohen Verluste aus der Gas-Ersatzbeschaffung alle positiven Werte überlagerten. Das hat sich mit den seit Jahresbeginn deutlich gefallenen Gaspreisen an den Börsen geändert und lässt nun auch bei den Düsseldorfern bisher für unmöglich gehaltene Gewinne auflaufen.
Staatseinstieg kann zur großen Erfolgsgeschichte werden
Damit wird auch die von Marktpuristen anfangs kritisch gesehene Verstaatlichung zu einer Erfolgsgeschichte. Dem Bund winken allein durch den zuletzt deutlich gestiegenen Aktienkurs nach einem Verkauf Gewinne in zweistelliger Milliardenhöhe. Das Uniper-Papier kletterte am Mittwoch nach der Ad-hoc-Meldung über die guten Zahlen um rund 14 Prozent auf 5,70 Euro. Damit ist das für 14 Milliarden gekaufte Aktienpaket des Bundes nun rund 47 Milliarden Euro wert.
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Zunächst wird es aber darum gehen, einen teil der Gewinne an den Bund zurückzuzahlen, das verlangt schon die EU in ihren Bedingungen für ihre erteilte Zustimmung zum Staatseinstieg. „Die Gespräche mit der Bundesregierung dazu laufen“, teilte das Unternehmen mit. Finanzchefin Dönges trat zugleich auf die Euphoriebremse: Die enormen Gewinne beruhten „zu einem großen Teil auf außerordentlichen Effekten“, weshalb sie „sich so in den nächsten Jahren vermutlich nicht wiederholen“ würden.
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In der Wirtschaft mehren sich derweil die Stimmen, die vor einer Abwanderung der Industrie warnen, sollten die Strompreise so hoch bleiben. Vor allem die Chemieindustrie klagt über Produktionseinbrüche und begründet dies mit zu hohen Produktionskosten vor allem für Energie. Am Dienstag meldete nun auch die Stahlindustrie sinkende Produktionsmengen.