Essen. Die Essener Brenntag stärkt die Eigenständigkeit ihrer Geschäfte mit Massen- und Spezialchemikalien. Ob es zur Aufspaltung kommt, ist offen.
Der Essener Dax-Konzern Brenntag steht vor einem größeren Umbau. Die beiden Säulen – das Massengeschäft und der Handel mit Spezialchemikalien – sollen mehr Eigenständigkeit erhalten. Ob die Neuaufstellung in einer Zweiteilung des weltgrößten Chemikalienhändlers münden wird, so wie es die Aktionäre des Hedgefonds Primestone bei der Hauptversammlung im Juni vehement gefordert hatten, lässt Brenntag-Chef Christian Kohlpaintner indes offen. „Alle Optionen liegen auf dem Tisch“, heißt es aus dem Unternehmen.
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Ab 1. August soll der Brenntag-Vorstand auf vier Sitze verkleinert werden. Vorstand Ewout van Jarwaarde wurde vom Aufsichtsrat zum Geschäftsführer Brenntag Essentials ernannt und folgt auf Steven Terwindt, der das Unternehmen verlässt. Vorstand Michael Friede soll die zweite Sparte, Brenntag Specialties, leiten. Kohlpaintner bleibt Vorstandsvorsitzender und Chef der Brenntag-Holding. Auch Finanzchefin Kerstin Neumann macht weiter.
Ab Januar 2024 soll dann auch eine neue Führungs- und Steuerungsstruktur greifen. Bis dahin sollen einige zentrale Funktionen etwa der Personalabteilung in die beiden Geschäftsbereiche überführt werden. Darüber sei man in Gesprächen mit dem Personalrat, teilte das Unternehmen mit.
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Von der Stärkung der beiden operativen Geschäftsbereiche Essentials und Specialties erhofft sich Kohlpaintner mehr Nähe zu den Kunden in aller Welt und bessere Wachstumsmöglichkeiten. Nach früheren Angaben hat Brenntag eine Reihe von Wettbewerbern im Blick, die auf der Übernahmeliste stehen. „Wir statten die Geschäftsbereiche mit den schlanken und effizienten Prozessen, Ressourcen und Fähigkeiten aus, die sie benötigen, um ihr Geschäft unabhängiger und eigenständiger zu steuern, ihre Geschäftsergebnisse zu verbessern und ihre dezidierten Wachstumsinitiativen zu beschleunigen“, sagte der Brenntag-Chef.
Ob aus den beiden Säulen in absehbarer Zeit eigenständige Unternehmen werden sollen, wie es einige Anteilseigner fordern, ließ Kohlpaintner zunächst offen. „Schlussfolgerungen zu den strategischen Optionen“, wie er es nennt, will er bei einem Kapitalmarkttag im Spätherbst nebst einer neuen Strategie vorstellen.
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Brenntag ist ins Visier aktivistischer Investoren geraten. Dabei macht vor allem der britische Finanzinvestor Primestone, der gut zwei Prozent an Brenntag hält, auf sich aufmerksam. Primestone wie auch der US-Hedgefonds Engine Capital wollen eine Aufspaltung des Unternehmens in die beiden Sparten. Davon erhoffen sie sich eine schnelle Wertsteigerung. Vorstandschef Kohlpaintner hatte den Vorstoß als verfrüht zurückgewiesen und für seine Linie bei der Hauptversammlung eine Mehrheit der Aktionäre hinter sich versammelt.
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