Bad Berleburg. . Am 7. Südwestfalentag hat die Region an diesem Wochenende ihre Stärke demonstriert. 33 Regionale-Projekte wurden bisher angeschoben.

Er kann das. Während der Fahrt nach Bad Berleburg sitzt Staatssekretär Gunther Adler aus dem NRW-Bauministerium in Düsseldorf auf dem Rücksitz seines Dienstwagens und ist im Internet unterwegs. Auf der Suche nach Südwestfalen wird er fündig: www.suedwestfalen.com

Der Finger zuckt zurück: Speed dating mit SchülerInnen. Er glaubt nicht, was er sieht. Der 50-Jährige, früher persönlicher Referent des ehemaligen Bundespräsidenten Johannes Rau, traut sich was. Er klickt das vermeintlich schlüpfrige Angebot mit nervösem Zeigefinger an. Und staunt.

Die Südwestfalen Agentur bringt auf diese unkonventionelle Art und Weise Personalleiter mit Schülern und Schülerinnen in lockerer Atmosphäre zusammen.

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Eine Stunde später, beim Empfang im Foyer des Schlosses von Bad Berleburg, lobt der gebürtige Leipziger am Samstag die Idee und zeigt sich überwältigt von der langen Liste der Projekte der Regionale 2013: „Da schlägt bei mir das Herz höher.“ Und er macht das, was Dienstherrn selten machen, er lobt Mitarbeiter der Ministerialbürokratie, er lobt Doris Kern und Klaus Austermann auf seine ganz eigene Weise.

Sie, 52 Jahre alt, er, 42 Jahre alt, sind bei der Landesregierung für die Koordination der Fördermittel der Regionale 2013 zuständig. Adler: „Sie haben sich über das bei Beamten erwartete Engagement hinaus engagiert.“ Gelächter und Beifall gehören den beiden. Ihre Augen finden Halt auf dem Boden.

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Vor dem Vertreter der Landesregierung gehört dem Hausherrn das Wort. Richard Prinz zu Sayn-Wittgenstein-Berleburg verschafft sich auf seine ganze eigene Art Gehör. „Silentio“, ruft er stimmgewaltig. Er brauche kein Mikrofon, er könne auch ohne Lautsprecher reden. Der 78-Jährige, der es schätzt, mit Durchlaucht angesprochen zu werden, macht es kurz, spart nicht mit Anerkennung. „Furchtbar viele Leute haben sich maßlos Mühe für dieses Wochenende gegeben.“

Berge abgetragen

Nicht nur am Wochenende. Die Regionale 2013 macht der Region Beine. Die Südwestfalen Agentur, von den fünf Kreisen ins Leben gerufen, fördert Ideen und bekommt Geld für sie. Der Staatssekretär spricht von fast 150 Millionen Euro, die in 33 Drei-Sterne-Projekte geflossen sind - rechne man die privaten Investitionen dazu, komme man auf 250 Millionen Euro.

Paul Breuer, Landrat des Kreises Siegen-Wittgenstein und amtierender Vorsitzender des Aufsichtsrates der Südwestfalen Agentur, weiß das. Es schwingt Stolz mit, als er sagt: „Wir haben Berge abgetragen. Soll keiner glauben, mit der Regionale 2013 ist Südwestfalen am Ende. Wir machen weiter.“ Mit der Schaffung Südwestfalens habe man Gewicht auf die Waage der Wahrheit gebracht. „Das ist uns gelungen.“

Früher hätte man nicht gewusst, dass Südwestfalen die drittstärkste Industrieregion Deutschlands sei, heute wisse man das. „Und wir müssen es den anderen sagen, müssen sagen, dass man hier gut leben kann.“ Bad Berleburgs Bürgermeister Bernd Fuhrmann weiß dies längst: „Wir haben einen Mittelstand, der von Wirtschaftsexperten als die konstante Wirtschaftsgröße Deutschlands bezeichnet wird und auch den internationalen Vergleich nicht scheut.“

Menschliche Werte

Für ihn sei nicht nur die Stärke der Wirtschaft ein Pluspunkt für die Region. Bei den Menschen hätten Werte wie Familie, Beruf, Redlichkeit, Verlässlichkeit und Vertrauen noch eine wirkliche Bedeutung: „Wir pflegen Traditionen, verschließen uns jedoch keineswegs gegenüber Innovationen. Wir packen schnell und kräftig an, doch wir reden nur sehr selten darüber.“

Beifall gehört ihm, als er daran appelliert, für die Region zu kämpfen: „Das sollte unsere Devise für die Zukunft sein, um junge Menschen in der Region zu halten beziehungsweise sie für unsere Region zu gewinnen.“ Das sieht Dirk Glaser, Geschäftsführer der Südwestfalen Agentur, ähnlich. Für ihn sei die Regionale 2013 erst der Startschuss für das, was danach komme. „Wir haben noch einige Projekte vor. Ein Schwerpunkt wird die ländliche Entwicklung sein.“ Staatssekretär Adler versteht die Botschaft, nimmt sie mit auf die Rückfahrt nach Düsseldorf. Ob er sich weiter im Internet über Südwestfalen informiert, ist nicht bekannt.