Ein strahlendes Brautpaar, stolze Eltern, winkende Majestäten, prunkvolle Kleider, ordensschwere Smokings, aufgeregte Kinder. Die Hochzeit von Prinzessin Nathalie und Alexander Johannsmann bewegte nicht nur Bad Berleburg.
Als Prinzessin Nathalie und Alexander Johannsmann am Samstagabend mit dem traditionellen dänischen Brautwalzer „Et Folke sagn“ (Eine Volkssage) den Tanz eröffneten, waren die Problemchen des Tages vergessen, die Gewitterwolken verschwunden und der vergessene Brautstrauß längst in der Blumenvase. Eine ausgesprochen lockere Party nahm ihren Lauf.
Es war schon eine gelungene Inszenierung, die am Wochenende von Hunderten Zaungästen an der Kirche und am Schloss beobachtet wurde. Und sie alle erlebten - allerdings hinter Sicherheitszäunen - ein strahlendes Brautpaar, stolze Eltern, winkende Majestäten, prunkvolle Kleider, ordensschwere Smokings, aufgeregte Kinder und rennende Medienmenschen.
Schon um die Mittagsstunde hatten die ersten, wie sie sich selbst nannten, „Royal“-Fans aus Garmisch oder Frankfurt die besten Plätze am Kirchenaufgang belegt, schwenkten schon fünf Stunden vor der Trauungszeremonie dänische Fähnchen. Zu diesem Zeitpunkt war von langen Kleidern nichts zu sehen; vielmehr mussten „Manni“ und „Eddi“, die beiden Sprengstoffspürhunde aus Bochum, in der Stadtkirche samt Glockenturm schnüffeln. „Alles in Ordnung“ vermeldete dann Polizeihauptkommissar Frank Karkowski. Und auch die danach beschnüffelten drei alten Rolls Royce waren sprengstofffrei.
Wo ist der Brautstrauß?
In den prachtvollen Oldies des Siegener Sammlers Hans-Georg Schneider wurden später Königin Margrethe von Dänemark mit ihrer Schwester Anne-Marie von Griechenland, Prinzessin Benedikte mit ihrer Hofdame Kristina Treschow sowie Prinz Richard mit der Braut zur Kirche chauffiert.
Hochzeit in Berleburg
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Das Vorfahren dieser drei Fahrzeuge war dann das Finale des gesellschaftlichen Aufmarsches, und die Hochzeitsglocken läuteten bereits, als ein sichtlich gerührter Prinz Richard seine Tochter Nathalie über den roten Teppich an die wunderbar mit cremefarbenen Rosen und weißen Pfingtsrosen geschmückte Kirchentür brachte.
Und dann war’s passiert! Wo ist der Brautstrauß? „Wir können unsere Nathalie doch nicht ohne Blumen in die Kirche lassen“, hatte Schloss-Hausmeister Karl-Heinz Unger als Erster mit Schrecken bemerkt, dass der Strauß im Gewölbe des Schlosses vergessen worden war. Während Unger mit dem Polizeibeamten KarlHeinz Bender im Peterwagen und mit Blaulicht zum Schloss sauste, nahm Prinzessin Nathalie den Fauxpas mit Humor. Prinz Richard scherzte sogar dem Verfasser dieses Artikels zu: „Hol’ doch schnell ein paar Rhododendronzweige aus dem Park.“
Auch Pfarrerin Claudia Latzel-Binder, die übrigens gemeinsam mit dem dänischen Kammerherrn Gustav Grüner alle Gottesdienstbesucher persönlich willkommen geheißen hatte, war die Ruhe selbst, überbrückte die kurze Wartezeit mit Gesprächen, während die Braut immer wieder mit einem bezaubernden Lächeln den Wünschen der Fotografen und Kameraleuten nachkam.
Über den roten Teppich
Und dann kam Anne Nielsen im Laufschritt über den roten Teppich, übergab den Strauß. Erleichtert lachte die Prinzessin auf spontane Anfrage der WAZ-Mediengruppe: „Ich werte das ganz klar als ein gutes zeichen für eine glückliche Ehe.“
Wenig später setzte die Orgel ein, gespielt vom Kopenhagener Organist Phillip Schmidt-Maden und stimmlich begleitet von den jungen Mädchenstimmen des „St. Annae Pige Kor“ aus der dänischen Hauptstadt.
Damit in den Kirchenbänken auch jeder seinen Platz finden konnte, standen Mitglieder der jeweiligen, adligen Familienzweige in den Gängen und wiesen die Bänke zu.
Und dann war endlich für Bräutigam Alexander Johannsmann eine über 20-minütige Wartezeit, die er stehend im vorderen Bereich der Kirche verbringen musste, beendet. Seine Nathalie wurde von ihrem Vater zum Altar geleitet.
Privatsache des Paares
Die kirchliche Trauung ist Privatsache des Brautpaares - so war den Journalisten im Vorfeld begründet worden, warum sie nicht mit ins Gotteshaus durften. Teilnehmer berichteten später übereinstimmend, dass Pfarrerin Claudia Latzel-Binder eine „wunderbare, bewegende und sehr persönliche Trauung“ gestaltet habe.
In der Kirche konnten die rund 350 Gäste, darunter zahlreiche Wittgensteiner aus dem Umfeld der Familie, nicht ahnen, dass dunkle Wolken die Sonne vetrieben hatten. So freundlich sich das Wetter noch beim Einzug in die Kirche gezeigt hatte, so erbarmungslos schlug es nach dem Jawort zu. Noch tröpfelte es, als sich Nathalie und Alexander den obligatorischen Presse-Kuss gaben - unter Schirmen, die die Schützenhauptleute Markus Weller und Carsten Zumrode flugs aufgespannt hatten.
Aber dann blitzte und krachte es, dicke Hagelkörner prasselten in der Oberstadt nieder - und zwar so, dass der überwiegende Teil der Gäste in Bussen zunächst warten musste. Wer zu Fuß zum Schloss hinauf gelaufen war, stakste wie ein Storch zwischen den Pfützen hindurch über den Hof ins Schloss. Dort empfing dann das Brautpaar seine Gäste bei Champagner, Wein und Wasser. Wegen des miserablen Wetters wurde dann auf ein Defilee vor den wartenden und frierenden Medienvertretern verzichtet.
Dänische Spezialitäten
Für die hatte dann der 2. Schützenhauptmann Dirk Pöppel gute Nachricht: „Unseren Auftritt wird gleich die Sonne - wie immer - begleiten.“ Er sollte Recht haben: Angeführt vom Tambourkoprs „Deutsche Eiche“ und begleitet vom Musikzug 1950 Battenberg/Eder marschierten dann mehr als 120 Uniformierte zur Gratulationsparade vorbei an strahlenden Brautpaar und Gästen durch den Schlosshof. Als Serenade und schmissige Marschmusik verklungen waren, wurde der Auftritt mit Freibier für die Akteure im „Tonkrug“ belohnt.
Derweil saß die nun auf 230 dezimierte Gästeschar 200 Meter weiter im Zelt beim Dinner, ließ sich überwiegend dänische Spezialitäten (Parfait von Enten- und Gänsestopfleber mit Eisweingelee, Atlantikhummer mit Bärlauchsauce, pochiertes Kalbsfilet mit Champagner-Trüffel-Jus) schmecken, um beim Mitternachtshäppchen den letzten Hunger mit Original dänischen Hot-Dogs zu stillen.
Zu dem Zeitpunkt hatten wohl schon die meisten Berleburger die neue Woche im Visier. Und bestimmt werden auch Prinzessin Nathalie und Alexander ab heute wieder „in Räuberzivil“ ihrer Arbeit nachgehen. So wie immer.
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