Bad Berleburg.

Majestäten, Hoheiten, Durchlauchten. Königliche Gefühle. Die kirchliche Hochzeit von Prinzessin Nathalie zu Sayn-Wittgenstein-Berleburg und dem Bürgerlichen Alexander Johannsmann liefert Bilder aus einer anderen Zeit und reichlich Gesprächsstoff. Alles über den vergessenen Brautstrauß, die durchnässten Gäste und das jubelnde Volk.

Wo anfangen?

Beim jungen Glück.

Die 36-Jährige Dressurreiterin, Bronzemedaillen-Gewinnerin mit der dänischen Equipe bei den Olympischen Spielen 2008 in China, und der 33-jährige gelernte Tischler aus Gütersloh küssen sich nach der Trauung innig.

Ihr gemeinsamer Sohn Konstantin, er wird am 24. Juli ein Jahr alt, ist nicht dabei. Der Knirps bleibt der Zeremonie fern, wohl behütet im Schloss. Er hat längst einige Ehrenrunden im Kinderwagen gedreht.

Der Bräutigam verrät Temperament. Ein stürmischer Geselle. Dem Beobachter fällt das Lied „Nathalie“ von Gilbert Becaud ein. Wie heißt es da: „Ihre Küsse vergesse ich nie, eines Tages kommt sie zu mir, Nathalie, Nathalie.“

Die erste Aufregung fällt vom Brautpaar ab. Warum nervös? Das Eheversprechen kann es nicht sein. Die standesamtliche Hochzeit, sie war am 27. Mai 2010, liegt mehr als ein Jahr zurück.

Nein, es ist diese Hochzeit mit Hindernissen. Sie sorgen für Unruhe. Das Protokoll verzögert sich um eine Viertelstunde. Selbst der Bräutigam ist bei der Anfahrt zur Kirche verspätet. Polizeifunk: „Ist er schon unterwegs?“ „Nein, er raucht noch eine.“ Ordnungshüter witzeln: Wäre nicht der Erste, der kneift.

Mit vermuteten weichen Knien steigt Alexander Johannsmann aus dem Rolls Royce Silver Wraith, Baujahr 1954. Chic. Im schwarzen Frack mit weißer Weste und weißer Fliege.

Und, die Glocken läuten wie sie wollen. Mal zu früh, mal zu spät. Das irritiert.

Das Volk am Straßenrand wartet auf die Braut. Mehrere Hundert Schaulustige haben sich versammelt.

Endlich. Wieder rollt ein Rolls Royce vor, ein Phantom 2 Sidelight Cabrio, Baujahr 1935. Beifall brandet auf. Eins interessiert alle - ihr Kleid. Ein Korsagenkleid aus kräftiger cremefarbener Seidenduchesse. Über dem rechten Arm hält die Braut die drei Meter lange und zwei Meter breite Schleppe.

Überraschung vor der Kirche. Dem Hausmeister vom Schloss, Karl-Heinz Unger, fällt es auf: Wo ist der Brautstrauß?

Vergessen, vor Aufregung.

Die Polizei, dein Freund und Helfer, gibt alles. Mit Blaulicht bringt Karl-Heinz Bender den Strauß: weiße Pfingstrosen, kombiniert mit apricotfarbenen Rosen und der Lampionblume Physalis. Seine gute Tat für den Tag.

Das Volk bekommt die Panne mit, johlt und ist amüsiert. Die 230 Gäste von blauem und bürgerlichem Blut bleiben bei der Trauung unter sich.

Zeit für Gespräche.

Gabi Pilsiur aus Huglfing bei Garmisch-Partenkirchen ist von der Garderobe bezuckert: „Atemberaubend. Margrethe hat eine Figur wie ein junges Mädchen.“ So nah ist die 55-Jährige der dänischen Königin nie gewesen. „Für mich geht ein Traum in Erfüllung. Es ist so, als wenn man als Kind ein Pony geschenkt bekommt.“

Aus Mannheim ist Heidi Börner angereist. Die 71-Jährige hat ein Auge für die Kleider. „Wunderbar. Ich habe viel Spitzen gesehen, viel Chiffon, viel Asymmetrisches, eine Schulter frei, ein Ärmel. Alles im neuesten Trend.“ Ingrid Reimann (72) aus Darmstadt stimmt in die Begeisterung ein: „Ein modernes Märchen. Und auf einmal bekommen die Namen aus den Zeitschriften ein Gesicht. Was haben wir sonst für Vorbilder im Land?“

Fünf Stunden hat das Trio ausgeharrt, um in der ersten Reihe zu stehen. Ein Club? Nein, sie sind immer dabei, wenn sich der Adel trifft. „Man kennt sich.“ Nächster Termin ist die Hochzeit von Georg Friedrich Prinz von Preußen in Potsdam. Soso. Der Nachfahre von Kaiser Wilhelm II. heiratet Sophie Prinzessin von Isenburg.

Blitz, Donner und Hagelschlag beim Auszug aus der Kirche beenden die Geschichten vom blauen Blut abrupt. Die Frauen frieren, raffen die Röcke, zeigen viel Bein und flüchten in Autos und Hauseingänge. Frisuren leiden. Schaurig bei 13 Grad.

Wo aufhören?

Beim jungen Glück. Es spendiert den Schützen Freibier.

Ein Prosit auf das Brautpaar.