Bad Berleburg. .

Der Tag danach: „Ich weiß nicht, ob von uns überhaupt einer geschlafen hat. Die Nachricht von der geplanten Schließung unserer Klinik saß zu tief.“ Aber Betriebsratsvorsitzender Dr. Ernst-Rudolf Meister hat die Flinte längst nicht ins Korn geworfen.

„Ich sehe das Glas halbvoll und nicht halbleer“, mag er die angebliche Alternativlosigkeit der Schließung noch nicht akzeptieren.

Meister sieht durchaus Chancen, „unseren Arbeitgeber von der Gewaltlösung abzubringen.“ Denn die Schließung würde nicht billig, zumal jahrzehntelange Mitarbeiter entlassen werden müssten. Für den Betriebsrat sei eine Zusammenlegung von Rothaar- und Herz Kreislauf Klinik „die vernünftigste Lösung gewesen“ sagt er und rechnet vor, dass die Schließung nur rund 700.000 Euro teurer würde als die Investitionen für eine Kombination beider Kliniken unter dem Dach der HKK. Dafür gelte es jetzt, mit der Geschäftsführung Synergien aus dieser Lösung zu suchen und zu finden.“

Beeindruckende spontane Demonstration

Sehr beeindruckt war Dr. Meister von der großen Beteiligung an der spontanen Demonstration, die „wir in nur zwei Stunden auf die Beine gestellt haben.“ Unter den mehr als 200 Teilnehmern zeigten sich Helios-Mitarbeiter, Familienangehörige und zahlreiche Berleburger solidarisch mit den Betroffenen. So auch Verdi-Geschäftsführer Jürgen Weiskirch aus Siegen. Im Gespräch mit unserer Zeitung stimmte er der Helios-Einschätzung zu, dass „die stationäre Reha bei Herz- Kreislaufpatienten auf dem absteigenden Ast ist“ - richtig sei auch, dass sich Helios bemüht habe, Patienten aus den eigenen Akut-Häuser zur Reha in die HKK überweisen zu haben. „Aber“, so setzte Weiskirch zur Kritik an, „hier das Potenzial nicht ausgeschöpft.“ Er verurteile sehr, dass die Schließung von langer Hand vorbereitet und den Mitarbeitern „wie aus der Hüfte geschossen“ präsentiert worden sei. „Wir erwarten, dass Helios die Mitbestimmung ernst nimmt und soziale Kompetenz beweist“. Er wirft der Geschäftsführung vor, in der Vergangenheit nicht genügend am Standort Bad Berleburg investiert zu haben. „Helios hat die Reha-Einrichtungen nie gewollt, weil sie Reha nicht können. Jetzt haben sie die Erkenntnis, dass damit nicht die Gewinnmarge zu erzielen ist, wie sie es wünschen“, so Jürgen Weiskirch, der übrigens als Arbeitnehmervertreter im Aufsichtsrat der Wittgensteiner Kliniken GmbH sitzt.

Aus dieser Sichtweise könne er „auch nicht die acht Millionen Euro Defizit verifizieren“, die Konzerngeschäftsführer Jörg Reschke genannt habe. „Diese Zahlen liegen mir nicht vor,“ betonte Weiskirch. Weiter bezweifelte er die Summe von 7,2 Millionen Euro für eine Sanierung der Rothaarklinik. Hier habe Helios als immense Investition geänderte Brandschutzvorschriften angeführt, „die für Altbauten gar nicht zutreffen. Die von der Geschäftsleitung genannten Kosten einer Zusammenlegung beider Kliniken (5,2 Mio. Euro) und der Schließung der HKK (4,5 Mio. Euro) nahm Weiskirch zum Anlass seine eigene Rechnung auf zu machen: „Mit den durch eine Schließung eingesparten Personalkosten finanzieren die die Umstrukturierung.“

„Makel auf dem Schild von Helios“

Damit „der Makel auf dem Schild von Helios“ schnell wieder verblasse, forderte der Gewerkschafter , dass der Konzern „soziale Kompetenz zeigt und zumindest einer Transfergesellschaft zustimmt, damit Bad Berleburg nicht Ende 2011 über 140 Hartz-IV-Empfänger mehr hat“. Aus dieser Gesellschaft könnte Personal rekrutiert werden, das für die geplante Aufstockung der Rothaarklinik-Betten rekrutiert werden könnte.

Unterdessen erklärte am Donnerstag Matthias Link, Sprecher von Fresenius, dem Mutterkonzern von Helios, dass die „operative Zuständigkeit“ für diese Planung bei Helios liege und zuvor nicht mit Fresenius abgestimmt gewesen seien.