Wittgenstein. Die Nachfrage nach dem Führerschein der Klasse AM stieg auch in Wittgenstein. Was heimische Fahrlehrer dazu sagen.

Sie sehen aus wie Autos, sind aber kleiner, leichter und nicht schneller als 45 km/h: Die Rede ist von sogenannten Mopedautos - auch Kleinstwagen, Microcars oder Leichtfahrzeuge genannt. Die dürfen seit Juli 2021 bereits mit 15 Jahren mit dem Führerschein der Klasse AM in ganz Deutschland gefahren werden. Der Bundestag hatte am 12. Juli 2021 das Fahrerlaubnisrecht für Jugendliche geändert. Am 27. Juli 2021 trat es auch schon in Kraft. Heute - fast drei Jahre später - sind sie hier und da zu sehen - auch in Wittgenstein. Doch wie hoch ist die Nachfrage? Unsere Redaktion hat bei einigen Fahrlehrern in der Region und der Verkehrswacht Siegerland-Wittgenstein nachgefragt.

Egal ob Fiat Topolino, Opel Rocks-e oder die Kleinstwagen der Ligier-Group - es gibt heutzutage verschiedene Anbieter für Mopedautos. Zwar sind die Autos in der Anschaffung nicht gerade günstig, können teilweise jedoch laut verschiedener Anbieter bereits für rund 50 Euro im Monat geleast werden. Mopedautos bieten gerade im Winter den Vorteil, überdacht zu sein, haben „ein oder zwei Sitzplätze, sind auf sechs kW Leistung beschränkt, wiegen höchstens 425 Kilogramm und sind bauartbedingt maximal 45 km/h schnell“, schreibt der ADAC auf seiner Homepage. Im Gegensatz zum normalen Pkw müssen die Leichtfahrzeuge weder zur TÜV-Untersuchung noch zugelassen werden. Gerade auf dem Land, wo der ÖPNV für viele junge Menschen eine Herausforderung darstellt, seien sie eine gute Alternative, um zur Berufsschule, Arbeit oder sonstigen Zielen zu kommen und „Elterntaxis“ zu vermeiden.

Hohe Nachfrage nach Führerschein der Klasse AM

Auch in Wittgenstein sieht man ab und an ein solches Fahrzeug auf den Straßen, wenn auch eher selten. Während Fahrlehrer Thomas Mengel keinen erheblichen Anstieg des Interesses an einem Führerschein der Klasse AM beobachtet, der für das Fahren eines solchen Autos, eines Rollers und anderer Kleinkrafträder benötigt wird, stieg das Interesse in anderen Fahrschulen seit der Herabsetzung des Alters von 16 auf 15 Jahren an. Allerdings sind Mopedautos nicht der Grund. Viele junge Menschen interessieren sich laut einigen Fahrlehrern in Wittgenstein vor allem für den Roller oder ein anderes Kleinkraftrad. Der Bedarf am sogenannten Mopedauto sei eher gering. „Ich kenne einen, der ist mit einem solchen Auto bereits 22.000 Kilometer gefahren“, sagt Udo Rath, Betreiber der gleichnamigen Fahrschule.

Dennoch aber gelte das Interesse derjenigen, die sich für den Führerschein der Klasse AM entscheiden, in der Regel den Rollern oder anderen Kleinkrafträdern. „Die Nachfrage an einem Führerschein für Roller oder Kleinkrafträder stieg rapide, seitdem dies mit 15 Jahren möglich ist. Wer sonst schon mit 16 seinen Auto-Führerschein machte, um ab 17 begleitet zu fahren, der sah nicht ein, für ein Jahr noch zusätzliches Geld auszugeben. Damals war der AM-Führerschein quasi tot.“ Dennoch dürfe man die Ausbildung in dem jungen Alter für den Führerschein nicht unterschätzen.

Dass die Nachfrage am Führerschein der Klasse AM gestiegen ist, bestätigt auch Marc Bodscheller, Inhaber der Fahrschule Pittrof. „Klar, sieht man mal ein, zwei Microcars. Das Hauptaugenmerk derjenigen, die den Führerschein der Klasse AM machen, liegt aber auf dem Roller“, sagt er. Das Interesse an Mofas und den damit verbundenen Prüfbescheinigungen hingegen habe nachgelassen.

Roller sind flotte Gefährten - und beliebt bei jungen Menschen.
Roller sind flotte Gefährten - und beliebt bei jungen Menschen. © dpa | Zacharie Scheurer

Eine Beobachtung, die auch Dirk Schwarz, Inhaber der gleichnamigen Fahrschule, in den vergangenen Jahren machte, nachdem die Altersgrenze von 16 auf 15 heruntergesetzt wurde. Was das Thema Mopedauto betrifft, so „habe ich schon ein, zwei von ihnen gesehen - vor allem in Bad Laasphe, wenn man an den Schulen vorbeifährt. Die meisten jungen Menschen aber fahren nach wie vor überwiegend einen Roller“, so Schwarz, der auch auf die Gefahren von sogenannten Mopedautos hinweist. „Solche Fahrzeuge sind langsam unterwegs - auf den doch eher kurvenreichen Landstraßen in unserer Region ist das nicht ganz ungefährlich“, sagt er.

Verkehrswacht weist auf Gefahren hin

Das sieht auch Marciel Bartzik, Vorsitzender der Verkehrswacht Siegerland-Wittgenstein ähnlich. „Andere Verkehrsteilnehmer können durch die bauliche Ähnlichkeit zu einem Pkw dahingehend getäuscht werden, dass es sich um ein normal schnelles Fahrzeug - beispielsweise auf einer Landstraße - handelt und die tatsächliche Geschwindigkeit dahingehend fehleinschätzen. Insbesondere in der Dunkelheit ist das richtige Einschätzen der Geschwindigkeitsunterschiede schwieriger“, sagt er. Erschwerend komme hinzu, dass die Fahrzeuge mit ihrem Gewicht im Kollisionsfall anderen Verkehrsteilnehmern (Pkw / Lkw) unterlegen seien. „Auch eine Knautschzone, die einen Teil der kinetischen Energie bei einer Kollision aufnehmen kann, ist so gut wie nicht vorhanden.“ Was das Interesse an den Mopedfahrzeugen in Wittgenstein betrifft, so liegen der Verkehrswacht laut Bartzik keine Daten zu den sogenannten Mopedautos vor. „Meine persönliche Wahrnehmung ist, dass es im hiesigen Kreisgebiet keine besonders hohe Nachfrage gibt, zumindest sind mir diese Fahrzeuge noch nicht vermehrt aufgefallen“, so Bartzik.

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