Erndtebrück. EEW knackt Milliardengrenze bei Umsatz, weist Millionengewinne aus und präsentiert volle Auftragsbücher. Warum das ein Wendepunkt ist.

Die EEW Gruppe und das Erndtebrücker Eisenwerk veröffentlichten am Donnerstag, 23. Mai, sehr gute Zahlen und berichtet nach den zurückliegenden Krisenjahren von einem „Wendepunkt“. Das geht aus einer Presseinformation der EEW-Group hervor, die am Donnerstag im Rahmen eines Pressegesprächs veröffentlicht worden ist. Die weltweit agierende Unternehmensgruppe mit Stammsitz in Erndtebrück und Werken in Rostock, Korea, Malaysia und den USA berichtet von drei Kennzahlen, die diese gute Nachricht untermauern sollen.

Zum Geschäftsjahresende im Juni erwartet die EEW-Gruppe erstmals ein operatives Betriebsergebnis (EBIT) im dreistelligen Millionen-Bereich bei einem Gruppen-Umsatz von ca. 1,2 Milliarden Euro. Nach einer herausfordernden Zeit durch die Ukraine-Krise und die Corona-Pandemie markiere dies einen bedeutenden Wendepunkt, heißt es. Und mit Blick in die Zukunft berichtet der geschäftsführende Gesellschafter Christoph Schorge von prall gefüllten Auftragsbüchern. Das Volumen betrage circa 2 Milliarden Euro.

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Im Geschäftsjahr 2022/2023 habe das operative Betriebsergebnis für die Unternehmensgruppe noch knapp unter der dreistelligen Millionen-Grenze gelegen, diese Marke werde zum Geschäftsjahr 2023/2024 „locker erreicht“, heißt es. Kombiniert mit einem Umsatzplus von 20 Prozent im Vergleich zum Vorjahr blicke EEW positiv auf die kommende Zeit. „Die Auftragsbücher der gesamten Gruppe, auch für den Standort Erndtebrück, sind für die nächsten Jahre gut gefüllt. Im vergangenen Jahr haben wir mehrere Großaufträge für unser Stammwerk gebucht, die uns die nächsten zwei Jahre grundauslasten“, betont Christoph Schorge. Das ist eine Nachricht, die die rund 630 Beschäftigten in der Verwaltung und dem Stammwerk Erndtebrück, aber auch die weltweit insgesamt 2200 Mitarbeitenden gerne hören.

Das Erndtebrücker Eisenwerk ist auf einem sehr guten Weg. Nach vier Krisenjahren sind die Auftragsbücher gefüllt. Der Standort Erndtebrück erzielte das beste Jahresergebnis aller Zeiten.
Das Erndtebrücker Eisenwerk ist auf einem sehr guten Weg. Nach vier Krisenjahren sind die Auftragsbücher gefüllt. Der Standort Erndtebrück erzielte das beste Jahresergebnis aller Zeiten. © WP | EEW Group

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Unsere Intention ist es, die Transformation von fossiler zu klimaneutraler Energie konkret mitzugestalten. Dies kann sich auch sehr positiv auf den Standort hier in Erndtebrück auswirken
Christoph Schorge - Geschäftsführender Gesellschafter

Vor vier Jahren standen Arbeitsplätze in Erndtebrück auf dem Spiel und die beiden Siegerländer Tochterfirmen EEW-Pickhan und EEW-Bergrohr wurden geschlossen. 150 Arbeitnehmer waren von diesem Arbeitsplatzabbau betroffen. Hintergrund war ein Restrukturierungsprozess nach der anhaltend schwierigen wirtschaftlichen Situation, die auch vor dem Stammwerk nicht Halt machte. Gleichzeitig hatte die Geschäftsführung um Christoph Schorge Investitionen in das Stammwerk angekündigt.
Besonders sichtbar wurde die schwierige Lage durch den Spagat zwischen Kunden aus zwei ganz unterschiedlichen Energiesektoren, den EEW erfolgreich vollziehen musste.

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IG Metall begrüßt Entwicklung

Die aktuellen Zahlen und vollen Auftragsbücher kommentiert auch die IG Metall positiv, die in den vergangenen Jahren den Restrukturierungsprozess begleitet hat. „Rückwirkend betrachten alles richtig gemacht“, kommentiert IGM-Generalbevollmächtigter Andree Jorgella auf Nachfrage. „Es waren zum Teil notwendige und schmerzhafte Einschnitte“, so Jorgella mit Blick auf den Sozialplan. Aber sie seien durch die Begleitung mit Betriebsrat und Gewerkschaft erfolgt und die Besonnenheit beim Abbau von Arbeitsplätzen zahle sich jetzt wieder aus, wenn die Konjunktur anlaufe. Auch Christoph Schorge machte im Gespräch deutlich, dass man wieder zum alten Image des Eisenwerks als sicherem Arbeitgeber zurück wolle. Die Frage solle nicht sein „Ist bei euch noch Luft im Blasebalg?“, sondern die Menschen sollen feststellen: „Oh, da oben brummt das Geschäft!“.

Das weltweit agierenden Unternehmen aus Wittgenstein ist ein Spiegelbild für die Auswirkungen der Energiewende. EEW ist mit seiner Expertise für Spezialrohre sowohl auf dem Markt der fossilen Brennstoffe aktiv, als auch im Windkraftsektor. Dies betrifft besonders den Standort in Rostock, der auf die Produktion von Monopiles spezialisiert ist. Aber auch der Nachholbedarf der Energiebranche nach der Corona-Pandemie und die forcierte Unabhängigkeit der Energieversorgung aus Russland wirkten sich positiv auf die Projektbestände der Gruppe aus. Und das ist gut für den Stammsitz Erndtebrück.

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„Der Energiemarkt bewegt sich unaufhaltsam in Richtung erneuerbare Energien. Diesen Weg gehen wir bereits seit Anfang der 2000er Jahre – auch am Standort Erndtebrück. Unsere Intention ist es, die Transformation von fossiler zu klimaneutraler Energie konkret mitzugestalten. Dies kann sich auch sehr positiv auf den Standort hier in Erndtebrück auswirken“, erläutert Christoph Schorge.

Es war die richtige Entscheidung, auch in den schwierigeren Jahren kontinuierlich zu investieren und sich weiterzuentwickeln. Aktuell sehen wir die Ergebnisse unserer Investitionen.
Christoph Schorge - Über den Restrukturierungsplan

In Erndtebrück umfasst das Portfolio Bauteile für die Offshore Wind-Industrie sowie Spezialprodukte wie etwa plattierte Rohre (Clad-Rohre) und die Verarbeitung von Spezialwerkstoffen. Dazu zählen unter anderem Leitungsrohre mit 36 Prozent Nickel-Legierung für den starken Flüssiggas-Markt, der als Übergangslösung hin zur grünen Energie gilt. Um die Energiewende auf dem US-Markt zu unterstützen, investiert das Unternehmen gerade mehr als 500 Millionen Euro in eine komplett neue Fertigung für die Fundamente der im Meer verankerten Windräder (Monopiles).

Kontinuierliche Investition in Technik

Um erfolgreich neue Märkte zu erschließen, ist neben der Expertise der Mitarbeitenden die kontinuierliche Investition in neue Technik ein Erfolgsfaktor für EEW, heißt es. Das Unternehmen hat in den vergangenen Jahren erheblich in neue Technologien und Maschinen investiert. Mehr als 100 Millionen Euro sind in die beiden deutschen Standorte in Rostock und Erndtebrück geflossen. Am Stammsitz wurden unter anderem die Fertigungslinie für plattierte Rohre signifikant ausgebaut und optimiert sowie die neue 36-Nickel-Fertigung aufgebaut. „Es war die richtige Entscheidung, auch in den schwierigeren Jahren kontinuierlich zu investieren und sich weiterzuentwickeln. Aktuell sehen wir die Ergebnisse unserer Investitionen. Dass wir heute positiv in die Zukunft schauen, haben wir vor allem unseren zuverlässigen und motivierten Mitarbeitern zu verdanken, die gerade in den zurückliegenden – sehr schwierigen – Zeit dem Unternehmen die Treue gehalten haben“, betont Christoph Schorge.

Um dieses Wachstum und die damit verbundenen Arbeitsplätze sicherstellen zu können, muss sich das Unternehmen für die Zukunft auch organisatorisch neu aufstellen, so Schorge. „Die bevorstehenden globalen Aufgaben sind für uns als Familienunternehmen aus Wittgenstein nur mit einem starken, visionären Wachstum geprägten Partner zu meistern. Und daran arbeiten wir gerade“, so Schorge weiter.