Bad Berleburg. Französische Investoren sichern sich Mehrheit am Reha-Klinikbetreiber, der auch in Bad Berleburg zwei Häuser führt.

Nach dem Fresenius seine Mehrheitsanteile am Klinikkonzerns Vamed verkauft hat, bezieht die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi ganz klar Stellung zu dem Deal zwischen dem bisherigen Mutterkonzern Fresenius und dem neuen Vamed-Mehrheitseigner PAI Partners aus Frankreich. Verdi sieht Fresenius in der Verantwortung, weiterhin für die Sicherheit der Jobs bei Vamed zu sorgen. Das betont das Bundesvorstandsmitglied der Gewerkschaft, Sylvia Bühler, jetzt in einer ersten Reaktion. Die Vorsitzende des Konzernbetriebsrats, Kerstin Krone, kämpft um die Mitarbeiterrechte.

Am 2. Mai hatte Fresenius bekannt gegeben, seine in Vamed gebündelte Reha-Sparte an eine französische Private-Equity-Gesellschaft verkauft zu haben. PAI Partners soll laut Manager Magazin 67 Prozent von Vamed erworben haben. Fresenius selbst solle weiterhin 33 Prozent halten. Über den Kaufpreis haben beide Seiten Stillschweigen bewahrt. Experten gehen nach der Bereinigung der Zahlen um die Schulden von Vamed von einem dreistelligen Millionen-Betrag aus.

Erst WKA, dann Fresenius, Helios und zuletzt Vamed

2001 wurde die Wittgensteiner Kliniken AG durch den Gesundheitskonzern Fresenius übernommen: 93 Prozent der 659 Aktionäre der Wittgensteiner Kliniken AG hatten das Angebot des Krankenhausträgers angenommen. Sie tauschten damals je 37 WKA-Anteile für einen von Fresenius ein. Auch das Kartellamt hatte zugestimmt.

Fresenius gruppierte seine Neuerwerbung sukzessive um und gliederte sie 2006 in der Helios-Kliniken GmbH neu. Die erste Hiobsbotschaft für viele Beschäftigte: Zum Jahresende 2011 schloss die Herz-Kreislaufklinik. Das bedeutete einen Arbeitsplatzverlust für rund 140 Beschäftigte. Hauptgrund für die Schließung sei der Trend im Reha-Bereich, immer mehr kardiologische Patienten nur für eine ambulante Reha zuzulassen.

2017 wurden die Geschäftsführungen von Reha-Kliniken und Akutkrankenhaus gebündelt. Sie setzte den Strukturwandel fort, der vor allem die Bündelung der Rehaangebote unter einem Dach vorsah.

In den Jahren 2018/2019 folgte dann der nächste Wechsel im Konzern: Fresenius übertrug bundesweit 17 Rehakliniken, 3 Rehazentren, 2 Akutkliniken, 11 Pflegeeinrichtungen, 2 touristische Einrichtungen und 13 Service-Gesellschaften an die Vamed und bündelte somit die Reha- und Pflege-Kompetenzen in einem Unternehmensteil. Die Bad Berleburger Reha-Klinik und die Akut-Klinik gehören seither zum Vamed-Konzern.

Gleichzeitig vollzog sich auch ein logistischer Kraftakt, weil die bisher auf mehrere Standorte in Bad Berleburg verteilten Reha-Kliniken nicht nur sprichwörtlich unter einem Dach zusammengezogen wurden.

„Fresenius bleibt als Minderheitsgesellschafter von Vamed in der Verantwortung, eine qualitativ hochwertige postklinische Versorgung zu gewährleisten und gute Arbeitsbedingungen für die Beschäftigten langfristig abzusichern“, sagte Verdi-Bundesvorstandsmitglied Sylvia Bühler in einer Erklärung zum Eigentümerwechsel und kritisiert diesen auch offen: „Der Verkauf an PAI ist keine gute Entscheidung, denn Private-Equity-Unternehmen stehen nicht für Kontinuität. Dabei kommt es gerade im Gesundheitswesen und für die Beschäftigten auf langfristige Planung und Verlässlichkeit an.“

Gerade in strukturschwachen Regionen braucht es eine sichere Perspektive für die Reha-Kliniken.
Sylvia Bühler - Verdi-Bundesvorstandsmitglied

Statt kurzfristige Profitinteressen zu bedienen, brauche es Akteure, die sich dauerhaft für eine gute Versorgung der Patientinnen und Patienten engagierten. Jetzt gehe es darum, alle Vamed-Standorte und Arbeitsplätze in Deutschland langfristig zu sichern, so Bühler weiter. „Gerade in strukturschwachen Regionen braucht es eine sichere Perspektive für die Reha-Kliniken.“ Die Eigentümer stünden in der Pflicht, die dafür benötigten Investitionen bereitzustellen.

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Kirsten Krone, Vorsitzende des Konzernbetriebsrates der Vamed Kliniken Deutschland GmbH, äußert sich in dem gemeinsamen Statement ebenfalls: „Unabdingbar ist, dass betriebsbedingte Kündigungen ausgeschlossen werden und es eine sichere Perspektive für die Beschäftigten gibt. Auch die bestehenden Haustarifverträge müssen langfristig abgesichert werden.“

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Der Verkauf der Rehasparte hat eine Vorgeschichte: Der Fresenius-Konzern befindet sich seit längerem im Umbau. Vorstandschef Michael Sen treibt den Verkauf von Randgeschäften voran, um die hohe Verschuldung zu senken und Fresenius mit wenigen Kerngeschäften schlank und effizient aufzustellen. Sen will sich auf die Klinikkette Helios und die Arznei-Sparte Kabi konzentrieren. Die Dialysetochter Fresenius Medical Care aus den USA und den Klinik-Dienstleister Vamed sah er schon seit längerer Zeit nur noch als Finanzbeteiligungen.

Hintergrund des Konzernumbaus: Lange Zeit schrieb Vamed rote Zahlen. Das lag aber weniger am originären Klinikgeschäft, sondern an einer Planungs- und Baugesellschaft für Krankenhäuser. Wie ein Sprecher von Fresenius aus Bad Homburg der Redaktion mitteilte, lag Vamed im dritten Quartal 2023 aber wieder in den schwarzen Zahlen.

Der Konzernumbau zeigt sich aber nicht nur im großen: Auch in Bad Berleburg sind die Zahlen und die Profitabilität ausschlaggebend. Deswegen schließt die Orthopädie in der Rehaklinik. Über Jahre hinweg ist auch der Stadtort Bad Berleburg immer wieder neu aufgestellt worden.

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