Wittgenstein. Der Entwurf des neuen Tierschutzgesetzes könnte die Dackelzucht verbieten. Dackelbesitzer kämpfen gegen schwammige Formulierungen.

Die Zukunft der Dackelzucht ist durch den Entwurf eines neuen Tierschutzgesetzes bedroht. Der Entwurf, der vom Bundeslandwirtschaftsministerium vorgelegt wurde, soll Qualzuchten bei Hunden vermeiden. Er kann jedoch auch so ausgelegt werden, dass die Zucht von Hunderassen wie dem Dackel ganz verboten wird. Der Verband für das Deutsche Hundewesen sowie Wittgensteiner Dackelbesitzer fordern eine Umformulierung.

Qualzuchten vermeiden

Der Mops und die Französische Bulldogge haben oft ihr Leben lang Probleme beim Atmen, weil sie mit eingedrückter Schnauze gezüchtet werden, denn das sieht ja „so süß“ aus. Bei der Zucht von Pomeranians werden die kleinsten, schwächsten Tiere miteinander gepaart, um möglichst kleine und süße Welpen zu züchten. Diese Züchtungen, die die Gesundheit der Tiere gefährden, sollen mittels des Tierschutzgesetzes verboten werden. Im neuen Entwurf könnte jedoch auch die Zucht von Hunderassen wie Dackel und Schäferhund verboten werden.

Ein Kriterium des Zuchtverbots sollen Anomalien des Skelettsystems sein, was auf den Dackel zutrifft. Durch ihre kurzen Beine sollen die Hunde besonders anfällig für Krankheiten wie Bandscheibenvorfälle und Dackellähme sein. Da die Merkmale im Gesetzesentwurf aber nicht klar definiert werden, gibt es Kritik.

„Zu schwammig formuliert“

Eine Dackelbesitzerin aus Erndtebrück, die namentlich nicht genannt werden möchte, hält den Gesetzesentwurf für zu schwammig formuliert. Man müsse es klar definieren, sonst könne es sich jeder nach seiner subjektiven Meinung auslegen. Gleiches fordert auch der Verband für das Deutsche Hundewesen (VDH) e.V. und setzt sich für „eine wissenschaftlich fundierte Konkretisierung des für die Hundezucht relevanten Merkmalskatalogs“ ein, heißt es in der Pressemitteilung. Auch eine Petition wurde schon gestartet. Der Entwurf, der viele sinnvolle Änderungen zum Wohl der Tiere beinhalte, lasse auch viel Spielraum für Interpretation bei der Auslegung. So viel, dass im Extremfall jeder Hund, der optisch vom Urtyp Wolf abweicht, in Deutschland schon bald auf der Verbotsliste stehen könne, denn Anomalie bezeichnet eine Abweichung vom Normalen. Ein Abbild des Wolfes sind aber nur die wenigsten Hunde.

Grundsätzlich halte es der VDH für gut und richtig, dass sich das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft und der zuständige Minister Cem Özdemir für das Tierwohl einsetzen und einen Referentenentwurf für ein verändertes Tierschutzgesetz vorlegen. Der Einsatz von vernünftigen Auswahlkriterien in der Zucht aller empfindungsfähigen Tiere sei dafür jedoch notwendig.

Verantwortung beim Züchter

Die Tierschutzorganisation PETA Deutschland e.V. fordert schon lange ein Zuchtverbot für Dackel. „Dem Teckel wurden zunehmend kurze Beine und ein besonders langer Rücken ‚angezüchtet‘ – eine fragwürdige Optik. Die Folge sind deutlich häufiger auftretende Bandscheibenvorfälle“, schreiben sie auf ihrer Website.

Der Teckel ist so ein treues, liebes Tier. Das sollte man unbedingt erhalten.
Rudolf Braach - Vorsitzender der ehemaligen „Teckelgruppe“

Einige Dackelbesitzer aus Wittgenstein halten diesen Ansatz für übertrieben. Die Verantwortung, dass keine Dackel mit zu kurzen Beinen oder einer gewissen Länge zur Züchtung verwendet werden, liege beim Züchter, so die Meinung der Erndtebrückerin. Auch Rudolf Braach, Vorsitzender der ehemaligen Teckelgruppe aus Bad Laasphe, kann den Entwurf für das neue Gesetz nicht nachvollziehen. „Der Teckel ist so ein treues, liebes Tier. Das sollte man unbedingt erhalten.“

Das Zuchtverbot könne auch den illegalen Welpenhandel fördern, befürchtet der VGH: „Dann werden Dackel, Deutscher Schäferhund und Co. demnächst aus dem Ausland nach Deutschland eingeführt. Diese Tiere stammen oftmals aus den Vermehrungsstationen skrupelloser, ausschließlich profitorientierter Welpenhändler, die umgehend auf die wachsende Nachfrage in Deutschland reagieren würden.“ Das würde das Wohl der Hunde gefährden, anstatt es zu schützen.

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