Wittgenstein. Auf einer Baustelle bei Birkefehl soll ein Bodendenkmal „gestört“ worden sein, das kritisiert der Landschaftsverband Westfalen-Lippe.
Im Erndtebrücker Ortsteil Birkefehl können Menschen zu Fuß auf eine Zeitreise gehen und dabei gut 3000 Jahre zurück in der Menschheitsgeschichte schauen. Genauer gesagt in die Eisenzeit. Eine Wallburg, Eisenerzstollen, Siedlungen, Gräberfelder und Kohlenmeiler zeigen, dass Wittgenstein in dieser Zeit kein unbedeutender Fleck im Wald war. Die zahlreichen Funde, die der Berghäuser Hobby-Archäologe und Bodendenkmalpfleger Hans-Günter Radenbach gemacht und dokumentiert hat, sind einzigartig. Sie wurden und werden erforscht. Inzwischen ist daraus auch ein Themenwanderweg, der Kulturweg Eisen mit 14 Stationen und Erläuterungen geworden. Viele der Fundstellen sind nicht ausgegraben worden, um sie zu schützen. Aber jetzt, in der Windradzeit, sind die kulturhistorischen Funde aus der Eisenzeit in Gefahr. Diese Furcht hegt der Wittgensteiner Heimatverein. Der Olper Archäologe Dr. Manuel Zeiler teilt diese Sorgen und was noch viel wichtiger ist, erhält das Problem für lösbar.
Zeiler sagt: Beim Einrichten einer Baustelle für eine Windkraftanlage wurde jetzt ein Fundstelle „gestört“. Dort hatte sich eine Pottasche-Siederei befunden. Wenn die Archäologen des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) frühzeitig in das Baugenehmigungsverfahren eingebunden worden wären, wäre das nicht passiert. „Wir haben kein Interesse daran, eine Baustelle stillzulegen. Wir arbeiten lösungsorientiert und solche Probleme sind zu lösen“, sagt Zeiler im Gespräch mit dieser Zeitung. Im konkreten Fall wäre es wohl ganz einfach gewesen: „Man hätte die Kranaufstellfläche einfach fünf Grad nach Norden schwenken können, dann wäre nichts beschädigt worden“, sagt Zeiler.
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Was zu diesem Problem geführt hat, ist aber aus Sicht des Fachmanns viel dramatischer: Der LWL wurde im Baugenehmigungsverfahren nicht als Träger öffentlicher Belange gehört, und konnte deshalb keine Stellungnahme abgeben. Dann wäre auch dem Bauherren klar gewesen, dass sich an dieser Stelle eine archäologische Fundstelle befinde. Der Fehler liegt im Verfahren, beschreibt Zeiler: Der Kreis ist Baugenehmigungsbehörde für diese Anlagen nach Bundes-Immissionsschutzgesetz. Er muss die Träger öffentlicher Belange dazu hören. Üblicherweise werden die Kommunen als Untere Denkmalbehörde informiert und die wenden sich an die Experten des LWL. Doch laut Zeiler seien die Kommunen gar nicht beteiligt gewesen. „Deswegen haben wir viele Planungen gar nicht mitbekommen“, sagt der Archäologe und warnt vor weiteren Konflikten, weil so viele Windkraftanlagen in Wittgenstein geplant sind.
Den Bauträger treffe dieses Problem übrigens unverschuldet. Schließlich sei ja kein Hinweis oder Einwand in den Stellungnahmen. Ansonsten gelte das Verursacherprinzip: Das heißt, ein Unternehmen muss im Falle eines Konfliktes mit einem Bodendenkmal eine Ausgrabung oder Sicherung der Fundstelle durch eine Fachfirma bezahlen. Wenn es der LWL machen muss, „sind das Steuergelder“, macht Zeiler klar.
Planungssicherheit statt Baustopp
Dem Archäologen ist es auch wichtig, klarzumachen, dass im schlimmsten Fall ein Baustopp droht: „Wir haben aber gar kein Interesse daran“, wiederholt der Fachmann. „Uns ist es wichtig, eine Stellungnahme abzugeben, damit Planungssicherheit herrscht. Das wünschen sich auch Bauherrn.“ Und die Beteiligung des LWL wäre ganz einfach, wenn der Verfahrensweg eingehalten worden wäre.
Eines stellt Manuel Zeiler übrigens auch klar: „Archäologie verhindert den Windpark nicht“. Aus seiner langjährigen Erfahrung ist Zeiler das Spannungsfeld zwischen Bauen und Ausgraben bewusst. „NRW ist ein Bundesland, in dem es viele Eingriffe in den Boden gibt. Und der Windkraftausbau bedeutet einen enormen Eingriff. Aber mir ist keine einzige Baumaßnahme bekannt, die verhindert worden wäre.“ Das erklärt auch den pragmatischen, lösungsorientierten Ansatz im Umgang mit Bauvorhaben.
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