Birkelbach. Alpakawanderungen liegen sehr im Trend. Iris Dörnbach von der Alpaka-Ranch in Birkelbach erzählt, was die Tiere so speziell macht.
Ich geh‘ mit einem Alpaka. Oder besser gesagt, das Alpaka geht mit mir. Die süßen Tiere sind zwar an Menschen interessiert, machen aber Ihr eigenes Ding. „Bei einer Alpakawanderung geben die Alpakas das Tempo vor“, erzählt Besitzerin Iris Dörnbach. Es ist der erste Ausflug seit langer Zeit, den zumindest Paco und Rocco unternehmen, denn in der Winterzeit sind keine Wanderungen möglich.
Neugierige Begrüßung
Schon im Gehege werden Neuankömmlinge von den Tieren neugierig in Augenschein genommen. Besonders interessant ist die Handtasche. Könnte sich darin eine schmackhafte Leckerei befinden? Da dem nicht so ist, legen die Alpakas den Fokus wieder auf die wichtigen Dinge: die roten Bälle, in denen sich Heu zum Fressen befindet. Besonders die beiden weißen Alpakas Rocco und Maja seien sehr verschmust, was bei Alpakas nicht häufig vorkommt. Streicheln kann man die flauschigen Tiere am Hals, am Kopf sind sie sehr empfindlich.
Training ist nötig
Das Angebot der Alpakawanderungen wird gut angenommen. Da das Ehepaar voll berufstätig ist, können sie aber meist nur am Wochenende stattfinden. Für die Besucher gibt es eine kurze Einführung, die Tiere werden gehalftert und dann kann es losgehen. Jedes beliebige Alpaka lässt sich aber nicht auf einen Spaziergang mitnehmen. Die Dörnbachs mussten mit ihnen trainieren, am Halfter zu gehen und sie auf raschelnde Geräusche und Fahrzeuge vorbereiten. Mit einem einzelnen Alpaka loszuziehen, ist auch nicht möglich. „Alpakas sind Herdentiere, da kann man nicht einfach eins mitnehmen“, erklärt Iris Dörnbach.
Kuriose Begegnungen
Auch während der Wanderung merkt man: Alpakas haben ihren eigenen Kopf. Paco mag es vor allem, sich in lichten Sträuchern zu schubbern. Freudig rennt er darauf zu und läuft durch das Astwerk. Vom Boden nimmt er sich noch einen Grashalm als Snack für den Weg mit. Rocco läuft mit Iris Dörnbach voraus. Bei Wanderungen muss es immer ein Leittier geben, dem die anderen folgen.
Den Weg kreuzt auch eine Frau mit Hund, den Paco auch wieder wesentlich interessanter findet als den Marsch geradeaus. Er streckt seinen langen Hals nach unten, um das Tier zu beschnuppern. Mit Hunden kommen die Alpakas gut zurecht, bei Katzen gibt es allerdings Probleme. Der Grund dafür sind Berglöwen, die natürlichen Feinde der Alpakas. Die Tiere auf der Alpakaranch Dörnbach haben zwar noch nie einen Berglöwen gesehen, und viele Generationen vor ihnen auch nicht, die Angst ihrer Vorfahren ist jedoch immer noch in ihnen verankert. „Alles, was ähnlich aussieht, macht ihnen Angst“, erklärt Iris Dörnbach. Auch an dichten Hecken gehen sie nicht gerne vorbei, wenn sie nicht einschätzen können, was sich dahinter befindet.
Keine Kuscheltiere
Für Kinder sind Alpakawanderungen weniger geeignet, da sie sehr unberechenbar sein können und unter Umständen auch treten können. Es sind eben keine Kuscheltiere. Bei der Größe eines Kindes kann ein Tritt gefährlich sein. Das passiert auf dem Rückweg. Paco wird sehr unruhig und tritt nach hinten aus. Iris Dörnbach weiß sofort, was ihrem Alpaka fehlt. „Er muss mal“, sagt sie und führt das Tier auf eine Wiese.
Als Rocco und Paco wieder bei ihrer Herde ankommen, werden sie freudig begrüßt. Die Alpakas drücken ihre Nasen aneinander und sind froh, dass die beiden wieder zurück sind.
Feinfühlige Tiere
Alpakas haben einen sehr feinen Instinkt. Wenn etwas passiert, auch wenn es nur ein Tier auf der Wiese ist, bemerken sie es sofort. Das Ehepaar Dörnbach erkennt die Signale sofort, wenn sie aus dem Fenster schauen und das Verhalten der Tiere beobachten. „Wenn ich mal gestresst bin, merken das die Alpakas sofort“, erzählt Iris Dörnbach. An einer Kurve wollten die Alpakas während der Wanderung partout nicht weitergehen. Immer blieben sie an der gleichen Stelle stehen, was zuvor nie der Fall war. Der Grund: das Schild „Spielende Kinder“ wurde umgedreht. Statt der bunten Seite zeigte nun die weiße Seite den Tieren entgegen. „Bis wir das herausgefunden hatten, hat es etwas gedauert“, so Iris Dörnbach.
Der Schein trügt
Alle in der Umgebung seien aber sehr rücksichtsvoll. Sogar die Landwirte würden langsamer fahren. Der Hype der Wanderungen in den letzten Jahren hat eine einfache Erklärung. Früher gab es noch nicht viele Alpakas in Deutschland. Außerdem werden die Tiere als besonders niedlich wahrgenommen. Der Schein kann aber trügen, denn dass Alpakas spucken, ist kein Mythos. Die Besitzerin erkennt aber die Zeichen. Die weiße Alpakastute Maja gibt ein glucksendes Geräusch von sich. „Vorsicht, wenn ihr etwas nicht passt, spuckt sie auch schon mal.“
Iris Dörnbach hat sich sofort in die Tiere verliebt. „Alpakas fand ich schon immer toll“, erzählt sie. In einer beruflichen Pause hat sie einen Einsteigerkurs besucht und drei Alpakas gekauft. Zwei tragende Stuten und einen Hengst. Inzwischen ist die Herde auf zehn Tiere angestiegen. Aus der Wolle werden Strickwaren und Seife hergestellt, die im eigenen Hofladen verkauft werden. Geschoren werden die Tiere aber erst nach den Eisheiligen, damit sie während der niedrigen Temperaturen noch gewärmt werden. Kälte macht ihnen nichts aus, regnerisches Wetter mögen sie allerdings nicht gerne.