Feudingen. Die Tiere sollten nach Wiesenbach umgesiedelt werden. Im benachbarten Breidenbach wurde jetzt politisch darüber beraten.

Sie sind aus dem Wittgensteiner Land eigentlich nicht mehr wegzudenken: Die Rede ist von den Wisenten. Insgesamt fünf leben derzeit im großen Gehege im Dernbach in Feudingen. Seit 2017 widmet sich Achim Wickel als Bison- und Wisentzüchter intensiv dieser Tierart – und hat so ihr Verhalten beobachtet. Nun aber möchte sich der Feudinger neuen Forschungen widmen. Während die Bisons auch weiterhin im Dernbach zuhause sein werden, streben Wickel und Breidenbachs Bürgermeister Christoph Felkl an, die Wisente ins benachbarte Breidenbach umzusiedeln - besser gesagt: nach Wiesenbach. Im Dezember 2023 wurde hierzu auch politisch beraten. Und auch wenn die Politik sich erstmal dafür entschied, die 5000 Euro, die für den Start des Projekts eingeplant worden wären, erstmal nicht zu investieren, ließen sie dennoch ein wichtiges Hintertürchen offen. „Es kam kein klares Nein, sondern durchaus positive Signale“, so Achim Wickel.

Wohlergehen seiner Bisons und Wisente liegt dem Feudinger am Herzen

Seit der Ansiedelung im Dernbach liegt das Wohlergehen seiner Bisons und Wisente dem Feudinger am Herzen – daher möchte er auch weiterhin das Projekt begleitet sehen und den potenziell neuen Wisenthaltern beratend zu Seite stehen. „Ich gebe die Wisente nicht ab, weil ich kürzertreten möchte, sondern weil meine Untersuchungen zum Wisent abgeschlossen sind“, berichtet er. Lange habe er über den Schritt nachgedacht. Künftig möchte er sich jedoch einer Querkreuzung von Bison und Wisent widmen. „Ich bin der Überzeugung, dass eine solche Querkreuzung möglich ist“, sagt er. Ein langjähriger Züchter und Freund Helmut Gradl aus Bayern habe dies bereits durchgeführt und ihm seine Ergebnisse vorgestellt. „Mit diesem Projekt möchte ich unter anderem das Verhalten der Tiere untersuchen, insbesondere das Schälverhalten oder auch das Aggressionsverhalten.“ Doch um sich neuen Projekten widmen zu können, braucht es Platz. „Aktuell haben wir hier ein Platzproblem.“

Damit es seinen Wisenten auch weiterhin an nichts fehlt und das Projekt weiterhin bestehen bleibt, hat er Kontakt mit der Gemeinde Breidenbach aufgenommen. Und Bürgermeister Felkl zeigte sich direkt begeistert von der Idee.

Das Dorfwappen hat den Wisent als Symbol – es muss für die Menschen damals etwas Zentrales gewesen sein.
Achim Wickel - zum HIntergrund der Idee.

Aufmerksam wurde Achim Wickel auf den Breidenbacher Ortsteil Wiesenbach durch einen Zeitungsartikel. „Das Dorfwappen hat den Wisent als Symbol – es muss für die Menschen damals etwas Zentrales gewesen sein“, so Wickel. Er ist überzeugt: „Der Wisent hätte eine besondere Bedeutung für den Ort, ein historischer Kontext ist also gegeben.” Breidenbachs Bürgermeister Christoph Felkl sieht in dem Projekt zudem einen maßgeblichen Beitrag zum Artenschutz, „mit dem man gleichsam auch das Thema Tourismus bespielen könnte. Die Fläche hierfür würde in der Gemarkung Wiesenbach und wenn möglich im Bereich des Waldhotels Gille/Boxbach liegen, um das Thema Tourismus aufgreifen zu können“, so der Bürgermeister der Gemeinde.

„Wir hatten im Entwurf des Haushaltsplans einen symbolischen Betrag für die Projektierung eingestellt. Das Parlament hat sich mit einer knappen Mehrheit dazu entschieden, diesen Betrag für den Hochwasserschutz vorzusehen”, so Christoph Felkl. Gleichzeitig wurde aber betont, dass die Verwaltung das Projekt gleichwohl vorantreiben kann. Und genau das wollen Achim Wickel und Breitenbachs Bürgermeister nun tun. So wurde bereits ein Antrag an die Untere Naturschutzbehörde des Landkreises Marburg - Biedenkopf für die Errichtung eines Wildgeheges gestellt. „Gleichzeitig sondieren wir den Markt, ob ein solches Projekt förderfähig sein kann. Aufgrund des teilweisen Wechsels der hessischen Landesregierung müssen sich da aber erst alle noch ein bisschen einruckeln”, so der Bürgermeister. Zudem sei noch unklar, wer das Projekt am Ende betreibt.

Was jedoch klar ist: Die Wisente wären für den Ort Wiesenbach ein Alleinstellungsmerkmal – davon sind Felkl und Wickel überzeugt. Apropos Wisente: Um sich ein eigenes Bild von den EU-Projekten in Rumänien vor Ort machen zu können, wird Achim Wickel bald schon nach Rumänien fahren, gemeinsam mit Helmut Gradl und Uwe Lindner. „Wir haben von ihnen eine offizielle Einladung erhalten und möchten uns die Projektierung dort vor Ort schauen.“ Sollte die Umsiedlung nach Breidenbach nicht funktionieren, wäre dies ein möglicher Plan B für die Wisente in Feudingen.

Mehr zum Thema