Bad Laasphe. Was Polizei, Stadtverwaltung und Immobilienbesitzer sagen: Investor will keinen Zaun und Wachdienst am Seniorenheim.

Die Entwicklung ist für viele Anwohner ärgerlich: Fast sieben Jahre sind vergangen, seit die letzten Bewohner des „Fritz-Heinrich-Zentrums“ ausgezogen sind. Der AWO-Bezirksverband hat das Seniorenheim aufgegeben und verkauft. Lange gab es keine Perspektive für den Gebäudekomplex, der aktuell wieder Schlagzeilen durch Vandalismusschäden macht. Aber die Herforder Portarion GmbH & Cie. KG hat viel vor mit dem Grundstück. Das berichtet uns Geschäftsführer Thomas Henke im Gespräch.

Das leerstehende Fritz-Heinrich.-Seniorenzentrum auf der Pfingstweide in Bad Laasphe macht einen heruntergekommenen Eindruck. Vandalismussschäden zeigen sich hier am 7. März 2024.
Das leerstehende Fritz-Heinrich.-Seniorenzentrum auf der Pfingstweide in Bad Laasphe macht einen heruntergekommenen Eindruck. Vandalismussschäden zeigen sich hier am 7. März 2024. © WP | Privat

„Wir wollen bezahlbaren Wohnraum schaffen“, beschreibt Henke das Ziel für die aktuell leerstehende Immobilie. „Das Gebäude ist eine Immobilie mit hohem Sanierungsaufwand. Wir prüfen eine Komplettsanierung ebenso wie einen Abriss und Neubau. Entscheidend dabei ist für uns der CO₂-Fußabdruck“, erläutert Henke. Aktuell gebe es aber Unwägbarkeiten, die die Planungen beeinflussen. Henke nennt veränderte Förderrichtlinien des Bundes am Beispiel der KfW-Mittel, betont aber auch, dass sein bundesweit agierendes Unternehmen „noch keine Baustelle mit einem Baustopp“ habe, weil beispielsweise Baumaterialien nicht lieferbar seien.

Das Gebäude ist eine Immobilie mit hohem Sanierungsaufwand. Wir prüfen eine Komplettsanierung ebenso wie einen Abriss und Neubau. Entscheidend dabei ist für uns der CO₂-Fußabdruck.
Thomas Henke - Portarion GmbH & Cie. KG

Eigentümer sieht Behörden in der Pflicht

Was die Zukunft des Gebäudes angeht, so befinde sich Portarion in einem ständigen und sehr guten Austausch mit der Bad Laaspher Stadtverwaltung und auch Bürgermeister Dirk Terlinden.

Den Zustand mit Beschädigungen in Bad Laasphe bedauert Henke. Aber der Unternehmer macht auch deutlich: „Wir werden das Gebäude nicht einzäunen oder einen Wachdienst mit Hunden beauftragen. Wir leben immer noch in Deutschland.“ Man habe ein gutes Verhältnis zu Nachbarn des ehemaligen Seniorenzentrums und werde regelmäßig über Schäden informiert. Handlungsbedarf sieht Henke eher bei der Polizei, die das Gebiet regelmäßiger bestreifen solle.

Das leerstehende Fritz-Heinrich.-Seniorenzentrum auf der Pfingstweide in Bad Laasphe macht einen heruntergekommenen Eindruck. Vandalismussschäden zeigen sich hier am 7. März 2024.
Das leerstehende Fritz-Heinrich.-Seniorenzentrum auf der Pfingstweide in Bad Laasphe macht einen heruntergekommenen Eindruck. Vandalismussschäden zeigen sich hier am 7. März 2024. © WP | Privat

Das sagt die Polizei

Auf Nachfrage berichtet die Kreispolizeibehörde Siegen-Wittgenstein, dass die Sicherung von Gebäuden und Grundstücke zunächst einmal Sache der Eigentümer sei. Im Übrigen scheint es auch weniger häufig zu polizeilichen Einsätzen dort zu kommen: „Unser letzter Einsatz dort datiert aus Oktober 2023. Damals hatten Nachbarn gemeldet, dass Scheiben geklirrt haben und sich Jugendliche im Gebäude aufhalten sollten“, erläutert Pressesprecher Stefan Pusch. Bei dem Einsatz wurden dann aber keine Jugendlichen angetroffen oder offensichtliche, frische Schäden festgestellt.

Das leerstehende Fritz-Heinrich.-Seniorenzentrum auf der Pfingstweide in Bad Laasphe macht einen heruntergekommenen Eindruck. Vandalismussschäden zeigen sich hier am 7. März 2024.
Das leerstehende Fritz-Heinrich.-Seniorenzentrum auf der Pfingstweide in Bad Laasphe macht einen heruntergekommenen Eindruck. Vandalismussschäden zeigen sich hier am 7. März 2024. © WP | Privat

Das sagt die Stadt Bad Laasphe

„Aktuelle Planungen des Eigentümers zur weiteren Entwicklung des Gebäudekomplexes sind derzeit nicht bekannt“, berichtet Pressesprecher Jens Gesper. Das steht im Widerspruch zu den Aussagen des Investors. Allerdings hat auch das Bad Laaspher Rathaus die negativen Entwicklungen um das seit Jahren leerstehenden Gebäude im Blick: „Wie es oft bei leerstehenden Großimmobilien ist, entstehen mit zunehmender Zeit des Leerstandes Effekte des Vandalismus und der Vermüllung, so ist es auch hier“, berichtet Gesper weiter.

Die Geschichte des Fritz-Heinrich-Zentrums

1974: Das Fritz-Heinrich-Seniorenzentrum in Bad Laasphe wird errichtet. Es gibt eine enge Verknüpfung zwischen dem Eigentümer Bezirksverband Westliches Westfalen der AWO und dem Ortsverein. Der AWO-Ortsverein leistet im Heim knapp 1000 Stunden ehrenamtlicher Arbeit.

2016: Der Bezirksverband Westliches Westfalen der Arbeiterwohlfahrt will das Fritz-Heinrich-Seniorenzentrum in Bad Laasphe schließen. Es steht in Konkurrenz zum eigenen 2007 in Erndtebrück errichteten Haus, das aber nicht im Eigentum ist, sondern angemietet. Das Alter des Laaspher Gebäudes und ein von Insidern immer wieder angeprangerter Investitionsstau könnten den Ausschlag gegeben haben. Hinzu sei eine Unterbelegung von 50 Prozent gekommen.

2017: Ende März ziehen die letzten Bewohner aus. Viele der zum Teil pflegebedürftigen Bewohner sind ins Seniorenzentrum der AWO an der Struthstraße in Erndtebrück. Oder auch ins benachbarte Hessen umgezogen.

2020: Der AWO-Bezirksverband ist weiter auf Investorensuche. In der Politik wird über die Chancen wegen des hohen Wohnraumbedarfs in der Stadt diskutiert.

2021: Die Portarion GmbH aus Herford übernimmt die Immobilie von der AWO und plant dort Service-Wohnungen für Menschen ab 60 Jahren.

2023: In Bad Laasphe diskutieren Verwaltung und Politik den Kauf des Fritz-Heinrich.-Zentrums, um es als Wohnraum für geflüchtete herzurichten. Das scheitert am Votum des Rates und dem Verweis auf den hohen Investitionsstau.

Alexander Heinrich, Leiter des Fachdienstes Sicherheit und Ordnung in der Stadtverwaltung, geht von einer Zunahme dieser Effekte in den letzten Wochen aus, weist aber zugleich darauf hin, dass die sogenannte Verkehrssicherung eines jeden Gebäudes im Verantwortungsbereich des jeweiligen Eigentümers liege. Das Ordnungsamt der Stadt Bad Laasphe hat daher - wie dies in solchen Fällen geschieht - den Grundstückseigentümer auf die sich verschlechternden Zustände, Risiken und Pflichten hingewiesen und zudem die örtliche Polizeistation informiert. Die zuständigen Ordnungsbehörden haben das leer stehende Objekt daher gut im Blick und können je nach weiterer Entwicklung der Lage reagieren, so Heinrich weiter.

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