Bad Berleburg. Im Februar ziehen die ersten Bewohner in die Ederstraße. Und auch in Girkhausen könnten drei weitere Wohnungen entstehen.
Die Unterbringung geflüchteter Menschen stellt die Kommunen vor große Herausforderungen - auch in Wittgenstein. In Bad Berleburg wurde erst kürzlich, dank der Mittel aus dem vergangenen Förderbescheid zum Ankauf von Mietwohnraum, das Wohnhaus in der Ederstraße 4 gekauft. Die ersten Familien sollen dort im Februar einziehen. „Die Begehung mit den neuen Bewohnerinnen und Bewohnern hat bereits stattgefunden“, teilt Regina Linde, Fachbereichsleiterin der Bürgerdienste, mit. Um weiteren Wohnraum für geflüchtete Menschen zu schaffen, soll nun auch die alte Schule in Girkhausen energetisch saniert und um- sowie ausgebaut werden. Das geht aus einer aktuellen Beschlussvorlage für den Ausschuss für Soziales, Bildung, Sport und Kultur hervor, der am Mittwoch, 7. Februar, in Bad Berleburg tagt.
Wie Tanja Daus, Abteilungsleiterin des Immobilienmanagements der Stadt Bad Berleburg, auf Nachfrage der Redaktion bestätigt, soll durch die geplante Maßnahme, „das Gebäude und der dort bereits vorhandene Wohnraum ertüchtigt und damit langfristig gesichert“ werden. „Gleichzeitig kann durch den geplanten Ausbau der vorhandenen alten Klassenräume neuer Wohnraum für geflüchtete Familien geschaffen werden“, sagt sie. Die Planungen selbst „werden derzeit von der Fachabteilung ausgearbeitet und die notwendigen Bauantragsunterlagen vorbereitet.“ Insgesamt stünden am Ende dann sechs Mietwohnungen zur Unterbringung von Geflüchteten im Gebäude zur Verfügung.
Vom Brandhaus zum modernen Wohnhaus
Das Wohnhaus in der Ederstraße 4 in Bad Berleburg ist von innen kaum wiederzuerkennen. Am 27. August 2020 kam dort zu einem schweren Brand. Dabei hatte ein Feuer nicht nur den Dachstuhl des Hauses zerstört – durch das Löschwasser wurden auch die anderen Geschosse stark in Mitleidenschaft gezogen. Elektronik, Wände, Decken – alles musste raus.
Im Laufe der Jahre wurde das Wohnhaus von Grund auf saniert - entstanden sind sechs Wohnungen, aufgeteilt auf drei Etagen. Auch ein Aufzug befindet sich mittlerweile in dem Wohnhaus, das Fritz Kohle 1994 gekauft hatte. Bereits im Frühjahr 2023 hatte er berichtet, dass er das Haus nach der Sanierung verkaufen möchte.
Ob die Stadt am Ende damit beauftragt wird, „im Haushalt 2024 eine außerplanmäßige Baumaßnahme zur Schaffung von zusätzlichem Wohnraum für Geflüchtete durch Umbau der ehemaligen Klassenräume zu Mietwohnungen sowie durch umfassende Modernisierung der als Mietwohngebäude genutzten Räumlichkeiten in der Alten Schule Girkhausen, Berleburger Straße 20a, durchzuführen“, wird sich in den kommenden Tagen im Ausschuss und der Stadtverordnetenversammlung zeigen.
Was die Kosten für das Vorhaben betrifft, so sollen diese durch „die außerplanmäßig erhaltene Zuwendung gemäß der Verteilung von Landesmitteln zur ,Bewältigung der Krisensituationen in Folge des russischen Angriffskrieges in der Ukraine‘ sowie der Weiterleitung von Bundesmitteln im Zusammenhang mit der Aufnahme, Unterbringung und Betreuung von Flüchtlingen in Höhe von 615.734,77 Euro“ gedeckt werden. Mittel, die der Aufnahme, Unterbringung und Versorgung geflüchtetes Menschen dienen sollen.
Das Objekt selbst wurde 1928 als örtliche Schule errichtet. Es umfasst „im Erdgeschoss den ehemaligen Klassentrakt mit drei großen ehemaligen Klassenräumen sowie einem Arbeitsraum, welche derzeit allesamt als Lagerfläche genutzt werden. Im Obergeschoss sowie im Dachgeschoss befinden sich drei ehemalige Lehrerwohnungen, welche nach mehrjährigem Leerstand seit 2015 sukzessive zu Wohnzwecken reaktiviert wurden. Das Kellergeschoss verfügt über großzügige Lagerräume sowie den Heizungskeller“, wird es in der Vorlage beschrieben. Die drei bereits bestehenden Mietwohnungen, die derzeit schon bewohnt werden, sollen im Rahmen der Maßnahme modernisiert werden, „insbesondere in Bezug auf die energetische Sanierung der Gebäudehülle, Belange des Brandschutzes sowie die Gebäudeinstallation“. Durch den Umbau der ehemaligen Klassenräume könnten drei weitere Wohneinheiten geschaffen und somit die Wohnfläche auf insgesamt 500 Quadratmeter ausgeweitet werden. Hierfür benötigt es jedoch eine Baugenehmigung.
Sanierungsstau beheben
Die Maßnahme selbst schaffe laut Vorlage weitere dezentrale Unterbringungsmöglichkeiten und „bildet ein Pendant zum bereits umgesetzten Ankauf von Wohnraum in der Kernstadt sowie der derzeit im Ortsteil Schwarzenau anlaufenden Maßnahme zur Herstellung von Wohnraum in der Alten Schule Schwarzenau.“ Dort sollen durch die Nutzungsänderung und die energetische Sanierung zu sozialem Wohnraum insgesamt acht Wohneinheiten entstehen. „Die Abbruch- und Rückbauarbeiten beginnen in dieser Woche“, teilt Tanja Daus mit. „Bisher sind die Aufträge zu den Gewerken Abbruch-, Maurer- und Betonarbeiten, Elektro-, Heizungs- und Sanitärinstallationen vergeben.“
Was die vorgesehene Umbaumaßnahme in Girkhausen betrifft, so sieht die Verwaltung laut Vorlage die Möglichkeit, „weiteren Wohnraum für Geflüchtete zu schaffen, den langjährigen Sanierungsstau am Objekt zu beheben und somit das Gebäude dauerhaft als Wohngebäude zukunftsfähig aufzustellen“. Zudem könne sich „die Aktivierung von zusätzlichem Wohnraum und entsprechender Zuzug von Geflüchteten positiv auf die Dorfentwicklung auswirken“.