Wunderthausen. Ehrungen, Überraschungen und ein klares politisches Statement zur „bunten Feuerwehr“ gibt es in Jahresdienstversammlung in Berleburg.
Zwei sehr bald anstehende Abschiede prägten die Jahresdienstversammlung der Freiwilligen Feuerwehr Bad Berleburg. Für Klaus Langenberg, den Leiter der Berleburger Feuerwehr und auch für Bernd Schneider als Kreisbrandmeister war es die letzte. Beide nutzten die Bühne für Danksagungen, aber auch im Falle von Schneider auch für eine sehr deutliche politische Stellungnahme und für eine überraschende Auszeichnung.
Außerdem wurden feuerwehr-intern die Weichen für die Nachfolge im Führungsteam in Bad Berleburg gestellt. In zwei nicht öffentlichen Anhörungen wurden zunächst die Jugendfeuerwehr und dann die Einsatzabteilung durch den Kreisbrandmeister befragt. Dabei kristallisiert sich heraus, dass nach dem Ausscheiden des Berghäusers Klaus Langenberg sein bisheriger Stellvertreter Matthias Limper Stadtbrandmeister werden soll. Jens Schmidt (Bad Berleburg) wird seine Stellvertreterposten behalten und komplettiert werden soll das Trio durch Mike Radenbach (Berghausen) der nach absolvierter Fortbildung in der Versammlung zum Brandoberinspektor befördert wurde. Das letzte Wort in dieser Personalie hat nun der Rat der Stadt Bad Berleburg.
Letzter Jahresbericht für Klaus Langenberg
Klaus Langenbergs letzter Jahresbericht zeugt von Erfolgen, spart aber auch nicht mit kritischen Tönen zu Ausstattung, Ausbildung. Als positiv wertet der Wehrführer die personelle Entwicklung. Mit 476 Aktiven und 30 taktischen Fahrzeugen in der Einsatzabteilung stellt Bad Berleburg die zweitstärkste Feuerwehr im Kreis Siegen-Wittgenstein. Zuversichtlich stimmt, dass die Jugendfeuerwehr um 33 Prozent gewachsen ist und 15 Mitglieder in den aktiven Dienst entlassen hat. Mit 163 Atemschutzgeräteträgern verzeichnen die Berleburger sogar ein Plus von 23 und habe die Corona-Delle ausgeglichen. Aber 163 sind laut Langenberg „definitiv noch zu wenig“. Wie auch bereist in anderen Nachbarwehren mahnt Langenberg alle dazu, nicht bei Tauglichkeitsuntersuchungen und Belastungsprüfungen zu schludern. Als Sorgenkinder benannte Langenberg die Feuerwehrgerätehäuser, nannte den fertiggestellten Umbau in Weidenhausen, den gut laufenden in Alertshausen und hofft, dass in Raumland und Berghausen bald die Bagger rollen. Dank gebühren den Feuerwehrleuten für die viele ehrenamtlichen Stunden, die bei Instandhaltungsarbeiten geleistet werden.
Ehrungen, Ernennungen und Beförderungen
Das Feuerwehr-Ehrenzeichen in Gold für 35-jährige Dienstzeit erhalten: Jens Hof, Stefan Scholz, Marco Krämer, Dirk Fischer, Dirk Henk, THomas Wieland, Andreas Dickel, Markus Müsse, Matthias Womelsdorf und Martin Strackbein.
Das Feuerwehr-Ehrenzeichen in Silber für 25-jährige Dienst erhalten: Florian Kroh, Heiko Gruner, Marc Bänfer, Christian Hippenstiel, Reiner Knebel, Michael Julius, Tobias Krause und Jens Stremmel.
In die Alters- und Ehrenabteilung werden überstellt: Heinz-Joachim Leopold, Ernst Lückel, Stephan Wandel, Friedrich-Wilhelm Riedesel, Gerhard Riedesel, Heinz-Georg Spies, Jürgen Böhl, Dieter Kammerer, Uwe Kuhr und Friedhelm Imhof.
Zum Brandoberinspektor befördert wird Mike Radenbach. Brandinspektor ist jetzt Lukas Brune.
Zu Hauptbrandmeistern befördert werden: Andre Florin, Timo Florin, Tobias Wolf, Andre Hüster und Oliver Belz. Oberbrandmeister ist jetzt Johannes Homrighausen. Neue Brandmeister sind Marek Kautz und Alexander Moszicke.
Zu Unterbrandmeistern ernannt wurden Sascha Julius, Thomas Kroh, Jannik Brandt, Jan Engel, Alexander Womelsdorf, Felix Riedesel, Tobias Riedesel, Robin Fischer, Michael Keller und Maximilian Schade.
455 Alamerierungen
Schaut man auf die Einsatzstatistik, dann wurden die Einheiten 455-mal alarmiert und mussten zu 303 Einsätzen ausrücken. Das bedeute ein leichtes Minus. Zugenommen haben aber die Einsätze wegen Technischer Hilfeleistung und Sturmschäden. 43 Mal waren auch Brandmeldeanlagen, deren Auslösen auf technische Mängel, menschliches Fehlverhalten oder organisatorische Mängel zurückzuführen seien.
Nach den auf den Jahresbericht folgenden Ehrungen und Beförderungen hatte Bernd Schneider Langenberg das Mikrofon für eine besonderen abgenommen. Er zählte Langenbergs Vita mit 49 Jahren Freiwilliger Feuerwehr, 24 Jahren Löschgruppenführer in Berghausen, 28 Jahren in der Führung des Löschzuges 5, neun Jahren in der Wehrführung und sechs Jahren als Leiter der Feuerwehr auf und überraschte Langenberg mit der zweithöchsten Auszeichnung des Deutschen Feuerwehrverbandes: Dem Feuerwehrehrenkreuz in Silber.
Rätsel um Hammer und Meißel gelöst
Eine Würdigung gab es auch von den Leitern der Nachbarwehren, die den Abschied Langenbergs bereits mit einem Rätsel in den Dienstversammlungen in Erndtebrück und Bad Laasphe eingeleitet hatten. Auf Hammer in Erndtebrück und Meißel in Bad Laasphe folgt die Schiefertafel in Bad Berleburg. Mit diesem außergewöhnlichen Abschiedsgeschenk erinnerten Dirk Höbener und Karl Friedrich Müller an den gemeinsamen Wettbewerb im Schieferspalten in Raumland. Den hatte Langenberg verloren. Alle drei hoffen aber, dass der im Schaubergwerk noch einmal für ehemalige Wehrführer ausgetragen wird und Langenberg könne bis dahin mit Hammer und Meißel üben.
Verabschiedet wurde an diesem Abend aber auch Bernd Schneider, der als letzter ehrenamtlicher Kreisbrandmeister demnächst durch einen hauptamtlichen Kreisbrandmeister ersetzt werden soll. .
Klares politisches Statment
Schneider nutzte die Gelegenheit zu einem klaren politischen Statement. Schneider bezog Stellung zum Begriff „Remigration“ zu dem Treffen rechtsextremer und AfD-Politiker in einer Villa in Potsdam: „Das sind politische Ansichten, die wir nicht mittragen können“, bekräftigte Schneider, dass die Feuerwehr der freiheitlich demokratischen Grundordnung Deutschlands verpflichtet sei. Feuerwehrleute dürften unterschiedlicher Meinung sein, aber die Diskussion müsse demokratisch sein, weil die Feuerwehr politisch neutral sei und allen Menschen helfe, gleich welcher Nationalität, Hautfarbe, Religion oder sexueller Orientierung Menschen seien: „Die Feuerwehr ist bunt, tolerant und lebt Integration. Und wer das nicht teilt, ist bei uns falsch.“