Erndtebrück. Es war eine besondere Jahresdienstversammlung der Freiwilligen Feuerwehr. Abschiede, Gesang und ehrliche Worte prägen den Abend

Kameradschaft. Das ist das Wort, dass an diesem Abend in der Erndtebrücker Hachenbergkaserne wohl am häufigsten fällt. Das liegt auch daran, dass eine besondere Stimmung über diesem Abend im Offizierskasino liegt. Die wurde an diesem Abend von einer Neuerung besonders gefördert. Der Chor der Freiwilligen Feuerwehr Hilchenbach sang zur Totenehrung und brachte außerdem dem scheidenden Kreisbrandmeister Bernd Schneider ein außergewöhnliches Ständchen.

Wenn ich übers Wasser gehen könnte, dann würde die noch sagen, dass ich zu blöd zum Schwimmen wäre.
Kreisbrandmeister Bernd Schneider - schmunzelt über Kritiker

Der bevorstehende Abschied vom „Kreisbernd“ Ende März gehört zu den herausragenden Themen des Abends. Aber auch der bevorstehenden Abschied des Bad Berleburger Stadtbrandinspektors Klaus Langenberg und die Verabschiedung und Ehrung von weiteren verdienten Feuerwehrleuten und Unterstützern der Erndtebrücker Einheiten ließ die Jahresdienstversammlung etwas aus dem gewohnten Rahmen fallen.

Zahlen zur Feuerwehr Erndtebrück

Die Freiwillige Feuerwehr verfügt aktuell über 145 Aktive, sieben weniger also vor einem Jahr. Der Löschzug 1 Erndtebrück hat 45 Aktive, Birkelbach 28, Birkefehl 25, Womelsdorf 19 und Schameder 28. Die Zahlen stagnieren, sagt Gemeindebrandmeister Karl Friedrich Müller. Das Hauptproblem ist aber, dass von 86 Atemschutzgeräteträgern aktuell nur 42 einsatzbereit sind, weil Tauglichkeitsuntersuchungen fehlen. Die Jugendfeuerwehr zählt 37 und die Kinderfeuerwehr 58 Mitglieder.

2023 wurden 106 Einsätze gefahren: 9 Kleinbrände, 14 Brände, 43 technische Hilfeleistungen, 10 ABC-Einsätze, 23 Brandmeldeanalgen-Alarme und sieben Mal musste ein Meldekopf eingerichtet werden.

Die Freiwillige Feuerwehr verfügt aktuell über 15 Fahrzeuge.

Doch zunächst gedachte die Versammlung der toten Kameraden. Neben zwei Feuerwehrmännern, die im Juni 2023 in Sankt Augustin bei einem Einsatz starben, hat die Feuerwehrleute im Kreis aber vor allem der plötzliche Tod des Burbacher Gemeindebrandmeisters Markus Schwarze getroffen. „Das hat mich bis ins Mark getroffen“, sagte dann auch Bernd Schneider, als er ans Rednerpult trat, um ein letztes Mal als Kreisbrandmeister vor den Erndtebrücker Kameraden zu sprechen. Schneider hätte zurückblicken können, tat dies aber erst später am Abend. Stattdessen nutzte er die Gelegenheit, um den Blick vorauszuwerfen, auf die Dinge getan werden müssen und die vor allem seine Nachfolger beschäftigen werden: „Wir werden neue Wege in der Ausbildung gehen müssen. Wir mussten im vergangenen Jahr zwölf Lehrgänge absagen“, sagt Schneider. Um die Qualität der Ausbildung und die Fähigkeiten der Einsatzkräfte hochzuhalten, müssen auch weite Wege in Kauf genommen werden: „Dann wird ein Erndtebrücker für Atemschutzgeräteträger-Lehrgang nach Siegen fahren müssen, oder ein Siegener für einen Truppführerlehrgang nach Bad Berleburg.“ Schneider nimmt aber auch die Politik in Pflicht und erneuert die Forderung nach dem Bau des Gefahrenabwehrzentrums Siegen-Wittgenstein. „Wir sind der einzige Kreis, der noch keins hat in NRW.“ Und mit Blick auf die hohen Kosten sagt er: „Da wird ein Raunen durch die Bürgermeisterkonferenz gehen.“ Aber Schneider sagt auch: Bei einer Abschreibung auf 50 Jahre geteilt durch 278.000 Einwohner im Kreis „bleibt pro Jahr nicht mehr viel übrig. Und das ist für die Sicherheit der Einwohner gut angelegtes Geld.“

Der scheidende Kreisbrandmeister Bernd Schneider (links) und der Gemeindebrandmeister Karl-Friedrich Müller bei der Jahresdienstversammlung in der Hachenbergkaserne in Erndtebrück.
Der scheidende Kreisbrandmeister Bernd Schneider (links) und der Gemeindebrandmeister Karl-Friedrich Müller bei der Jahresdienstversammlung in der Hachenbergkaserne in Erndtebrück. © WP | Lars-Peter Dickel

Gemeindebrandmeister Karl-Friedrich Müller nutzte die Gelegenheit, um Bernd Schneider zu danken und ließ ihm vom Feuerwehrchor mit einem gesungenen Halleluja und dem Lindenberg-Song „Wir ziehen in den Frieden“ ein Ständchen zu bringen. Müller: „Ich glaube auch sagen zu dürfen, dass ich mit keinem in der Feuerwehr so kontroverse Diskussionen wie mit Dir hatte. Es gab sehr gute Anregungen, es gab Dinge, da hat man eine Faust in der Tasche gemacht, es gab Dinge, über die wir gestritten haben und die unsere Freundschaft dennoch gefestigt haben.“ Schneider gab dieses Kompliment gern zurück. „Das hat mich sehr bewegt, KF. Das ist schon ein bisschen ‚Time to say goodbye‘“. Und mit Blick auf seine 26 Jahre zunächst als Stellvertreter und dann als Kreisbrandmeister macht´Schneider klar: „Ich habe das schon genossen und schaue mit ein bisschen Stolz auf das, was wir geschafft haben. Es ist ein schönes Gefühl, sich um die Sicherheit seiner Heimat zu kümmern.“ Und an die Männer und Frauen im Saal gewandt sagte Schneider: „Es macht Sinn, macht Spaß, aber ist häufig sehr anstrengend“. Und mit seinem eigenen Humor bedachte Schneider auch seine Kritiker: „Wenn ich übers Wasser gehen könnte, dann würde die noch sagen, dass ich zu blöd zum Schwimmen wäre.“

Die Freiwillige Feuerwehr Erndtebrück konnte zahlreiche Beförderungen nach bestandenen Lehrgängen aussprechen.
Die Freiwillige Feuerwehr Erndtebrück konnte zahlreiche Beförderungen nach bestandenen Lehrgängen aussprechen. © Berleburg | Lars-Peter Dickel

Neben Schneider verabschiedete sich Müller auch vom ehemaligen „Polizeichef von Wittgenstein“, dem inzwischen pensionierten Bernd Dickel, und beim Amtskollegen Klaus Langenberg, der seit 2018 die Freiwillige Feuerwehr Bad Berleburg geführt hatte. Beiden danke Müller für die gute Kameradschaft.

Bundeswehr von Erndtebrücker Feuerwehr begeistert

Auch Oberstleutnant Dirk Egger bescheinigte dem Miteinander in Erndtebrück etwas besonders: „Die Verbindung zwischen Garnison, Gemeinde und freiwillige Feuerwehr ist so eng, das habe ich noch nicht erlebt. Wir sind hier in guten Händen“, machte der stellvertretende Kommandeur des Luftwaffenstandortes deutlich und verwies auf die Unterstützung, die die Feuerwehr einerseits bei den jüngsten Orkanschäden in der Kaserne geleistet habe und auch die Hilfe beim Aufbau eines mobilen Gefechtsstandes für ein großes Nato-Manöver im vergangenen Jahr.

Der Leiter der Polizeiwache Bad Berleburg, Martin Kroh, unterstrich neben den Gemeinsamkeiten bei Einsätzen und dem guten Miteinander vor allem mit Blick auf die Kinder- und Jugendfeuerwehren, in denen Toleranz, Respekt, Kameradschaft und Wertschätzung gegenüber anderen Menschen vermittelt werden, dass sie auch gesellschaftlich wichtige Werte vermittelten.

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