Girkhausen. Mädchen findet nach einem schweren Unfall Trost bei einem Stofftier, das ihr ein Rettungssanitäter geschenkt hat. Das steckt dahinter.
Charlotte ist acht Jahre alt und möchte mir eine Geschichte erzählen, die in die Zeitung soll. Deshalb ist sie ein wenig aufgeregt, aber sie freut sich auch sehr, dass sie ihre Geschichte anderen Kindern und den Lesern der Zeitung erzählen darf.
Charlotte hatte vor drei Jahren einen schweren Unfall und musste mit dem Rettungswagen in eine Klinik nach Siegen gebracht werden. Beim spielen mit ihrem Cousin ist das Unglück passiert: „Mein Cousin hat am Dach von der Regentonne gezogen und ich stand darunter“, schildert Charlotte. Dann, so erklärt sie weiter, sei ein großer Stein von dem Deckel gerutscht und auf ihren Kopf geschlagen. Der Hut, den Charlotte auf hatte, war ziemlich schnell voller Blut.
Während Charlotte mir ihre Geschichte erzählt, ist sie nicht allein. Papa Steven sitzt neben seinem Mädchen und hört interessiert zu, obwohl er die Geschichte bereits sehr gut kennt. Und noch jemand ist dabei: Charlotte hat schon die ganze Zeit einen Teddybären in ihren Händen. „Das ist der Thorsten“, sagt sie und strahlt. „Der ist überall dabei. Der geht abends mit ins Bett und der steht morgens mit auf und wenn Charlotte in die Schule geht nach dem Frühstück, dann wird Thorsten wieder hoch ins Bett gebracht und zugedeckt“, berichtet Vater Steven. Seit dem Unfall ist Thorsten immer an Charlottes Seite. „Den habe ich im Krankenwagen geschenkt bekommen. Der Mann, der ihn mir gegeben hat, hieß auch Thorsten“, erinnert sich Charlotte zurück. „Mein Thorsten war sogar schon mit im Türkeiurlaub und manchmal darf er auch mit in die Schule“, freut sich Charlotte. Ihre Mitschüler finden die Geschichte, und wie Thorsten zu Charlotte kam, immer sehr spannend.
„Wenn Charlotte ins Bett gebracht wird, dann sind der Unfall und dass ihr dort Thorsten geschenkt wurde, immer wieder ausführlich Thema - bis heute“, berichtet Steven Stössel. Charlotte lächelt und ergänzt: „Der Thorsten ist immer da, wenn ich traurig bin, oder es mir nicht gut geht“.
Das steckt hinter der Teddystiftung
Genau dies ist das Konzept der Deutschen Teddystiftung, der Thorsten, wie auch viele andere Rettungsteddys entstammen. Die Tröstebären sollen den kleinen Patienten helfen, über traumatische Ereignisse bei Notlagen hinweg zu kommen. Geboren wurde diese Idee von einem Kriminalkommissar, der ein Mädchen nach einem Gewaltverbrechen vernehmen sollte. „Damals habe ich als erstes einen Teddy für das Kind gekauft und der hat dann praktisch die wichtige Vernehmung durchgeführt“, erzählt Franz Andratzke, der heute Geschäftsführer der Deutschen Teddystiftung ist. Er und seine Stiftung haben es sich zum Ziel gesetzt, alle Rettungsmittel, Feuerwehrfahrzeuge, Polizeiwagen, und Einsatzkräfte von THW, Hilfsorganisationen und der Bundeswehr mit Rettungsteddys zu versorgen, damit sie an traumatisierte und verletzte Kinder weiter gegeben werden können. Und weil es ganz wichtig ist, dass die Kinder keinen Teddy mit Verbindung zum Notfall bekommen, tragen die Teddys der Deutschen Teddystiftung auch keine Uniform und keine Einsatzkleidung. Auf ihnen findet man kein Polizeiwappen und kein Rotes Kreuz. Sie sind neutral gehalten. „Sie sollen den Kindern Trost spenden und sie durch ihr Aussehen nicht an den Notfall erinnern“, ist erklärtes Ziel.
- Schwerer Unfall: Die Jungen Frau zögert nicht, als es vor ihr kracht.
- 300 Teddybären für die Einsatzkräfte in Siegen-Wittgenstein
- Ehepaar aus Girkhausen rettet Mann in den Alpen das Leben
- Wittgenstein hat einen Botschafter für die Rettungsteddys
Aktion ist auf Spenden angewiesen
Ansprechpartner für Wittgenstein sind der Feuerwehrmann Matthias Marburger und seine Frau Manuela aus Girkhausen: Sie sind die Botschafter der Deutschen Teddystiftung für Wittgenstein und kümmern sich darum, dass Rettungs- und Hilfskräfte immer bestens mit den flauschigen Trostspendern versorgt sind und die an betroffene Kinder und Menschen weiter gegeben werden können. Das Ehepaar koordiniert zudem, dass eingehende Spendengelder in Teddys umgewandelt werden und dann für in Not geratene Kinder in Wittgenstein verfügbar sind. „Ob eine Spende für Teddys verwendet wird, die dem THW, der Polizei, dem Rettungsdienst, oder der Feuerwehr zu Gute kommen, oder der Luftrettung – das obliegt ganz allein dem jeweiligen Spender“, erklärt Matthias Marburger. Auch eine Anschaffung von Teddys „auf Vorrat“, die dann einfach an die Organisation abgegeben werden, die als erstes wieder welche benötigt, sei möglich, erklärt Matthias Marburger. Der jeweilige Spender kann die Tröstebären auch persönlich an die Hilfsdienste übergeben. Spenden können übrigens nicht nur Privatpersonen: Auch für Firmen, Vereine oder Sportclubs ist die Spende möglich.
Der Botschafter der Deutschen Teddysitftung für Wittgenstein, Matthias Marburger, ist für weitere Fragen unter 0152-08940018 erreichbar.