Wingeshausen/Bad Berleburg. Weil der Trägerverein des Auswilderungsprojektes insolvent ist, drohte dem Schaugehege in Wingeshausen das Aus. Jetzt gibt es Hoffnung.

Der Besuchermagnet scheint gesichert. Die Wisent-Wildnis am Rothaarsteig ist nicht nur das Schaufenster des umstrittenen Auswilderungsprojektes, sondern auch eine der größten Attraktionen der Region. Während die frei am Rothaarkamm umherstreifende Wisentherde vor allem negative Schlagzeilen macht, erzählt das Schaugehege seit seiner Eröffnung im Jahr 2012 eine Erfolgsgeschichte mit rund 30.000 Besuchern jährlich.

Sitz und Stammkapital

Am Montag, 11. Dezember 2023, wurde die „Wisent-Wildnis Wittgenstein gGmbH“ in das Handelsregister B des Amtsgerichtes Siegen mit einem Stammkapital von 25.000 Euro eingetragen. Der Gesellschaftervertrag hingegen datiert den 29. November dieses Jahres.

Mehr zum Thema

Sitz der neuen gemeinnützigen Gesellschaft mit beschränkter Haftung ist die Adresse der Wisenthütte neben dem Schaugehege im Weidiger Weg 100 in Wingeshausen. Als Geschäftsführerin wurde die 31-jährige Bad Berleburgerin Kimberley Cox eingetragen. Cox war zuletzt auf der Geschäftsstelle des insolventen Trägerverein Wisent-Welt-Wittgenstein e.V. im Bad Berleburger Bürgerhaus am Markt angestellt. Cox ist laut dem Eintrag einzelvertretungsberechtigte, einzige Geschäftsführerin. Darüber hinaus wurde bislang keiner anderen Person Prokura erteilt. Kimberley Cox war am Dienstag ebenfalls nicht zu erreichen.

Ziele der neuen gGmbH

Zweck der gemeinnützigen GmbH, die im Handelsregister unter HRB13684 eingetragen wurde, ist laut dem Handelsregisterauszug die „Betreuung und der Betrieb des Schaugeheges ‚Wisent-Wildnis Wittgenstein‘“. Zu dessen Aufgaben zählen: „die Zucht von Wisenten, die Forschung über das Verhalten und die Beeinflussbarkeit der Wisente, die Veröffentlichung der entsprechenden Forschungsergebnisse, die Erarbeitung und das Anbieten von Seminaren, eines Umweltbildungsprogramms mit Informationsmaterial, Vorträgen und Fortbildungsmaßnahmen - unter anderem für Lehrer, Schüler und andere naturinteressierte Personen.“

Empfohlener externer Inhalt
An dieser Stelle befindet sich ein externer Inhalt von einem externen Anbieter, der von unserer Redaktion empfohlen wird. Er ergänzt den Artikel und kann mit einem Klick angezeigt und wieder ausgeblendet werden.
Externer Inhalt
Ich bin damit einverstanden, dass mir dieser externe Inhalt angezeigt wird. Es können dabei personenbezogene Daten an den Anbieter des Inhalts und Drittdienste übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung

Um die Gemeinnützigkeit zu erlangen, sind im Sinne des Abschnitts steuerbegünstigte Zwecke der Abgabenordnung (AO) „die Förderung von Wissenschaft und Forschung, die Förderung der Erziehung, Volks- und Berufsbildung, die Förderung des Arten- und Naturschutzes und der Landschaftspflege sowie des Umweltschutzes, die Förderung des Tierschutzes und die Förderung der Tierzucht“ aufgeführt worden.

Perspektive auch für Förderverein

Der Schachzug mit der Gründung einer gemeinnützigen Gesellschaft hat auch große Bedeutung für den Förderverein „Wisent-Welt-Wittgenstein e.V.“. Bislang unterstützte der Verein vor allem das Artenschutzprojekt und den Trägerverein. Im Winter 2022/23 kümmerte sich der Förderverein auch um die Winterfütterung der wild lebenden Tiere, nachdem der Trägerverein die Herde in die „Herrenlosigkeit“ entlassen und selbst wegen drohender Überschuldung einen Antrag auf Insolvenz gestellt hatte. Der Trägerverein hatte noch im August 2022 erklärt: „Der Beschluss war eine logische Konsequenz und aus juristischer Perspektive absolut richtig und notwendig. Denn im Falle einer Zwangsvollstreckung würde Zahlungsunfähigkeit drohen“, erklärte der durch den Verein beauftragte Rechtsanwalt Stephan Hertel. Auf diese Weise sollte laut Verein gewährleistet sein, dass Gehälter von Mitarbeitenden fortgezahlt werden und die Wisent-Wildnis in Wingeshausen geöffnet bleiben könnte. Nachdem das Insolvenzverfahren am 1. Dezember eröffnet worden ist. Musste nun eine neue Struktur geschaffen werden, um das Schaugehege offenzuhalten.

Durch die gemeinnützigen Ziele der Förderung der Wissenschaft und der Zucht der Wisente können wir unsere Satzung ändern, um die gemeinnützige GmbH zu unterstützen.
Jörn Sonneborn

„Durch die gemeinnützigen Ziele der Förderung der Wissenschaft und der Zucht der Wisente können wir unsere Satzung ändern, um die gemeinnützige GmbH zu unterstützen“, erläutert der Vorsitzende des Fördervereins, Jörg Sonneborn, die Neuausrichtung auch dieses Vereines auf die neue Struktur.

Die Wittgenstein-Berleburg‘sche Rentkammer, die die Flächen des Schaugeheges stellt, äußert sich auf Anfrage nicht dazu. Und auch die Bonner Rechtsanwältin Nada Nasser, als Insolvenzverwalterin, des Trägervereins möchte vor der Gläubigerversammlung am kommenden Freitag, 15. Dezember, am Siegener Amtsgericht keinen Kommentar zur Gründung der Wisent-Wildnis Wittgenstein gGmbH abgegeben.