Bad Berleburg. Vamed, das in Bad Berleburg ein Krankenhaus und eine Rehaklinik betreibt, schreibt tiefrote Zahlen. Das löst bei Beschäftigten Ängste aus.

Es sind schwere Zeiten für den Gesundheitsstandort Bad Berleburg. Die Vamed-Akutklinik kämpft mit den möglichen Auswirkungen der Krankenhaus-Reformen des Landes NRW und der Bundesregierung, da platzt die Hiobsbotschaft aus der Konzernzentrale in Bad Himburg hinein. Dort schaut man aktuell vor allem auf ein dickes Minus bei Vamed. Das löst auch Ängste bei den Mitarbeitern in Wittgenstein aus.

Der Mutterkonzern Fresenius setzt seinen Restrukturierungskurs fort. Wie das Handelsblatt berichtet, wächst der DAX-Konzern mit seiner Medikamentensparte und den Akutkrankenhäusern der Tochter Helios. Das Konzernergebnis soll demnach um drei Prozent auf 10,4 Milliarden Euro gestiegen sein. Wichtig in diesem Zusammenhang ist auch, dass Fresenius im Juli die Aktionäre seiner US-Tochter Fresenius Medical Care (FMC) von einer Abspaltung überzeugen konnte – das berichtet die Frankfurter Allgemeinde Zeitung.

Die US-Tochter mit dem Kerngeschäft Dialyse war vom Mutterkonzern finanziell gestützt worden. Eine hohe Übersterblichkeit von Corona-Patienten, steigende Kosten und ein Mangel an Pflegekräften trafen FMC und lösten mehrere Gewinnwarnungen beim Mutterkonzern aus. Damit das nicht mehr passiert, will Fresenius FMC nicht mehr voll in der Bilanz berücksichtigen, sondern nur als Finanzbeteiligung ausweisen – entsprechend dem Fresenius-Anteil von gut einem Drittel.

Kosten um 17 Prozent gestiegen

Der Vorstandsvorsitzende Michael Sen hat nun aber noch ein Problem: Die Tochter Vamed, an der Fresenius mit 77 Prozent beteiligt sein soll und die im Wesentlichen Rehabilitationskliniken betreibt, ist tief in die roten Zahlen gerutscht. Verantwortlich dafür seien um 17 Prozent gestiegene Kosten, so das Handelsblatt. Die für Wittgenstein gute Nachricht ist: Die Reha-Schiene bei Vamed läuft gut, es gibt aber einen Nebenzweig, der sich weltweit mit dem Bau von Gesundheitseinrichtungen beschäftigt und das verhagelt offenbar die Bilanz.

Wie die Wirtschaftswoche bereits im Mai dieses Jahres berichtet, weise die Vamed-Sparte, die weltweit Kliniken plant, errichtet und betreibt „laut einem vertraulichen Konzernschreiben ‘Performance-, Liquiditäts- und Compliance-Risiken’ auf. ‘Die aktuellen Problemfelder’ der Vamed-Gruppe hätten beim Fresenius-Vorstand ‘große Besorgnis’ ausgelöst, heißt es in einem Brandbrief aus der Rechtsabteilung des Konzerns an Vamed-Vorstandschef Ernst Wastler, seine Kollegen, Aufsichtsräte und Anteilseigner.“

Im Geschäftsjahr 2022 solle der Vamed-Gewinn von 101 Millionen auf 20 Millionen eingebrochen sein, so die Wirtschaftswoche. Die FAZ berichtet nun aktuell, dass bei Vamed bei 531 Millionen Umsatz insgesamt 31 Millionen Euro Verlust gemacht worden sein sollen.

Ein Verkauf kommt eventuell in Frage

Laut dpa schrieb Fresenius bei Vamed 332 Millionen Euro für das Einstellen von Geschäften ab. Für weitere potenzielle Wertberichtigungen und Aufwendungen erwartet Fresenius bis zu 250 Millionen Euro. Die verlustreiche Firma, bei der das Projektgeschäft schwächelte, soll noch in diesem Jahr operativ die Wende schaffen.

Aus gut unterrichten Kreisen bei Fresenius und Vamed erfuhr die Westfalenpost bereits Anfang des Jahres, dass ein Verkauf von Vamed Österreich oder auch insgesamt in Frage komme. Das Problem wäre aber, dass das Unternehmen mit einem Verlust nicht attraktiv wäre und zunächst restrukturiert werden müsste.

Wie zutreffend dies sein könnte, zeigt eine Antwort von Vamed auf eine Anfrage der Westfalenpost. Für die Vamed Gesundheit Holding Deutschland, der Muttergesellschaft für Vamed Reha- und Pflegeeinrichtungen in Deutschland, die damit auch für den Standort Bad Berleburg mit dem Akut-Krankenhaus und der Rehaklinik zuständig ist, antwortet Erik Thiel auf die Anfrage: „Aufgrund der anhaltend negativen Geschäftsentwicklung hat Fresenius Pläne für eine eingehende Analyse des Geschäftsmodells, der Governance und der relevanten Prozesse von Fresenius Vamed angekündigt.

Gleichzeitig wurde ein umfassendes und weitreichendes Restrukturierungsprogramm eingeleitet, dessen klares Ziel darin besteht, die Profitabilität des Unternehmens zu steigern. Darüber hinaus wurde eine umfassende Neubewertung der Unternehmensorganisation eingeleitet. (Dies hat bereits Ende Juni zu einer Neuorganisation des Vamed Managements geführt.)“

Zwei Bauunternehmen kommen als als potenzielle Käufer infrage

Zu dieser Aussage passt auch, dass aktuell zwei Bauunternehmen in Österreich als potenzielle Käufer für zumindest die Projekt-Sparte von Vamed infrage kommen. Vollkommen unklar ist dann aber, was diese Gesamtsituation bei Fresenius und Vamed für einen Standort wie Bad Berleburg bedeuten könnte. Aber hier rät der zuständige Gewerkschaftssekretär bei Verdi in Siegen, Jasin Nafati, zu Gelassenheit. „Die Kliniksparte bei Vamed schreibt gute Zahlen und das Kerngeschäft ist stabil.“ Für Problematisch hält Nafati die Klinikreformen aus Düsseldorf und Berlin: „Die betrachten wir kritisch.“ Nafati hält den Krankenhausstandort Bad Berleburg für den ländlichen Raum in Wittgenstein aber für „unverzichtbar“.