Bad Berleburg. Vandalismus und Diebstahl haben der Rothaarklinik schwer zugesetzt – jetzt wird sie im Internet zum Kauf angeboten. Der hohe Preis überrascht.
Die ehemalige Rothaarklinik in Bad Berleburg – in den vergangenen Monaten und Jahren machte sie vor allem aufgrund von Vandalismus Schlagzeilen und entwickelte sich mehr und mehr zu einem Lost Place. Nun ist die ehemalige Klinik erneut im Internet erschienen – dieses Mal jedoch auf einer Immobilienplattform (Immobilienscout24). Dort wird das Gebäude zum Kauf angeboten.
Angeboten wird das ehemalige Klinikgebäude dort für 4,3 Millionen Euro als „ein ehemaliges und leerstehendes Klinikgebäude, welches in ein Alten und Pflegeheim mit 149 Plätzen in 139 Einzelzimmern und fünf Doppelzimmern umgewidmet werden soll (stationäre Dauerpflege und Kurzzeitpflege)“, heißt es dort.
Doch: „Für die erfolgreiche Reaktivierung des Klinikgebäudes müssen attraktive Randbedingungen geschaffen werden, um medizinisches Personal für die Klinik gewinnen zu können. Dafür ist die Errichtung zweier Appartementhäuser im südlichen der beiden Baufelder des Bebauungsplans Spielacker geplant. Die Gebäude sollen als Unterkunft für Pflegepersonal genutzt werden. Ein positiver Bauvorbescheid von 2022 liegt hierfür bereits vor“, steht es auf dem Internetportal geschrieben.
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Zudem biete das „parkähnliche Grundstück“ laut Verkäufer mit der ehemaligen Klinik einen optimalen Standort, da es nicht weit vom Zentrum Bad Berleburgs entfernt liegt. Wer der derzeitige Eigentümer ist, konnte die Redaktion bislang nicht in Erfahrung bringen. Antworten auf die Frage, ob es denn bereits Interessenten für die ehemalige Klinik gebe, wurden vom im Internet angegebenen Immobilien-Makler bis Redaktionsschluss noch nicht beantwortet. Der Arnsberger Geschäftsmann Carsten Schulte-Müller habe nach eigenen Aussagen, mit der Bad Berleburger Immobilie „nichts mehr zu schaffen“.
Noch im Dezember 2020 hatte der Arnsberger von Plänen gesprochen, die dort eine Seniorenresidenz mit Eigentumswohnungen in gehobenem Standard vorsahen. Diese Pläne waren aber schon bereits vor längerer Zeit geplatzt. „Ich beschäftige mich nicht mehr mit dieser Immobilie und habe damit nichts mehr zu tun“, sagte Schulte-Müller Anfang des Jahres im Telefongespräch mit der Redaktion.
Gebäude in keinem guten Zustand
Seitdem kommt immer wieder die Frage auf: Was geschieht nun mit der leerstehenden Klinik? Gemäß dem Verkäufer habe die Stadtverwaltung großes Interesse daran, das leerstehende Klinikgebäude mit einem Klinikbetrieb zu reaktivieren. So steht es zumindest auf dem Immobilienportal geschrieben.
Doch was sagt die Stadt dazu? Könnte die Klinik vielleicht sogar erneut als Flüchtlingsunterkunft dienen? Zur Erinnerung: Das Gebäude am Spielacker blieb bis zur Vermietung an das Land NRW im Jahr 2014 leer. Anschließend wurde das Gebäude bis zum August 2019 als Zentrale Unterbringungseinrichtung (ZUE) für Asylbewerber und Flüchtlinge genutzt. Zwischen 300 und 500 Personen waren dort untergebracht.
„Der Bezirksregierung Arnsberg ist bekannt, dass die Immobilie vorhanden ist – als Stadt Bad Berleburg haben wir im vergangenen Jahr dazu den Kontakt zu den Besitzern hergestellt“, so Regina Linde, Fachbereichsleiterin Bürgerdienste bei der Stadt Bad Berleburg. Doch „inzwischen ist die Immobilie nach unserer Kenntnis aufgrund von Vandalismus, Rohrbrüchen etc. in keinem ganz guten Zustand. Ob sie als Landeseinrichtung taugen könnte, muss von der Bezirksregierung Arnsberg eingeschätzt werden“, sagt Regina Linde und betont: „Ein Anmieten der Immobilie als kommunale Flüchtlingsunterkunft kommt nicht in Frage – einerseits, weil der Gebäudekomplex insgesamt zu groß wäre, andererseits zu weit entfernt von der Kernstadt, weshalb die Integration der Menschen, die ja dauerhaft oder zumindest für einige Jahre Bad Berleburg zugewiesen werden, sehr schwierig wäre.“
Bezirksregierung prüft Objekte
Und die Bezirksregierung Arnsberg? „Das Land Nordrhein-Westfalen arbeitet mit Hochdruck am Ausbau weiterer Unterbringungskapazitäten im Landessystem, um die Kommunen zu entlasten. Hierzu sind wir mit vielen Kommunen und Kreisen im Gespräch und prüfen jede infrage kommende Option. Da aktuell eine Vielzahl von möglichen Liegenschaften – u. a. im Kreis Siegen-Wittgenstein – auf Eignung und möglichst schnelle Realisierbarkeit geprüft werden, können zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch keine Aussagen über die Dauer der Prüfungen bzw. mögliche Ergebnisse gemacht werden“, teilt Christoph Söbbeler, Pressesprecher der Bezirksregierung Arnsberg mit.
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Es bleibt also weiterhin offen, wie es mit der ehemaligen Klinik weitergeht, in der von 1975 an fast 40 Jahre lang Menschen mit psychosomatischen Erkrankungen therapiert wurden – „erst unter dem Dach der Wittgensteiner Kliniken AG und später unter Helios und Vamed“. Als im Jahr 2012 mehr Platz für die steigende Patientenzahl der Klinik für Psychosomatik, Psychotherapie und psychiatrische Rehabilitation benötigt und eine größere räumliche Nähe zu den anderen Fachbereichen hergestellt werden sollte, zogen 100 Mitarbeiter und 130 Patienten in den Arnikaweg um, berichtete unsere Zeitung damals.