Erndtebrück. Jan Helge Krieger ist Bikepark-Bauer und Profi-Biker. In Erndtebrück baut der 28-Jährige derzeit eine neue Anlage – für Anfänger und Experten.
2700 Kubikmeter Erde verteilt auf 1300 Quadratmetern – aufgetürmt zu Hindernissen, die Bikerherzen höher schlagen lassen. Seit Wochen schon wird auf dem Gelände neben dem Erndtebrücker Bahnhof fleißig gearbeitet, um eine Dirtbike- und Skateanlage zu errichten. Für Ersteres ist Jan Helge Krieger aus dem Siegerland derzeit oft in Erndtebrück. Immer mit dabei: seine Schaufel. „Damit fing alles an“, sagt der 28-Jährige und lacht. 2020 hat er sich als Shaper, also als Bikepark-Bauer, selbstständig gemacht und seitdem Dirtbikeparks, Wanderwege und Co. gebaut – unter anderem in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Das Projekt in Erndtebrück soll im Frühjahr 2024 fertiggestellt werden. Für den Siegerländer endete dort am Dienstag vorerst der letzte „Arbeitseinsatz“ in diesem Jahr – „witterungsbedingt“, wie er im Gespräch mit der Redaktion verrät.
Für Jan Helge Krieger sind Bikeparks eine Leidenschaft. Eine Leidenschaft, die schon in Teeniezeiten begann. Mit 14 Jahren bekam er sein erstes Dirtbike. Bikeparks aber waren damals in der Region noch eine Seltenheit. „Es gab keine offiziellen Trails, dafür jede Menge Waldwege“, erinnert er sich. Später dann erkundete er die unterschiedlichsten Anlagen – in unterschiedlichen Regionen und Ländern. Er lernte viel über sie – über ihre Beschaffenheiten und ihren Bau. Um sich sein Hobby finanzieren zu können, arbeitete er viel – unter anderem in der Gastronomie. Heute hat der gelernte Industriemechaniker seine Leidenschaft zum Beruf gemacht. „Ich wollte etwas, das mich erfüllt“, sagt er.
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Lange Zeit habe er in unterschiedlichen Firmen gearbeitet – ohne diese Gefühl zu verspüren. Das änderte sich dann 2020. In nur kurzer Zeit machte sich Jan Helge Krieger einen Namen in der Shaper-Szene, ist heute gut vernetzt. „Viele Projekte laufen über Mundpropaganda“, sagt er. Er liebt seinen Job – und den Sport. „Ich freue mich schon riesig, wenn die Anlage in Erndtebrück fertig ist und ich sie ausprobieren kann.“
Die Anlage
Ausprobiert wurden dort unter anderem die bereits aufgestellten Stahlrampen. Aber auch viele natürliche Rampen gibt es. „Hier fehlt nun die letzte Materialschicht, die den maximalen Fahrkomfort gewährleistet. Dabei handelt es sich um ein grobkörniges Mineralgemisch mit Zement, anschließend setzt sich das Material. Spätestens im Frühjahr kann dort optimal gefahren werden“, teilt die Gemeinde Erndtebrück mit. „Wichtig ist, dass vorher nicht über die Hügel gefahren wird, da sonst die Fahrspuren in den Sprüngen bleiben.“
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Der Unterbau für den Dirtbikepark wurde also bereits fertiggestellt, ebenso die grobe Anbringung einer Deckschicht, erklärt der Experte, der den Park am liebsten sofort fertigstellen würde. „Aber das macht vor dem Winter wenig Sinn. Dann fange ich im Frühjahr wieder von vorne an“, sagt er. „Wenn die Anlage im Frühjahr fertiggestellt ist, kann der Boden über die Sommermonate festgefahren werden. Zudem hat die Anlage dann bereits einige Wetterwechsel mitgemacht und ist robuster für den Winter.“
Eine Anlage, die laut Krieger sowohl für Anfänger wie auch Profis geeignet ist. „Sie ist so konzipiert, dass auch Experten dort jahrelang fahren können, ohne dass ihnen langweilig wird.“ Und noch einen Vorteil bietet die Anlage, bzw. ihren Standort: „Mit der Lage am Bahnhof, sind auch Fahrer aus Siegen oder Bad Berleburg schnell hier. Das ist wichtig, denn es gibt viel zu wenig anspruchsvolle Strecken“, sagt Krieger, der durch seine Mutter auf die Pläne der Gemeinde Erndtebrück aufmerksam wurde. „Ich habe der Gemeinde meine Hilfe angeboten und schnell signalisiert, dass ich die Anlage gerne bauen würde“ erinnert sich der 28-Jährige.
Und so kam eins zum anderen. Ein Projekt, das sowohl Krieger als auch der Gemeinde am Herzen liegt, ging an den Start. „Dieses Projekt ist eine absolute Herzensangelegenheit. Wir konnten hier einen Ort für junge Menschen schaffen, der genau auf ihre Interessen zugeschnitten ist und den sie selbst vom ersten Moment mitgestalten konnten. Das macht mich besonders stolz auf dieses Projekt. Einen Dank möchte ich daher an die Jugendlichen und jungen Erwachsenen für die tolle Unterstützung richten. An mein Team richte ich ein großes Lob für diese partizipative Herangehensweise und die gute Umsetzung der Anlage“, sagt Erndtebrücks Bürgermeister Henning Gronau.
Von der Idee bis zur Planung
Direkt neben dem Dirtbikepark entsteht derzeit eine Skateanlage. „Die Dirtbike- und Skateanlage ist ein wunderbares Beispiel dafür, wie Projekte von einer Kommune gemeinsam mit den späteren Nutzern entwickelt werden können. Aus einem Rundgang mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen durch den Ortskern wurde die Idee dieser beiden Anlagen entwickelt. Die Jugendlichen und jungen Erwachsenen waren ab diesem Zeitpunkt in die Ausarbeitung des Konzeptes eingebunden und wurden von uns auf dem Laufenden gehalten“, teilt die Gemeinde mit.
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Auch bei der Auswahl des Ortes für die Anlagen waren die Jugendlichen beteiligt. „Die Gemeindeverwaltung hat in der Zwischenzeit Fördergelder eingeworben und anschließend den Bau der Anlagen ausgeschrieben. Der Bau der Dirtbike- und Skate-Anlage fand in enger Abstimmung mit den Jugendlichen statt, die sich für den Bau dieser Anlage eingesetzt haben“, heißt es. So fand zuletzt ein Shape-Workshop statt, bei dem die Jugendlichen durch Jan Helge Krieger gezeigt bekamen, wie sie den Park auf freiwilliger Basis mit Arbeitsmaterial wie Rechen und Schaufel in Schuss halten. „Das war wirklich toll, wie begeistert die Jugendlichen dabei waren“, freut sich Krieger.
Die Skate-Anlage
„Partizipation spielte auch bei der benachbarten Skate-Anlage eine große Rolle, da auch hier engagierte Skaterfrühzeitig an den Planungen beteiligt wurden und ihre Vorstellungen bei der Auswahl und Anordnung der verschiedenen Obstacles einbringen konnten“, teilt die Gemeinde Erndtebrück mit. „Für beide Projekte konnten erfahrene Unternehmen gewonnen werden, die die Anlagen errichtet haben, die exakt auf die Bedarfe der Jugendlichen und jungen Erwachsenen abgestimmt sind.“
Den Zuschlag für die Herstellung der Skate-Anlage erhielt die Firma x-move aus Stockstadt am Main. „Zudem wurden vorbereitende und begleitende Landschaftsbaumaßnahmen von der Erndtebrücker Firma Grochowski durchgeführt.
Alle Unternehmen haben ihre Arbeiten hervorragend ausgeführt und wesentlich dazu beigetragen, dass die Maßnahme in Kürze abgeschlossen werden kann. Allen Beteiligten gilt daher ein großer Dank.“
Was die Finanzierung betrifft, so belaufen sich die Gesamtkosten für die Dirtbike- und die Skateanlage laut Gemeinde voraussichtlich auf etwa 210.000 Euro. „Ein erheblicher Teil in Höhe von über 157.000 Euro wurde aus den Förderprogrammen ,Dorferneuerung NRW’ und ,Moderne Sportstätten’ generiert. In den letzten Jahren konnten immer wieder hohe Fördersummen eingeworben werden um verschiedene Projekt umzusetzen“, teilt die Gemeinde mit.
Weitere Infos zum Bau von Dirtbike-Anlagen gibt es bei Jan Helge Krieger unter bikeparkshape@gmail.com und unter 0176-73109470.