Bad Berleburg. Seit Monaten leiden die Mieter der Berleburger Mehrfamilienhäuser unter desaströsen Zuständen. Jetzt soll ihnen auch noch Gas abgedreht werden.

Es ist eine unendliche Geschichte für die Bewohner der Mehrfamilienhäuser im Berliner Viertel in Bad Berleburg. Seit Monaten schon kämpfen sie dafür, dass sich der Eigentümer – die Plan B Private Capital GmbH – um die Probleme wie Schimmelbefall, Müllentsorgung und vor allem das Begleichen der offenen Rechnungen im Hinblick auf die Wärmezufuhr kümmert. Doch vor wenigen Tagen mussten die Bewohner der Mehrfamilienhäuser einen neuen Aushang verkraften: „Da der Eigentümer seinen Zahlungsverpflichtungen nicht nachgekommen ist, sehen wir uns bedauerlicherweise gezwungen, die Wärmeversorgung und damit auch die Warmwasserbereitung ab dem 18. September 2023 einzustellen“, teilt der Energieversorger Getec via Aushang an den Wohnkomplexen mit 13 Mehrfamilienhäusern und 127 Wohneinheiten mit. Für die Bewohner ein Horrorfilm, der bereits in Dauerschleife läuft. „Ich kann nicht mehr“, berichtet eine Mieterin der Brandenburger Straße 2. Kann die Wärmezufuhr in letzter Minute noch aufrecht erhalten werden?

Über die aktuellen Zustände im Berliner Viertel wurde auch im Ausschuss für Planen, Bauen, Wohnen und Umwelt ausführlich berichtet. Dort hieß es, dass die Stadt Mitte Juli davon erfuhr, dass der Gasversorger Getec – der die Gebäude grundsätzlich mit Gas versorgt – beabsichtigt, die Gasversorgung aufgrund fehlender Abschlagszahlungen seitens des Eigentümers zum 1. August einzustellen. Daraufhin habe die Stadt ein Gespräch zwischen Getec und einem Gesellschafter der Plan B Private Capital GmbH, der sich von einem Vertreter vertreten ließ, vermittelt. Ein Gespräch, das zunächst ergebnislos blieb. Aus diesem Grund erwog die Stadt „eine Anordnung auf Grundlage des Wohnraumstärkungsgesetzes NRW sowie die Übernahme der Abschlagszahlungen im Rahmen der Ersatzvornahme“. „Beides war später nicht mehr erforderlich, da sich bei einem weiteren, durch die Stadt moderierten, Gespräch zwischen dem Gesellschafter der Plan B Private Capital GmbH und dem Wärmeversorger Getec der Gesellschafter zur Fortsetzung der Abschlagszahlung bereit erklärte“, berichtete Carina Amos, Abteilungsleiterin Sicherheit und Ordnung der Stadtverwaltung, am Dienstagabend im Ausschuss.

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Für die Monate August und September wurden die Zahlungen also bereits erbracht. „Für den Monat Oktober wird die weitere Zahlung auf einem separaten Konto vorgehalten“, heißt es. Wie ein Sprecher von Getec der Redaktion am Donnerstag berichtete, sei die Zahlung für den Monat August zwar fristgerecht erbracht, die für den Monat September hingegen nicht mehr ganz fristgerecht. „Und das sind ja nur die laufenden Kosten“, so Stefan Hofmeister, Pressesprecher bei Getec. „Die noch offenen Forderungen belaufen sich auf einen weitaus höheren Betrag.“

Neuer Aushang in den Häusern

Aus diesem Grund wurden Anfang September erneut Aushänge in den Gebäuden angebracht, die darüber informieren, dass mit einer Einstellung der Wärmeversorgung zum 18. September zu rechnen ist – und zwar dann, wenn der Eigentümer bis zum 7. September keine Lösungsvorschläge zum Ausgleich der offenen Posten vorlegt. Doch: „In kurzfristiger und enger Abstimmung mit der Stadtverwaltung Bad Berleburg evaluiert Getec derzeit weiterführende Maßnahmen bezüglich der Wärmeversorgung des Berliner Viertels in Bad Berleburg im Sinne aller Mieter“, berichtet Hofmeister. Bislang gab seitens des Eigentümers noch keine möglichen Lösungsvorschläge in Bezug auf die offene Gesamtforderung. „Daher sahen wir uns leider gezwungen, die Wärmelieferung zum 18. September einzustellen. Diese Frist wird jetzt auf den 2. Oktober verlängert.“ Wie es danach für die Bewohner weitergeht, und ob die Monatsabschläge darüber hinaus auch ab November diesen Jahres geleistet werden, sei allerdings nicht abzusehen. „Es ist nicht auszuschließen, dass eine erneute Einstellung der Gasversorgung im Winter 2023 droht“, teilt Amos den Ausschussmitgliedern mit.

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Alleinlassen aber will die Stadt die Bewohner nicht. Die Verwaltung habe eine rechtliche Bewertung zur weiteren Vorgehensweise eingeholt. „Geprüft werden weitere Maßnahmen im Rahmen des Wohnraumstärkungsgesetzes. Um die Voraussetzungen für weitere mögliche Maßnahmen zu schaffen, betreibt die Stadt weitere Sachverhaltsermittlungen. Dazu werden die wohnungsrechtlichen Missstände dokumentiert.“ Und auch ein diesbezüglicher Erörterungstermin soll laut Bericht in der kommenden Woche mit einem Vertreter des Gesellschafters der Plan B Private Capital GmbH stattfinden.

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Für die Bewohner nur ein tropfen Wasser auf heißem Stein: „Es nimmt einfach kein Ende, eher im Gegenteil: Es wird immer schlimmer“, so eine Mieterin. „Wir leben seit Januar nur noch in Sorge. Wir sind der Eigentümergesellschaft doch völlig egal. Das sind Betrüger.“ Gemeinsam wollen die Mieter nun gegen den Eigentümer vorgehen.