Bad Berleburg. „Ich weiß nicht, wie lange ich das hier noch aushalte!“ Die Mieter der Mehrfamilienhäuser im Berliner Viertel sind am Ende ihrer Kräfte.

Die Wohnhauskomplexe in der Berliner Straße, der Bernauer Straße und der Brandenburger Straße – kurz: im Berliner Viertel in Bad Berleburg – sorgten in den vergangenen Monaten immer wieder für Schlagzeilen. Zerschlagene Fenster, Schimmel, Müllberge – für viele Mieter in den Wohnblöcken mittlerweile Alltag. Kontakt zum Eigentümer hat keiner von ihnen. Und das bereits seit Jahren. „Der einzige, den man derzeit noch erreicht, ist ein Mitarbeiter von der Firma, die mit der Vermarktung beauftragt ist“, haben uns Mieter verraten.

Die Firma mit Sitz in Frankfurt am Main sei bereits seit einiger Zeit mit dem Verkauf der Häuser beauftragt worden. Und noch etwas erfährt die Redaktion: „Ein Mitarbeiter soll nach Berleburg kommen, eventuell sogar mit einem Kaufinteressenten.“ Grund genug, sich einmal in der Brandenburger Straße 2 auf die Lauer zu legen.

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Und siehe da: Am Donnerstagmittag, 24. Mai, fährt tatsächlich ein Auto mit Frankfurter Kennzeichen vor. Wir konfrontieren die zwei Männer, die aus dem Auto aussteigen, mit den Vorwürfen und wollen wissen: Wie kommt es, dass die Wohnungen verwahrlosen? Wie kann es sein, dass die Bewohner den Eigentümer nicht erreichen können? Und was hat es mit den unbezahlten Rechnungen auf sich? Immerhin zahlen die Mieter ja Miete und Nebenkosten.

„Dazu können wir leider nichts sagen. Das können nur die Eigentümer beantworten“, heißt es. Eigentümer – das ist die Plan B Private Capital GmbH, vertreten durch die X-Direct GmbH. Am Montag erhalten wir eine Mailadresse, an die wir eben jene Fragen schicken. Und wir wollen wissen: Wie geht es für die Mieter künftig weiter? Ist die Wärmezufuhr auch in vier Monaten noch gesichert? Und: Gibt es wirklich einen Kaufinteressenten? Bis zum Redaktionsschluss am Dienstagabend lag keine Antwort vor.

Aufzug immer noch außer Betrieb

Stattdessen haben wir erneut mit einigen Mietern der Brandenburger Straße 2 gesprochen. „Der Aufzug geht immer noch nicht“, sagt Helmut Weyand, der im fünften Stock wohnt. Dabei wäre der gehbehinderte Mann dringend auf den Aufzug angewiesen – ebenso seine Nachbarin, die seit Wochen Kinderwagen, schwere Einkaufstüten und Kinderfahrrad bis in den fünften Stock tragen muss. „Ich weiß nicht, wie lange ich das körperlich noch aushalte“, sagt sie. „Und unter uns gesagt: Ich habe die Hoffnung aufgegeben, dass wir irgendwann wieder einen Aufzug bekommen.“ Aufgrund von Mängeln hatte die Bezirksregierung den Aufzug in der Brandenburger Straße 2 stillgelegt. „Der Anlagenbetreiber darf den Aufzug erst wieder in Betrieb nehmen, wenn die Mängel beseitigt sind. Er hat sich uns gegenüber bisher nicht geäußert“, teilt die Bezirksregierung mit.

Immer wieder sorgt der Müll vor den Häusern für Ärger.
Immer wieder sorgt der Müll vor den Häusern für Ärger. © WP | Ramona Richter

Und wie schaut es mit der Wärmezufuhr aus? Des Öfteren bangten Mieter bereits, dass sie eingestellt wird. „Der Eigentümer steht weiterhin mit dem Wärmeversorger in Kontakt und die Zahlungen für September und Oktober sind gesichert“, teilt die Stadt Bad Berleburg mit, die die Sorgen der Bewohner ernst nimmt. „Wir befinden uns im regelmäßigen Austausch, um gemeinsam eine langfristige Lösung zu finden. Zudem soll in dieser, spätestens nächster Woche noch einmal ein Aufräum-Trupp die Grundstücke reinigen.“

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Eine Nachricht, die vielen Mietern Hoffnung machen dürfte: „Seit Jahren schon ist Schimmel hier ein großes Problem, ebenso Ratten und Müllberge“, berichtet uns eine Mieterin. „Wir würden ja Sperrmüll bestellen, aber das darf nur der Eigentümer. Wir Mieter haben keine andere Möglichkeit, als den Müll nach draußen zu stellen, damit wir nicht darin ersticken.“