Bad Berleburg. Helmut Weyand ist gehbehindert und seine Frau schwer herzkrank. Ohne den Aufzug kommen sie nicht aus dem Haus oder zu wichtige Arztterminen.

Drei Wochen lang fühlen sie sich gefangen in ihrer eigenen Wohnung. Doch die traurige Geschichte aus Bad Berleburg soll heute ein Happy End bekommen.

Wechselnde Eigentümer

Im Sommer 2015 hat die niederländische Belfort Gruppe das Hochhaus im Paket gekauft - mit dem Plan, es von Grund auf zu sanieren. Vorbesitzer war die niederländische WVGH, ein Finanzunternehmen in Voorschoten, spezialisiert auf Anlage-Produkte wie Immobilien-Beteiligungen, Freizeitprojekte, Seniorenzentren, Immobilienfonds.

Im Januar 2016 übernahm der Mönchengladbacher Vermögensverwalter Wolfgang Reich die Immobilie mit sechs Gebäuden der Belfort-Gruppe.

Zum 1. Juni 2019 hat Reich die Häuser an die in Limburg sitzende Plan B Private Capital GmbH veräußert.

Maren (77) und Helmut Weyand (62) sind im Februar 2012 in das Hochhaus an der Brandenburger Straße gezogen, weil man vom Balkon im obersten Stockwerk einen unvergleichlichen Blick über die Bad Berleburg Kernstadt genießt. Doch diese Aussicht hat einen erheblichen Nachteil für das gesundheitlich schwer angeschlagene Paar: Seit dem 9. Juli ist der Aufzug ausgefallen und die 90 Stufen vom Hauseingang bis in den fünften Stock sind zu viel.

Facharzttermine versäumt

Das Hochhaus in der Brandeburger Straße sorgt erneut für Ärger. Hausbewohner Helmut Weyand (62) klagt über einen defekten Lift. Mit seine Gehbehinderung werden die 90 Stufen zur Tortur.
Das Hochhaus in der Brandeburger Straße sorgt erneut für Ärger. Hausbewohner Helmut Weyand (62) klagt über einen defekten Lift. Mit seine Gehbehinderung werden die 90 Stufen zur Tortur. © WP | Lars-Peter Dickel

„Meine Frau leidet an einer schweren Herzerkrankung. Sie ist hochgradig infarktgefährdet und soll jede körperliche und seelische Anstrengung vermeiden“, berichtet Helmut Weyand. Der Frührentner ist durch eine Gehbehinderung ebenfalls kaum in der Lage, die Treppe zu nutzen. Für seine Frau wäre es Gift: „Sie hat schon zwei Facharzttermine versäumt“, klagt Weyand und erzählt die ganze Geschichte.

Er hat der Immobilienverwaltung Schmidt & Müller am 9. Juli direkt Bescheid gegeben und einen Tag später sei auch schon der Monteur vor Ort gewesen, um den Schaden zu beheben. Trotzdem funktionierte der Lift nicht, weil er vom TÜV nicht wieder freigegeben wurde.

Mietminderung angekündigt

Weyand ist verärgert über die lange Wartezeit und hat bereits über seinen Anwalt eine Mietminderung angekündigt. Der defekte Aufzug ist dabei nur ein Argument für den Frührentner: „Schauen Sie sich hier doch einmal um“, sagt er zum Reporter und listet fehlende Glühlampen auf den Laubengängen und im Treppenhaus auf sowie die zerschlagenen Fensterscheiben in vielen Türen im Treppenhaus. „Die Briefkästen sind auch kaputt. Wir haben inzwischen ein Postfach, weil es vorgekommen ist, dass wichtige Post aus dem Briefkasten gezogen wurde“, berichtet Weyand über die Zustände in dem zum Teil verwahrlosten Mietshaus.

Viel Leerstand

Das Hochhaus in der Brandeburger Straße sorgt erneut für Ärger. Auch die Briefkästen sind Opfer von Vandalismus.
Das Hochhaus in der Brandeburger Straße sorgt erneut für Ärger. Auch die Briefkästen sind Opfer von Vandalismus. © WP | Lars-Peter Dickel

„Es gibt 30 Wohnungen hier. Die meisten sind leer und wir sind auch die letzten Deutschen hier“, formuliert Weyand seinen Groll – nicht wegen der ausländischen Mieter, sondern vor allem weil er sich vom erneut gewechselten Hausbesitzer allein gelassen fühlt und ein Umzug wegen der knappen Renten nicht bezahlbar sei.

Auf Nachfrage beim Hausverwalter Schmidt & Müller bestätigt Denise Thamke, dass es immer wieder zu Vandalismus gekommen sei. „Die Glühbirnen, die wir reindrehen, sind schnell wieder weg.“ Vandalismus sei auch der Grund, warum der Aufzug defekt gewesen ist. „Da hat jemand randaliert, die Deckenlampe heruntergerissen und die Kabel hingen raus.“

TÜV gibt Aufzug jetzt wieder frei.

Thamke weiß auch, warum es trotz der schnellen Reparatur so lange mit einer TÜV-Freigabe des Aufzugs gedauert habe. „Es ist Urlaubszeit“, deswegen sei der Fall vom zuständigen TÜV in Siegen nach Hagen verwiesen worden. Die gute Nachricht folgt aber direkt am Schluss: „Am Freitag ist der TÜV um 11 Uhr da.“ Ab dem 26. August also sollten die Weyands ihre Wohnung und das Haus unkompliziert verlassen.