Fischelbach. Der Windpark bei Fischelbach ist erneut genehmigt, aber Lothar Hayo und seine Bürgerinitiative geben nicht auf. Warum, das wird schnell klar.

„Die haben in zehn Jahren nichts gelernt“, sagt Lothar Hayo. Zusammen mit einer Handvoll Mitstreitern kämpft er seit 2013 für den Erhalt der Idylle im Wald zwischen Fischelbach, Banfe und Heiligenborn gegen Windmühlen.

Hayo ist kein Gegner der Energiewende an sich. Das macht der Titel seiner Bürgerinitiative „WEGAS“ deutlich. Das steht für „Windenergie-Gewinnung, aber sinnvoll“. Die Pläne des Windkraftbetreibers Juwi aus Wörrstadt begleitet Hayo seit zehn Jahren kritisch – mit unterschiedlichen Verbündeten – mit Windkraftgegnern aus anderen Kommunen oder eben der Landesgemeinschaft Naturschutz und Umwelt (LNU) und mit unterschiedlichem Erfolg. Aktuell könnten der Fischelbacher und weitere Menschen in dem Dreieck zwischen Fischelbach, Heiligenborn und Banfe wieder zu den „Verlierern“ zählen. Denn der Kreis Siegen-Wittgenstein hat Juwi neue Genehmigungen für sieben Windkraftanlagen erteilt.

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Rückblende ins Jahr 2013: Der Fokus liegt auf drei Windenergieanlagen nordöstlich von Sohl. Lothar Hayo legt den Zollstock an: Etwas mehr als 2,2 Zentimeter beträgt der Abstand zwischen der nächstgelegenen Anlage und dem Haus von Familie Frank auf der Landkarte - nur rund 550 Meter sind das in der Realität.
Rückblende ins Jahr 2013: Der Fokus liegt auf drei Windenergieanlagen nordöstlich von Sohl. Lothar Hayo legt den Zollstock an: Etwas mehr als 2,2 Zentimeter beträgt der Abstand zwischen der nächstgelegenen Anlage und dem Haus von Familie Frank auf der Landkarte - nur rund 550 Meter sind das in der Realität. © Benedikt BernshausenBenedikt Bernshausen WP | Benedikt Bernshausen

Für Hayo und seine Mitstreiter ist der Kampf deshalb aber noch nicht vorbei. „Wir prüfen die Unterlagen, müssen uns da erst einmal durcharbeiten, ob wir irgendeinen Ansatz finden“, sagt der Mann vom Sohl im Gespräch mit dieser Zeitung. Von Resignation ist da auch nach zehn Jahren nicht viel zu spüren. „Was uns zermürbt, ist nicht die Zeit. Was uns zermürbt, ist die Politik. In Berlin und in Düsseldorf wird diesen Projekten Tor und Tür geöffnet, dabei haben die in den vergangenen zehn Jahren nichts gelernt“, sagt Hayo und zählt auf, was ihm und anderen Gegnern von Windkraft stinkt: „Der 1000-Meter-Abstand zählt nicht mehr. Artenschutz ist kein Kriterium, Infraschallgutachten oder die sinkenden Immobilienpreise… Alle unsere Argumente werden einfach weggewischt. Die Hürden werden einfach kleiner gemacht.“ Hayo redet sich in Rage: „Das ist blinder Aktionismus, um das Klima zu retten.“

Der zunächst für die geplanten sieben Anlagen bei Fischelbach/Sohl eingebrachte Bewehrungsstahl ist 2016 wieder abmontiert und an anderen Baustellen von juwi eingebracht worden.
Der zunächst für die geplanten sieben Anlagen bei Fischelbach/Sohl eingebrachte Bewehrungsstahl ist 2016 wieder abmontiert und an anderen Baustellen von juwi eingebracht worden. © WP | Lars-Peter Dickel

Speicherproblem nicht gelöst

Hayo verweist darauf, dass die kritischen Themen bei der Windkraft nach wie vor ungelöst seien: „Der Strom ist nicht speicherbar. Das heißt, die Anlagen haben eine Effektivität von 22 bis 25 Prozent“, rechnet er vor, was es ausmacht, wenn eben kein Wind weht. Für den Ausfall zahle man den Stromkonzernen oder Windradbetreibern dann hohe Ausfallgelder für so genannten „Geisterstrom“, kritisiert Hayo. Viele Argumente haben Hayo und seine Mitstreiter in der Vergangenheit genutzt, um die Pläne von Juwi in Bad Laasphe zu vereiteln. Kurz nachdem der Kreis Siegen-Wittgenstein die Genehmigung für den Bau 2014 erteilt hatte, erreichten die Gegner einen gerichtlichen Widerspruch, der zum Baustopp führte. Auch aus der Fortsetzung des Baus in 2015 wurde nichts. Fast genau vor acht Jahren, am 12. August 2015, stoppten die Gegner den Bau von sieben der ursprünglich sogar zehn Anlagen erneut. In einem Eilverfahren hatten sie vor der 8. Kammer des Verwaltungsgerichtes in Arnsberg eine Entscheidung im Eilverfahren durchgesetzt. Als wichtiger Verbündeter war die LNU mit ihrem Verbandsklagerecht aufgetreten. Das Hauptargument, dem sich die Richter damals anschlossen, war die Veränderung im Landschaftsbild. Damals hieß es in der Begründung der Entscheidung wörtlich: „Soweit sich dies feststellen lässt, wird durch die geplanten Anlagen […] das Landschaftsbild nicht lediglich beeinträchtigt, sondern nachdrücklich verunstaltet.“ Außerdem würdigt die Kammer den Rothaarkamm bei Fischelbach auch als besonders schützenswerte Landschaft. Sie schrieb dazu, „dass der vorliegende Fall dadurch eine […] Besonderheit aufwirft, dass der hier betroffene Bereich zu den beeindruckendsten Gegenden des Wittgensteiner Landes gehört.“ Heute ist die Energiewende auf der Prioritätenliste der Bundesregierung weit nach oben gerutscht und das Landschaftsbild kein K.o.-Kriterium mehr.

WP_Windkraft in Bad Laasphe_4sp100mm
WP_Windkraft in Bad Laasphe_4sp100mm © funkegrafik nrw | Manuela NossuttaJill Starke

Neue Anlagen, neue Standorte

Der Windkraftbetreiber Juwi gab aber nicht auf und kündigte 2016 ein neues Genehmigungsverfahren mit neuen Anlagen an, das nun an den gleichen Standorten 5- statt bislang 3-Megawatt-Anlagen vorsah. Das verzögerte sich und wurde dann am Ende verschoben, weil man erst das Verfahren um die Windkraftvorrangzonen in Bad Laasphe abwarten wollte.

Inzwischen hat Juwi für sieben neue, größere Windkraftanlagen an zum Teil neuen Standorten, wenige hundert Meter von den ursprünglichen entfernt, die Genehmigungen erhalten und können mit den Arbeiten beginnen.

Für Lothar Hayo aber geht der Kampf gegen Windmühlen weiter.

Der Projektierer Juwi, hat auf die Anfrage der Redaktion bislang noch keine Stellungnahme abgegeben.