Bad Berleburg. . Mieter beklagen Schimmel und wollen umfassende Renovierungen. Bei ihrem öffentlichen Protest kommt Unterstützung von der „Linken“.

Innen wie außen unansehnlich, Risse in den Wänden, seit Jahrzehnten nicht renoviert — das sind die WVGH-Hochhäuser im Berliner Viertel. Möchte man hier wirklich wohnen? Die Mieter wollen es – viele von ihnen aber keinesfalls mehr zu den aktuellen Bedingungen. Mit Protestplakaten gehen sie an die Öffentlichkeit, machen auf Miss-Stände aufmerksam.

Was die Mieter besonders stört: Überall mache sich Schimmel breit. Und den zeigen sie auch beim Rundgang mit unserer Zeitung. „Es sind schon Leute im Hause krank geworden“, sagt eine Bewohnerin. Außerdem bröckelt der Putz, verfallen die Außenanlagen zusehends. Für Kinder sei das kein ungefährlicher Spiel-Platz, finden die Mieter.

Finanzunternehmen WVGH als Eigentümer

WVGH ist ein Finanzunternehmen im niederländischen Voorschoten, spezialisiert auf Anlage-Produkte wie Immobilien-Beteiligungen, Freizeitprojekte, Seniorenzentren, Immobilienfonds.

Die Hochhäuser in Bad Berleburg gehören zum DW3-Portfolio der WVGH, sollen schon seit langem renoviert werden.

Für deren Belange engagiert sich auch die „Die Linke“ im Altkreis Wittgenstein. „Eigentlich müssten die Wohnungen nach und nach saniert werden“, sagt Klaus Thielen vom Linken-Ortsverband. „Weil das hier aber ein Rendite-Objekt ist, passiert nichts.“ Thielen hat die Stadt Bad Berleburg mit den Klagen der Mieter konfrontiert – und auf „eklatante Mängel“ hingewiesen, darunter Schimmel in den Wohnungen. Hier müsse das Gesundheitsamt einschreiten, findet der Linke. Und Sozialamt oder Jobcenter sollten für hier wohnende Leistungsempfänger Mietminderung geltend machen, „um eine Verbesserung der Situation herbeizuführen“.

Manuel Spies vom städtischen Immobilien-Management hält es in seiner Antwort durchaus für „problematisch“, dass der Eigentümer bislang nicht umfassend saniert und modernisiert habe. Die angeregten Mietminderungen könne das Sozialamt auf Wunsch eines Mieters zumindest prüfen. Das Jobcenter des Kreises empfiehlt außerdem, sich Beistand von den örtlichen Mietervereinen zu holen.

Hausverwaltung hat nur Mini-Budget

Es geht um insgesamt sieben Mehrfamilienhäuser Berliner Straße 47 - 62, Brandenburger Straße 2 - 8 und Bernauer Straße 66 – alle Ende der 60er Jahre gebaut. Mit immerhin 125 Wohnungen, von denen nach Informationen unserer Zeitung derzeit etwa 110 belegt sind. Die meisten Leerstände sind an der Brandenburger Straße zu finden. Und wann wird nun endlich einmal renoviert? „Wir können nicht abschätzen, was der Eigentümer vorhat“, bedauert Denise Thamke vom Bad Berleburger Immobilien-Unternehmen Schmidt & Müller, das mit der Hausverwaltung betraut ist. Der Eigentümer – das ist die WVGH in den Niederlanden. Und der direkte Kontakt dorthin sei nicht unbedingt der beste, so Thamke, seit ein seinerzeit sehr aktiver Projektmanager nicht mehr vor Ort im Berliner Viertel aktiv sei.

Sicher: „Wir haben hier ein gewisses Budget“, erklärt Thamke – aber nur „für notdürftige Reparaturen, nicht für umfassende Sanierungen“.

Und wie sieht es mit dem geschilderten Schimmel-Problem aus? Thamke: „Da kommt dann der Anstreicher, macht das weg – und mehr können wir hier nicht tun.“

Eigentümer müsste investieren

Ungerechte Mieten – auch das hatten die demonstrierenden Bewohner kritisiert. Tatsächlich zahlen laut Thamke Bewohner, „die schon etwas länger da sind“, mit 3,60 Euro pro Quadratmeter deutlich weniger als neue mit derzeit 4,50 Euro.

Immerhin drei Hausmeister kümmern sich laut Thamke um alle Häuser, allein zwei davon um die Außenanlagen. Aber um es dort „schöner zu machen, müsste mehr Geld in die Hand genommen werden“, meint sie. Geld, dass aus den Niederlanden kommen müsste. Auch für weitere Investitionen. Aber wann?