Bad Berleburg. Die Berleburger Hundetrainerin Alisa Fiehl kennt hilfreiche Entspannungsübungen – und nimmt dabei auch die „Pöbler“ unter den Tieren ins Visier.
Verflixt! Mein Hund zerrt immer an der Leine. Er verbellt ständig Menschen, denen in auf der Straße begegne. Und er hat riesige Probleme, ohne Stress an anderen Hunden vorbeizukommen. Was mache ich bloß als Halter, damit mein Liebling bei der nächsten Hunde-Runde endlich mal entspannt mitläuft? Das kann man üben, sagt Alisa Fiehl, Hundetrainerin aus Bad Berleburg.
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Zum Beispiel beim sogenannten „Socialwalk“. Das ist „im Prinzip ein geführter Spaziergang mit maximal sechs verschiedenen Hund-Mensch-Teams“, erklärt Alisa Fiehl. Dabei gehe es gerade nicht um eine Spielparty, „sondern um entspanntes Laufen, obwohl andere Hunde anwesend sind“. Viele Hunde seien da „superaufgeregt“. Um mit Herrchen oder Frauchen beim Laufen dabei zu sein, müsse ein Hund noch nicht perfekt entspannt laufen können – vielmehr sei der Walk gerade für unentspanntere, aber auch „pöbelnde Kandidaten super geeignet“.
Oft eine Hürde: Begegnungen
Beim Walk auf Wanderwegen bei Raumland war „auch ein Hund dabei, der einmal von einem anderen Hund angegriffen wurde“, erklärt Fiehl. „Deshalb schaue ich schon vorher: Welche Hunde sind kompatibel“, brauchen also nicht noch eine Schulung vorab? Das kläre sich oft schon bei der Anmeldung. „Ich gehe mit meinem Hund spazieren und er lernt: Er muss nicht mit anderen Hunden interagieren – das ist so das Ziel“, sagt Fiehl.
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Viele Halter dächten ja immer noch: Die Hunde müssen sich beschnüffeln. Doch gerade bei Fremdbegegnungen seien die Tiere oft überfordert. Oder: Der andere Hund will die Begrüßung gar nicht. Fiehls Tipp: „Lieber Bekanntschaften pflegen und mal mit den Hunden spielen, wenn die sich kennen.“
Spezieller Kurs für „Pöbler“
Wenn man wirklich einen Hund habe mit einer „Leinen-Aggression“, bei der er ständig bellt, „dann sollte ich dem Hund als Besitzer beibringen, wie er an der lockeren Leine läuft“. Und dafür sei der Socialwalk eine gute Unterstützung. Er sei aber durchaus auch eine gute Schnupper-Runde für potenzielle Neukunden.
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Ab Herbst hat Alisa Fiehl auch wieder einen speziellen „Leinenführigkeits-Kurs für Pöbler“ unter den Hunden im Programm – samt Socialwalk im Paket. Und dann sei da noch der Online-Kurs „Chill doch mal“, um dem Hund beizubringen, sich zu entspannen. Funktioniert das? Ja, sagt Fiehl – wenn die Kamera am Rechner so gedreht werde, „dass ich Hund und Mensch sehe“. Dann seien praktische Übungen zu Befehlen wie „Leg dich hin“ oder „Bleib mal da“ auch möglich.
Hundetrainerin als Hauptberuf
Für Alisa Fiehl ist mittlerweile „Hundetrainerin mein Hauptberuf“. Ergotherpeutin – ihr erlernter Beruf – sei sie „nur noch im Herzen“, schmunzelt sie. Vom Wechsel überzeugt habe sie letztlich ihre eigene Hündin „Ani“ – ein Australian Shepard, den sie als Therapie-Begleitung ausgebildet habe. Sie sei „der Grund dafür, dass ich Hundetrainerin geworden bin, weil sie selbst kein einfacher Hund war. Zum einen brauchte ich mehr Wissen, um meinen Hund verstehen zu können, zum anderen möchte ich mit dem Wissen anderen weiterhelfen, denen es vielleicht ähnlich geht.“ Jedenfalls sei ihr Tier jetzt „der beste Begleiter, den ich mir vorstellen kann“, freut sich Fiehl. Sicher: „Es ist immer noch ein Hund mit Ecken und Kanten, aber für mich ist er der perfekte Hund.“
Übung: „Sitzen bleiben“ trotz Ablenkung
60 bis 90 Minuten dauert bei und mit der Bad Berleburger Hundetrainerin Alisa Fiehl so ein üblicher Socialwalk mit Hunden und ihren Haltern – inklusive „drei bis vier Stopps für Übungen“ rund um die sogenannte Leinenführigkeit und Hunde-Begegnungen.
Fühlen wie ein Hund
Alisa Fiehl betreibt die mobile Hundeschule „Fiehl like a dog“ und ist gerade mit ihrem Partner, der aus Wittgenstein stammt, vom hessischen Maintal nach Bad Berleburg umgezogen. Mobil deshalb, „weil ich keinen festen Hundeplatz habe“, so die Betreiberin. Aber es sei ohnehin besser, dort zu trainieren, wo die Tiere und ihre Halter schon sind.
Und der Name der Schule? „Je klarer man in seinem Auftreten dem Hund gegenüber ist, desto leichter fällt es dem Hund, einen zu verstehen und ernst zu nehmen“, antwortet Fiehl – „daher „Fiehl (feel) like a dog“.
Eine Übung beim Socialwalk befasst sich zum Beispiel mit der Situation, „wenn man sich entgegenkommt“, erklärt Fiehl. „Dann teile ich die Gruppe auf und man läuft frontal aufeinander zu.“ Bei der kurzen Begrüßung „soll sich mein Hund im Idealfall neben mich setzen“.
Bei der Übung „Sitzen bleiben“ geht es darum, dass das Tier bei Ablenkung ruhig bleibt.
Aber auch „entspanntes Warten“ könne eine Trainingseinheit sein – damit sei die gesamte Gruppe dann unterwegs auch „gut beschäftigt“.
„Und das Laufen an lockerer Leine habe ich zwischendurch immer wieder als sozusagen ,Dauerübung‘ mit drin“, erklärt Alisa Fiehl. Denn: „An gespannter Leine kann keine Entspannung eintreten.“
Manche Übungen seien aber auch nur im Einzeltraining möglich, so Alisa Fiehl. Dafür müsse sie dann den Hund eines Kunden oder einer Kundin besser kennenlernen. „Und es kommt auf die Gruppe an, ob ich dann noch ein spezielles Übungsthema aufgreife.“
Internet: www.fiehl-likeadog.de