Wittgenstein. Ortsvorsteher fordern jetzt eine schnelle Nachrüstung – und nennen Gründe, warum Warn-Apps allein bei der Alarmierung einfach nicht ausreichen.

Unwetter, Feuer, Chemie-Unfall, Hochwasser – alles gute Gründe, um die Bevölkerung im Bedarfsfall vor einer Katastrophe zu warnen. Doch: Gerade in vielen Ortschaften Wittgensteins fehlen noch Sirenen, mit denen die Warnung schnell bei Einwohnerinnen und Einwohnern ankommt. Das muss anders werden, fordern Ortsvorsteher der betreffenden Dörfer.

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Sicher: In ganz Wittgenstein sind aktuell 34 Sirenen-Standorte „funktionsfähig und durch die Kreisleitstelle Siegen-Wittgenstein einsetzbar“. Das geht aus einer Bestandsaufnahme des Kreises Siegen-Wittgenstein auf Anfrage der CDU im Kreistag hervor. Zwölf Standorte sind es in Bad Berleburg, 13 in Bad Laasphe und neun in Erndtebrück. Zum Vergleich: Nebenan im Siegerland gibt es insgesamt 150 Sirenen-Standorte in 104 Ortschaften.

Arfeld setzt auf die Feuerwehr

Auf Erndtebrücker Gemeindegebiet ist Benfe mit rund 370 Einwohnern eine der Ortschaften, wo eine Sirene fehlt. Ortsvorsteher Matthias Althaus erinnert sich zwar noch an die alte Sirene auf dem früheren Schulgebäude, heute Kita – doch die sei dann irgendwann abgebaut worden. Ein neues, modernes Gerät sei nötig, denn: „Nichts kommt schneller an als ein lautes akustisches Signal.“ Und wie das mit den Warn-Apps auf Smartphones funktioniere, habe man ja bei Corona oder bei der Flut im Ahrtal gesehen. Außerdem erreiche man mit einer App viele ältere Mitbürgerinnen und Mitbürger nicht. Im Gespräch mit unserer Redaktion kündigt Althaus an, das Thema demnächst noch einmal auf die politische Agenda in Erndtebrück zu bringen.

Hesselbach einen Schritt weiter

„Der Wunsch nach einer Sirene ist natürlich da“, sagt Kai-Uwe Jochims, Ortsvorsteher von Arfeld. Allerdings sei das 850-Einwohner-Dorf sehr weitläufig, gibt er zu bedenken – ob da ein zentraler Standort reiche? Mit Blick auf Katastrophen anderswo sei es wichtig zu warnen, wenn die Bevölkerung im Notfall Fenster und Türen geschlossen halten müsse. Für das weitere Vorgehen in Sachen Sirene setzt Jochims auf die örtliche Feuerwehr.

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Förderung beantragt

Für die folgenden Wittgen­steiner Standorte wurden im Rahmen des „Sirenenförderprogramms NRW“ Fördergelder beantragt.

Bad Berleburg: Schützenstraße, Schloßstraße, Am Breitenbach, Poststraße und Am Sportfeld in der Kernstadt, Hauptstraße in Aue, Industriestraße und Am Grünen in Raumland, Zum Kinderzentrum in Berghausen.

Bad Laasphe: Ortschaften Niederlaasphe, Laaspherhütte, Herbertshausen, Hesselbach, Bermershausen, Rüppershausen, Holzhausen, Amtshausen.

Schon einen guten Schritt weiter ist Walter Bohner, Ortsvorsteher in Hesselbach mit seinen rund 540 Einwohnern: Für eine Sirenen-Anlage am Dorfgemeinschaftshaus hat der Kreis bereits Gelder aus dem „Sirenenförderprogramm NRW“ beantragt. Dieses Programm hatte Bohner bereits Ende September 2022 zum Anlass genommen, den Wunsch nach einer Sirene für den Ort im Bad Laaspher Rathaus anzusprechen. Die Fördertöpfe sind leer – das sei damals die erste Reaktion der Stadt gewesen.

Kreis: Altanlage nicht einfach reparierbar

Daraufhin habe er sich sowohl an die heimische SPD-Bundespolitikerin Luiza Licina-Bode als auch an die Bad Berleburger CDU-Landtagsabgeordnete Anke Fuchs-Dreisbach gewandt, so Bohner. Offenbar hat das geholfen. Inzwischen habe die Stadtverwaltung auch alle Ortsvorsteher mit der Vera-App fürs Smartphone ausgestattet, die sich jetzt immer donnerstags mit einem Probealarm melde. Doch „nur mit einer Sirene kann ich den allergrößten Teil der Bevölkerung erreichen“, ist Bohner überzeugt. Derzeit höre man in Hesselbach wohl höchstens die Sirene aus dem nahen hessischen Breidenbach – aber auch nur, wenn die Windräder in der Umgebung nicht liefen.

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Wichtig zu wissen: „Die neuen und die zu ertüchtigenden Sirenen müssen technischen Mindestanforderungen entsprechen, so dass Altanlagen nicht einfach repariert oder durch moderne TETRA-Empfänger (Digitalfunk) in das Sirenennetz eingebunden werden können“, erläutert in der Bestandsaufnahme Thiemo Rosenthal, im Kreishaus Dezernent für Gesundheit, Sicherheit und Bevölkerungsschutz.